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Zecken2025: Forschende erwarten zeckenreiches Jahr

Vergangenes Jahr wurde die zweithöchste Zahl an FSME-Fällen seit Beginn der Meldepflicht verzeichnet. Auch dieses Jahr wurden schon die ersten Fälle gemeldet. Expert*innen raten daher dringend zur Impfung.

Zecke
andrei310/stock.adobe.com

Durch die warmen Winter sind Zecken ganzjährig aktiv, viele überleben die milden Wintermonate.

Insgesamt 686 FSME-Fälle verzeichnet das Robert-Koch-Institut im Jahr 2024 in Deutschland. Nach einem Rekord im Jahr 2020 mit 718 Fällen ist 2024 damit das Jahr mit den zweithöchsten Fallzahlen.

Seit einigen Jahren schon sehen die Forschenden einen zweijährigen Rhythmus mit hohen Erkrankungszahlen in jedem 2. Jahr statt wie früher in jedem 3. Jahr. Mittlerweile sei ein deutlich ansteigender Trend erkennbar, betont Prof. Dr. Mackenstedt, Leiterin des Fachgebiets Parasitologie der Universität Hohenheim: „Seit 2017 steigen die Fallzahlen kontinuierlich an. Aktuell ist jedoch noch unklar, wie hoch die Erkrankungszahlen im Jahr 2025 ausfallen werden.“

Infektionen vor allem in Süddeutschland

Auch 2024 fanden sich rund 80% der Fälle in Süddeutschland: „Baden-Württemberg meldete 226 Fälle, in Bayern waren es 311“, führt Prof. Dr. Mackenstedt aus. „Bis auf Hamburg und Schleswig-Holstein haben allerdings alle Bundesländer Fälle in 2024 gemeldet“, so Prof. Dr. Dobler, Leiter des Nationalen Konsiliarlabors für Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr. „Das Risiko sich mit FSME zu infizieren, besteht inzwischen also in ganz Deutschland.“

Nördlich der Mittelgebirge seien die Fallzahlen zwar deutlich niedriger, doch auch hier zeige sich ein ansteigender Trend: „Neben Bayern im Süden melden Sachsen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin Höchststände für das Jahr 2024 bei den Erkrankungen“, erläutert Prof. Dr. Dobler.

Ebenso auffällig: Auch in Landkreisen, die nach Definition des Robert-Koch-Instituts nicht als Risikogebiete gelten, wurden Fälle gemeldet.

Zecken mittlerweile ganzjährig aktiv

Schon jetzt seien die ersten FSME-Fälle dieses Jahres zu verzeichnen – unter anderem in Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen, fügt Prof. Dr. Dobler hinzu: „Bis zum Ausbruch der Erkrankung vergehen etwa 3 Wochen. Die Infektionen müssen also mitten im Winter stattgefunden haben.“

Der Grund dafür: Zecken als Überträger der Viren können aufgrund des Klimawandels ganzjährig aktiv sein. „Die Tiere sind bereits ab 5 °C aktiv“, erklärt Prof. Dr. Mackenstedt. Außerdem würden die milden Temperaturen dazu beitragen, dass immer mehr Zecken den Winter überleben, so die Parasitologin: „Temperaturen bis zu -7 °C können sie problemlos für einige Tage aushalten.“

FSME-Risiko steigt auch in nicht betroffenen Gebieten

Eine daraus resultierende Beobachtung: Mit dem FSME-Virus infizierte Zecken treten immer öfters in bisher nicht betroffenen Gebieten auf. „Es gibt immer wieder neue FSME-Stämme, die aus Osteuropa Richtung Westen ziehen“, so Prof. Dr. Mackenstedt. Ein Stamm aus Polen etwa sei zunächst in Sachsen-Anhalt und später in Niedersachsen und nun auch in den Niederlanden nachgewiesen worden.

Zudem sei das Risiko für eine FSME-Infektion auch in den Nachbarländern Deutschlands gestiegen: „Auch in Frankreich, den Niederlanden, England und Dänemark wurden bereits FSME-positive Zecken und menschliche Erkrankungsfälle nachgewiesen“, so Prof. Dr. Mackenstedt.

Sehr hohe Dunkelziffer 

Doch nicht alle FSME-Infektionen werden auch erkannt, wie Forschungsergebnisse von Prof. Dr. Dobler zeigen. Bereits 2023 hatte der Mediziner Proben von Blutspender*innen aus dem Ortenaukreis auf FSME-Antikörper untersucht. Mithilfe eines speziellen Testverfahrens kann er zwischen Antikörpern aus einer Impfung und aus einer Infektion unterscheiden.

Die Ergebnisse aus dem Ortenaukreis weisen auf eine hohe Dunkelziffer hin: „Im Ortenaukreis ist das Infektionsgeschehen um ein Siebenfaches höher als noch vor 40 Jahren, also vor Einführung der FSME-Impfung“, so Prof. Dr. Dobler.

In Österreich seien rund 80% der Bevölkerung geimpft. Doch auch hier würden die Fallzahlen ansteigen. Die Blutspender*innen-Untersuchungen werden daher auch auf den österreichischen Raum und andere Regionen in Deutschland ausgeweitet, erklärt Prof. Dr. Dobler: „So lässt sich feststellen, wie hoch das tatsächliche Infektionsrisiko in unterschiedlichen Regionen ist.“ Erste Daten aus Tirol und Vorarlberg zeigen ebenfalls ein deutlich erhöhtes Infektionsrisiko bei Ungeimpften auf. In einigen Distrikten hat jeder 8. Ungeimpfte eine FSME-Infektion durchgemacht.

Impfung wichtiger als je zuvor

Angesicht der aktuellen Entwicklungen sei eine Impfung derzeit wichtiger denn je. „Bei schweren Infektionen kann FSME zu Langzeitfolgen wie Muskellähmungen, Gleichgewichtsstörungen oder starken Stimmungsschwankungen führen“, sagt Prof. Dr. Dobler.

„Da das Infektionsrisiko in ganz Deutschland vorhanden ist, kann eine Impfung auch für Menschen außerhalb der offiziell ausgewiesenen Risikogebiete sinnvoll sein,“ so der Mediziner. „Und auch bei einer Urlaubsreise in die benachbarten Länder bietet die Impfung einen zuverlässigen Schutz.“

Für eine Grundimmunisierung seien 3 Impfungen notwendig. Die Auffrischung müsse alle 5 Jahre, ab dem 50. bzw. 60. Lebensjahr – je nach verwendetem Impfstoff – alle 3 Jahre erfolgen. Statistisch sei erst bei einer Durchimpfung von 50% der Bevölkerung ein Sinken der Fallzahlen zu erkennen: „Bisher erreicht kein Bundesland diese Impfquote“, so Prof. Dr. Dobler.

Doch das spielt für das individuelle Risiko ohnehin keine Rolle: „FSME wird nicht von Mensch zu Mensch übertragen, weshalb auch eine hohe Durchimpfungsrate nicht das individuelle Risiko senkt.“ Die Impfung biete jedoch einen individuellen Schutz und sei gut verträglich.

Quelle (nach Angaben von): 
PM Detailansicht: Universität Hohenheim. 25.02.2025

(JD)