Die Geschichte, wie Stephanie Fronecke TFA wurde, liest sich ungewöhnlich: Was mit einem Freiwilligen Ökologischen Jahr begann und gedacht war, die Wartezeit bis zum Beginn des Tiermedizinstudiums zu überbrücken, entwickelte sich für sie zur großen Liebe in beruflicher Hinsicht.
Als der ersehnte Studienplatz dann endlich frei war, lehnte sie ihn ab. Sie hatte ihre Berufung bereits gefunden – und ist heute mit dieser Überzeugung und Leidenschaft genau da angekommen, wo sie diese Eigenschaften am besten einsetzen kann: Als TFA im Tierheim Berlin hilft sie mit ihren Kollegen täglich Tieren, für die sich sonst niemand zuständig fühlt.
Besondere Bedingungen
Stephanie Fronecke kennt das Tagesgeschäft in der Kleintierpraxis von unterschiedlichen beruflichen Stationen. Unter anderem arbeitete sie jahrelang in einer Überweisungs-Fachpraxis für Bildgebende Verfahren und Chirurgie, in der sie die meisten Tierpatienten nur ein einziges Mal zu sehen bekam. Ihre Arbeit in der Praxis, die zum Tierheim Berlin gehört, unterscheidet sich in dieser Hinsicht sehr grundlegend von ihrem vorherigen Job: Bei Tieren aus dem Bestand des Tierheims und Fundtieren werden akute Fälle intensiv und falls nötig mehrmals täglich betreut, während die chronischen Fälle der Tierheimpraxis oft als Dauerpatienten – sogar über die Vermittlung hinaus – erhalten bleiben.
Stephanie Fronecke und das Praxis-Team des Tierheims (8 Tierärzte, 9 TFA und 4 Azubis) entscheiden gemeinsam mit den Tierpflegern, welche Behandlung für das Tier am besten ist. „Das Tierwohl hat bei uns oberste Priorität. Wir machen alles, was medizinisch notwendig und sinnvoll ist.“ Aufgrund des hohen fachlichen Standards in der tierheimeigenen Praxis können zahlreiche Untersuchungen und Behandlungen – einschließlich z. B. der Physiotherapie mit Wasserlaufband – direkt vor Ort durchgeführt werden.
Das Pflegefall-Konzept im Tierheim Berlin
Da Tiere mit chronischen Erkrankungen schwierig zu vermitteln sind, wurde im Tierheim Berlin das „Pflegefall-Konzept“ entwickelt. Stellt sich bei der Untersuchung eines Tierheim-Tieres heraus, dass es bereits an einer chronischen Erkrankung leidet, wird diese Krankheit nach der Vermittlung kostenlos im Tierheim weiterbehandelt.
Schlüsselfaktor Ernährung
Der richtigen Ernährung kommt im Tierheim Berlin besondere Bedeutung zu. „An einer guten und für das Tier passenden Ernährung sparen wir nicht, und schon gar nicht bei Tieren mit über die Nahrung zu steuernden Erkrankungen“, weiß Stephanie Fronecke – denn mit der richtigen Diätetik lassen sich Behandlungskosten reduzieren. „Die richtige Diätnahrung hilft uns, Allergien und Hauterkrankungen in den Griff zu bekommen, und Tiere mit Leber- oder Nierenerkrankungen optimal zu unterstützen.“ Aber auch für gesunde Tierheimtiere lohnt sich eine hochwertige Ernährung: Ob Mutterhündin aus schlechter Haltung, mutterloser Katzenwelpe oder verstörter Junghund mit Stressdurchfall – eine ausgewogene und hochverdauliche Nahrung hilft den Tieren, mit ihrer nicht einfachen Situation besser zurechtzukommen.
Jeden Tag sein Bestes geben
Stephanie Fronecke hat einen Job, der sie 365 Tage im Jahr nicht loslässt, nicht einmal in ihrer Freizeit. „Manchmal ist es schwer, wenn man sich von besonderen ‚Lieblingen‘ trennen oder erkennen muss, dass man sie nicht alle retten kann“. Trotzdem würde sie sich immer wieder für den Beruf und das Tierheim entscheiden, denn die Liebe zu Tieren ist auch nach vielen Jahren im Beruf ihr größter Antrieb. Und sie kann sich nicht vorstellen, dass sich daran jemals etwas ändern wird.
Der Originalartikel zum Nachlesen:
Für alle Felle: TFA im Tierheim Berlin. tk 2019; 15(02): 27. DOI: 10.1055/a-0884-5568.