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StudiumTiermedizin: PhD-Programm am Clever Dog Lab Wien

Die Tiermedizin bietet so viele Arbeitsmöglichkeiten wie kaum ein anderer Beruf. Neben dem klassischen Tierarzt in der Praxis existieren noch unzählige Möglichkeiten, um veterinärmedizinisch tätig zu werden. In diesem Artikel stellen wir ein PhD-Programm in der Verhaltensforschung vor.

Clever Dog Lab Wien

Das Clever Dog Lab (CDL) ist ein Forschungslabor des Messerli Forschungsinstituts an der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Im CDL werden Studien durchgeführt, um wissenschaftliche Fragen zur Kognition und zum Verhalten von Hunden mithilfe freiwilliger Hundehalter*innen und ihrer Hunden zu beantworten. Die Studien werden von Praktikant*innen, Student*innen und Doktorant*innen durchgeführt und von verschiedenen Wissenschaftlern des Messerli Instituts betreut.

Wir haben mit 2 Doktorandinnen gesprochen, die ihre Erfahrungen mit dem PhD-Programm der Veterinärmedizinischen Universität mit uns geteilt haben.

 

Louise Mackie

Louise ist seit Herbst 2021 PhD-Studentin am Clever Dog Lab. Sie hat einen Bachelor in Psychologie und einen Masterabschluss in Evolutions- und vergleichender Psychologie. Louise kommt ursprünglich aus Schottland, wo sie im Laufe ihres Studiums schon mit verschiedenen Spezies, beispielsweise Schimpansen, gearbeitet hat.

Sabrina Karl

Sabrina hat im Herbst 2017 ihren PhD am Clever Dog Lab begonnen. 2006 schrieb sie ihre Diplomarbeit im Fach Biologie im Bereich Amphibien und arbeitet seit 2010 auch als Hundetrainerin. Im Zuge ihres Studiums qualifizierte sie sich für die verschiedensten Bereiche der Zoologie, Geobotanik, Phytopathologie sowie Psychologie.

Welche Vorkenntnisse hattest Du vor Deinem PhD im Bereich Verhaltensforschung?

Louise: 

Ich habe einen einjährigen Master of Science in Evolutions- und vergleichender Psychologie an der University of St. Andrews gemacht. Ich habe dort die Ursprünge des menschlichen Verhaltens und die Ähnlichkeiten zwischen Tieren und Menschen in ihren kognitiven Fähigkeiten, wie Entscheidungsfindung und Kommunikation, untersucht.

Sabrina

Nach dem Abitur habe ich Biologie studiert und mich auf Zoologie/ Verhaltensbiologie spezialisiert. Während des Studiums und auch danach habe ich in verschiedenen Büros und zusätzlich als Hundetrainerin in einer Hundeschule gearbeitet. Anschließend habe ich als Forschungsassistenz/ Hundetrainerin im CDL gearbeitet.
 

An welchem Projekt arbeitest Du gerade?

Louise:


Die erste Studie im Rahmen meiner Promotion läuft gerade. Ich untersuche, inwieweit Priming-Ereignisse beeinflussen können, wie ein Hund die Handlungen seines Besitzers kopiert. Wir Menschen sind in hohem Maße auf soziales Lernen angewiesen, wenn wir jung sind. Wir beobachten und lernen von unseren Vorbildern wie unseren Eltern oder Lehrern. Menschen neigen sogar dazu, selbst irrelevante Handlungen, die Erwachsene vormachen, zu imitieren und zu kopieren. In meiner Studie wird dieses Verhalten bei Hunden untersucht, indem Hunde eine Aufmerksamkeitsaufgabe oder einen Beziehungstest absolvieren müssen, bevor sie sehen, wie ihr Besitzer eine Handlungssequenz vorführt. Diese Erfahrungen können Hunde auf bestimmte Kontexte vorbereiten und möglicherweise ihre Imitationsverhalten beeinflussen, so wie dies bei menschlichen Kindern der Fall war. 

 

Sabrina:


Ich untersuche die Mensch-Hund-Beziehung mit Hilfe von verschiedenen Methoden (Verhaltens-, Eye tracking- und MRT-Tests). Verhaltensstudien konnten zeigen, dass Hunde sich gegenüber ihren Haltern wie kleine Kinder gegenüber ihren Müttern verhalten. Sie zeigen z.B. bestimmte Bindungsverhalten in stressigen Situation wie bei der Trennung vom Halter oder weniger explorieren wenn eine fremde Person im Raum ist. Es war allerdings noch nicht bekannt, ob die Mensch-Hund-Beziehung auch auf neuronaler Ebene ähnlich zur Mutter-Kind-Bindung ist. Daher habe ich meinen Hunden nach dem aufwendigen Training für den eye-tracker und den MRT-Scanner kurze Videos von ihren Haltern und im Vergleich bekannte und unbekannte Personen gezeigt und konnte feststellen, dass bei der Betrachtung der Halter die Hunde ähnlich wie bei Menschen Hirnareale aktiviert waren, die mit Emotionsverarbeitung und Bindung zusammenhängen. Zudem haben sie ihre Halter im eye-tracker etwas länger angesehen, welches ebenfalls auf eine übergeordnete Rolle der Halter im Leben der Hunde hinweist.

 

Wie hast Du vom CDL erfahren?

Louise:

Ich habe während meines Masterstudiums erfahren, dass an der Veterinärmedizinischen Universität PhD-Studenten für kognitionsbiologische Projekte gesucht werden. Ich habe dann einige Veröffentlichungen des CDL gelesen, während ich über das vorgeschlagene Projekt recherchierte.


Sabrina:
 

Auf einer „Tellington TTouch“ - Fortbildung in Wien habe ich Karin Bayer kennengelernt und sie hat mir von dem ausgeschriebenen Job als Hundetrainerin mit vorzugsweise wissenschaftlichem Hintergrund erzählt und das war meine perfekte Chance endlich Biologie-Studium und professionelles Hundetraining zu vereinen und ich habe mich beworben.
 

Was gefällt Dir an Deinem PhD?

Louise:

Das CDL ist ein großartiges Umfeld, in dem ich viele nette gleichgesinnte Forscher kennengelernt habe. Ich liebe die Ressourcen für die Datenerhebung; es gibt ein großartiges Videoaufnahmesystem und eine riesige Datenbank, um Hunde und ihre Besitzer zu rekrutieren. Die Promotion bietet mir viele Möglichkeiten, während meiner Zeit hier an Seminaren, Kursen und Konferenzen teilzunehmen, und ich kann mich über andere Tierarten und die aktuelle Forschung in der Verhaltenswissenschaft informieren. Zum Beispiel befindet sich auf dem Campus der Fakultät auch das Goffin-Kakadu-Labor, welches ich besuchen konnte. Dort wird ebenfalls Kognitionsforschung betrieben, um ein besseres Verständnis der Intelligenz von Arten, die entfernt mit uns verwandt sind zu entwickeln.


Sabrina:
 

Einerseits aktiv in der Forschung tätig zu sein und der Versuch die kognitiven Fähigkeiten von Hunden und deren Bindung zum Menschen zu untersuchen und zu beleuchten und andererseits mit vielen verschiedenen Menschen zusammenzuarbeiten und deren spannende Projekte und Forschungen kennenzulernen; zudem die persönliche Weiterentwicklung und das Wachsen an seinen Aufgaben.
 

Und was gefällt Dir nicht so gut?

Louise:
 

Die Promotion selbst ist wahrscheinlich einer der besten Jobs, die ich je hatte, aber das Schlimmste ist der Umgang mit administrativen Fragen. Zum Beispiel war die Einschreibung für mich (unnötig) kompliziert. Außerdem können Rückerstattungen für Material und Futter für einen Versuch manchmal sehr mühsam sein.

Sabrina:

Der ständige Druck, z.B. veröffentlichen zu müssen; die bleibende Unsicherheit, ob und wie es danach weitergeht; in meinem Fall, die große Verantwortung zwei PhD-Projekte zu ermöglichen, da ich gleichzeitig ausreichend Hunde trainieren und testen musste, um Studien durchzuführen und zu veröffentlichen und gleichzeitig selbst als PhD Student lernen, mein Wissen erweitern, bestimmte Voraussetzungen erfüllen (ECTS Punkte sammeln etc.) und meine Forschung schaffen musste.
 

Möchtest du nach deiner Promotion weiter in der Verhaltensforschung arbeiten?

Louise:

Ja! Ich bin sehr dankbar, dass ich diesen Karriereweg einschlagen kann, und ich hoffe, dass ich nach der Promotion einen Post-Doc machen und meine Erfahrungen aus meinem Master in der Arbeit mit Primaten erweitern kann. Jeden Tag lerne ich mehr über die Art und Weise, wie andere Spezies sind, was in ihren Köpfen vor sich geht und auf welch lustige Weise sie sich individuell ausdrücken. Ich hoffe, dass diese Art von Forschung die Menschen dazu ermutigt, im Umgang mit anderen Tieren offen zu sein, denn wir wissen schließlich nicht alles über sie.


Sabrina:

Ja, ich würde sehr gerne weiter in diesem Bereich arbeiten, aber an der Uni gibt es selten Postdoc oder feste Stellen und wenn kann man nur über Förderanträge weiter an der Uni bleiben, aber diese müssen vorher brillant durchdacht, ausgearbeitet, eingereicht und (ca. 4-5 Monate später) angenommen werden und das ist kaum möglich, während man seinen PhD macht und abschließt.
 

Würdest Du das PhD-Programm am CDL empfehlen?

Louise:

Natürlich, wenn man ernsthaft an der Arbeit mit Hunden und ihren Besitzern interessiert ist, dann ist das CDL der perfekte Ort, um Verhaltensforschung mit Hunden zu betreiben. Man muss sich bewusst sein, dass eine Promotion eine lange und gründliche Analyse unbeantworteter wissenschaftlicher Fragen ist, dass man sich ständig neuen Herausforderungen stellen und an seinen Forschungsfähigkeiten arbeiten wird. Man sollte sich außerdem sicher sein, dass die Tierart und das Thema etwas sind, mit dem man mehrere Jahre lang zufrieden sein kann!


Sabrina:

Ich war ein Sonderfall und wurde von der Messerli Stiftung finanziert und war mit dem DK-PhD Programm der Uni Wien assoziiert – das war sehr schön, da uns viele Hilfestellungen und eine sehr gute vielseitige Betreuung zur Verfügung gestellt wurden; den PhD im CDL zu machen, war auch sehr gut, da das genau meine Expertise und Interessensgebiet ist und ich von Prof. Huber sehr gut betreut wurde – allerdings würde ich empfehlen, weitere PhD-Projekte mit Hundetrainern zusammen zu machen, so wie es jetzt mittlerweile gehandhabt wird, um eine Doppelbelastung des PhD Studenten selber zu vermeiden.

 

Das Interview führte Laura Nipperdey, stud. Vet.med an der Universität Leipzig.