Gemessen an der menschlichen Lebenserwartung leben Kleintiere wie Kaninchen, Meerschweinchen oder besonders Hamster nur sehr kurz. Dennoch gehen auch Heimtiere in dieser kurzen Zeit verschiedene Lebensphasen durch. Halter*innen sollten auf die Zeichen achten, wenn ihr Tier alt wird und bei Bedarf entsprechend unterstützen.
Ein Kaninchen, das am 1.1.2023 geboren wurde, ist jetzt schon fast erwachsen – und in wenigen Jahren bereits ein Senior. „Kaninchen werden durchschnittlich zwischen 5 und 8 Jahre alt. Je größer das Kaninchen, desto geringer ist im Allgemeinen die Lebensspanne. Deutsche Riesen werden beispielsweise selten älter als 4, Zwergkaninchen können dagegen auch mal 12 Jahre alt werden. Bei Meerschweinchen ist es ganz ähnlich. Bedauerlicherweise werden Hamster selten über 3 Jahre alt, wobei hier die größeren Arten die längere Lebenserwartung haben“, erklärt Christiane Kautz, Autorin mehrerer Ratgeber zur Kleintierhaltung. „Der Grund dafür ist der Stoffwechsel. Der ist bei all diesen Kleintieren sehr hoch: Kaninchenherzen können bis zu 300-mal in der Minute schlagen, die Herzen von Hamstern sogar 500-mal. Die Natur hat diese Tiere nicht auf Langlebigkeit ausgelegt, sondern auf Reproduktion.“
Schon vor der Anschaffung eines geliebten Heimtieres sollte sich der zukünftige Halter*innen bewusst sein, dass Hamster, Meerschweinchen und Kaninchen eine begrenzte Lebenserwartung haben. Diese kann durch Kenntnisse jedoch positiv beeinflusst werden. Daher ist es sinnvoll, sich vorab über Fachbücher oder andere Medien über die jeweilige Tierart zu informieren. Durch das Zusammenleben mit dem Tier und die Erfahrung erkennen Besitzer*innen erste Anzeichen des Alterns. Für die meisten Halter*innen ist es selbstverständlich, darauf Rücksicht zu nehmen, denn in den wenigen gemeinsamen Jahren ist eine enge Bindung zwischen dem Menschen und dem vierbeinigen Familienmitglied entstanden.
Die ersten Altersanzeichen
Bei Kaninchen und Co. unterscheide sich das Verhalten im Alter in einigen Punkten gar nicht so sehr vom Menschen, erklärt Kautz: „Die Verspieltheit nimmt ab, die Tiere werden ruhiger, aber auch besonnener. Sie verhalten sich eher gelassen und sicher, kennen ihre Bezugspersonen und der Bewegungsdrang lässt nach. Das Schlafbedürfnis wächst, Trink- und Fressverhalten können sich reduzieren. Auch das Fell kann ein bisschen Glanz verlieren und grau werden.“ Darüber hinaus bekommen auch manche Kleintiere altersbedingte Probleme: „Zu den körperlichen Gebrechen zählt etwa eine Arthrose. Kognitiv hingegen fällt es eher auf, wenn ein Kaninchen plötzlich unrein wird und den Weg zu seiner Klokiste nicht mehr kennt oder nichts mehr mit dieser anzufangen weiß.“
Regelmäßig die Gesundheit überprüfen
Altern ist ein schleichender Prozess, sodass Kleintierhalter*innen das Verhalten ihrer Tiere genau beobachten müssen, um die vielen kleinen Zeichen zu bemerken: Je besser das Verhalten der Tiere bekannt ist, desto eher fällt eine Veränderung auf und desto eher kann bei Bedarf auch unterstützt werden. „Es kann sinnvoll sein, das Kleintier in regelmäßigen Abständen zu wiegen. Gewichtsabnahme kann auf Probleme mit den Zähnen oder dem Verdauungstrakt hinweisen, was im Alter häufiger vorkommen kann. Bei weiblichen Tieren sollte zudem die Gesäugeleiste abgetastet werden, da sich dort Mammatumore bilden können, die im ungünstigen Fall in die Lunge streuen“, erklärt die Expertin. Wer entsprechende Veränderungen bei den Kontrollen bemerkt, sollte sich immer tierärztlichen Rat suchen. Hier wird man auch beraten, wenn die Ernährung umgestellt werden muss, weil das aktuelle Futter vielleicht nicht so gut verdaulich oder eine Alternative für die Zähne geeigneter ist.
Unterstützung im Alltag
Gesunde, erwachsene Kaninchen, Hamster oder Meerschweinchen brauchen im Alltag normalerweise nur wenig Unterstützung. Im Alter kann sich das ändern. So werden laut Christiane Kautz etwa die Krallen manchmal nicht mehr ausreichend abgenutzt, weil der Bewegungsdrang nachgelassen hat. Dann müssen sie entsprechend gekürzt werden. Auch eine regelmäßige Zahnkontrolle sei wichtig. Zudem könne die Eigenhygiene eingeschränkt sein, sodass etwa das Fell gebürstet und besonders die Afterregion kontrolliert und bei Bedarf gereinigt werden sollte. „Gerade bei Tieren, die im Freien leben, ist das wichtig, da Fliegen ihre Eier dort ablegen können und ein für das Tier gefährlicher Larvenbefall entstehen kann. Außerdem ist grundsätzlich für Kleintiere, vor allem in Außenhaltung, wichtig, dass sich mit dem Alter auch das Wärmebedürfnis erhöht. Das sollte entsprechend berücksichtigt werden“, so die Autorin.
Wer sich gemeinsam mit seinen Kindern um die Tiere kümmert, sollte diese auf jeden Fall mit einbeziehen. Zum einen müssen sie Rücksicht darauf nehmen, dass die Kaninchen oder Meerschweinchen nun weniger aktiv sind und mehr Schlaf benötigen. Zum anderen haben sie sich vermutlich auch in der Vergangenheit viel mit den Tieren beschäftigt und sind daher wichtige Beobachtende, die auf mögliche Veränderungen hinweisen können.
Quelle (nach Angaben von):
Alterspflege für Kaninchen, Meerschweinchen & Co. (ivh-online.de). 13.11.2023
(JD)