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InterviewZwischen Sektionstisch und Hörsaal – Im Gespräch mit Prof. Achim Gruber

Zwischen Sektionstisch, Hörsaal und Forschungsanträgen – ein Interview mit einem Tierpathologen, Professor und Forscher aus Berlin, Prof. Dr. Achim Gruber.

privat

Professor Gruber, möchten Sie sich unseren Leser*innen kurz vorstellen?

Gebürtig zwischen Ruhrgebiet und Münsterland vor 56 Jahren, aufgewachsen mit vielen Haustieren zwischen chemischer Industrie und Kohlezechen wollte ich eigentlich Kleintierarzt werden und habe das auch bis kurz nach dem Studium konsequent verfolgt. Danach war klar, dass ich Pharmakologe werde und dann bin ich doch in der Patho gelandet, was ich bis heute wegen der „Adlerperspektive“ nicht bereue!
Studiert habe ich an der TiHo - eine Zeit, die sicher zu den besten meines Lebens gehört! Danach folgten die Promotion in der Pathologie an der TiHo und 4 Jahre an der Cornell-Universität in New York, wo ich einen PhD-Grad (einen „Doctor of Philosophy“, der aber mit Philosophie nichts zu tun hat…) im Bereich der Krebsforschung erworben habe. Zurück nach Deutschland blieb es intensiv: Familie, Habilitation, erste Professur, zweite Professur und so weiter. Ich erhielt 2003 einen ehrenvollen Ruf auf die Leitung der Pathologie in London, den ich jedoch aus familiären Gründen ablehnte. Karriere geht nicht immer vor. Den nachfolgenden Ruf auf die Leitung in Berlin nahm ich (besser: meine Familie) gern an! Nun sitze ich hier schon seit 17 Jahren im „ollen“ Lehrstuhl von Kernpreußen und versuche mein Bestes….

Prof. Dr. Achim Gruber ist Tierpathologe und Geschäftsführender Direktor am Institut für Tierpatholgie des Fachbereichs Veterinärmedizin der Freien Universität Berlin. Er hat bereits ein Buch "Das Kuscheltierdrama" veröffentlicht und bringt Ende des Jahres 2023 sein zweites Buch "Geschundene Gefährten" auf den Markt.


Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

Es ist schon sehr viel und komplex, das meiste kennen Sie: Vorlesungen, Obduktions- und Biopsiediagnostik, gaaanz viel Institutsleitung, also Verwaltung, Personal- und Geldsachen und noch mehr Forschung, Forschung, Forschung. Dazu gehört leider auch das Schreiben von vielen Anträgen, denn das Geld für die Forschung muss eingeworben werden! Und natürlich Veröffentlichungen schreiben: Was wir so publizieren finden Sie auf unserer Homepage.
Mein Tagesablauf? In der Regel von 8:30 bis etwa 20 Uhr nonstop, aber ich lasse es auch mal lockerer angehen und liebe Flexibilität!

Wie sind die Arbeitszeiten bzw. schaffen Sie eine Work-Life-Balance?

Ich habe eine etwa 60-Stundenwoche, mal mehr, mal weniger. Und die Wochenenden sind nur für die Familie da. Dabei schwankt es aber saisonal stark. Meine Work-Life-Balance finde ich o.k., denn ich mache noch viel nebenher. Früher ging ich viel Segeln, dann kamen Frau und Familie/Kinder, Sport, Hobbies, Garten, Jagd, Freunde und natürlich Tiere. Wie das alles reinpasst? Es passt, auch wenn´s manchmal quietscht und die Erholung zuweilen etwas zu kurz kommt. Ich leide aber nicht!

Welches Gehalt kann man erwarten?

Ein klassisches C4-Professorengehalt, das finden Sie im Internet.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten?

Ich liebe Wissenschaft und Diagnostik sowie die Arbeit mit jungen, hoch motivierten Leuten. Wir haben ein tolles Team im Institut! Meine Arbeit ist international, es gibt wahnsinnig viel Abwechslung und Möglichkeiten etwas zu gestalten, Freiheit und gleichzeitig Sicherheit!

Und was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit am wenigsten?

Dass ich wohl in 10 Jahren aufhören muss…

 

Was war Ihr bisher spannendster Fall?

Davon finden Sie mehrere im Kuscheltierdrama: Das Walross mit Atherosklerose, das Pferd „unter der Decke“ und immer wieder Gehirngewebe unter dem Mikroskop in Proben, die als Nasenbiopsien von kurzköpfigen Hunden angekündigt werden…

Was hat Sie dazu bewogen ein Buch zu schreiben?

Die Geschichten mussten einfach raus. Erst wollte ich nur meine „besten Fälle“ zum Besten geben, doch dann wurde es eine Erzählung darüber, wie die Gesellschaft = „wir Menschen“ mit Tieren umgehen. Die Tierpathologie hält den Menschen einen Spiegel vor, und dafür steht „Das Kuscheltierdrama“. Aber ganz besonders habe ich es auch für den tierärztlichen Nachwuchs geschrieben, als „besondere Lehrstunde“ darüber, was Sie im richtigen Leben erwartet.

Haben Sie weitere Bücher geplant?

Ja! Das nächste Buch ist fertig und liegt schon beim Verlag im Druck, es wird wohl im September erscheinen. Meine Tochter nennt es die „Hardcore“-Version des Kuscheltierdramas, aber mit thematischem Schwenk und noch mehr Geschichten, Spiegeln, Aufklärung und Schmunzeln…

 

Interview von Laura Nipperdey und Rieka Groth.