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ForschungAnpassungen von Inselbewohnern an den Lebensraum

Oft passen Inseltiere ihre Lebensweise an, um die Überlebenschancen zu erhöhen. Ihr Stoffwechsel ist langsamer, was auf einsamen Inseln von Vorteil sein kann.

Blick auf eine Küste von einer Insel.
K.Oborny/Thieme

Auf Inseln ist das Nahrungsangebot für Tiere oft begrenzt, jedoch haben die Inselbewohner auch weniger Konkurrenz und weniger Fressfeinde. – Symbolbild

Leben Vögel und Säugetiere auf Inseln, ist ihr Stoffwechsel oft deutlich langsamer als der ihrer Verwandten auf dem Festland. Sie bekommen auch später Nachwuchs. Durch diese langsame Lebensweise können sie sich nur schwer an schnelle Veränderungen anpassen, wie sie vom Menschen verursacht werden. Zu diesem Schluss kommt ein internationales Team der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), der chinesischen Akademie der Wissenschaft und der Sichuan Agricultural University in einer neuen Studie in "Science Advances". Für die Arbeit wertete das Team Daten von rund 2800 Tierarten auf Inseln und dem Festland aus.

Anpassung von Inselbewohnern

Inseln sind aufgrund ihrer räumlichen Lage besondere Lebensräume: "Auf Inseln finden Tiere ein begrenztes Nahrungsangebot, jedoch auch weniger Konkurrenz und nur wenige Fressfeinde. Inselbewohner passen sich an diese Bedingungen an, um ihre Überlebens- und Fortpflanzungschancen zu maximieren. Das führt zu einzigartigen evolutionären Veränderungen", sagt der Paläontologe Dr. Roberto Rozzi von der MLU. So finden sich auf Inseln zum Beispiel Tiere, die im Vergleich zu ihren Festlandartgenossen deutlich größer oder kleiner sind. Bekannt sind diese Phänomene als Insel-Zwergwuchs oder -Gigantismus. "Inselwirbeltiere können aber nicht nur solche körperlichen Veränderungen aufweisen. Auch ihre Lebensweise und ihr Stoffwechsel können an das Inselleben angepasst sein", so Rozzi weiter.

Analyse der Stoffwechsel

Bisher war dem Forscher zufolge wenig über die Unterschiede des Stoffwechsels zwischen Insel- und Festlandbewohnern bekannt. Deshalb analysierte das Team Daten, unter anderem zum Stoffwechsel, von 2813 Wirbeltierarten: Darunter waren 2118 gleichwarme Arten, zu denen Vögel und Säugetiere gehören, und 695 wechselwarme Arten, wie Reptilien und Amphibien. Demnach haben Vögel und Säugetiere auf Inseln tendenziell einen langsameren Stoffwechsel und sie bekommen später Nachwuchs. "Auf unbewohnten Inseln ist das alles von Vorteil. Besiedelt der Mensch diesen Lebensraum, sind diese Arten jedoch besonders verwundbar: Zwergwuchs und Gigantismus machen Inselbewohner zu besonders leichten Zielen für die Jagd und eingeschleppte Raubtiere. Ihre langsamere Lebensweise erschwert es ihnen, sich schnell von den Veränderungen durch den Menschen und andere Arten zu erholen", fasst Rozzi zusammen. Gemeint sind damit zum Beispiel veränderte Lebensräume und invasive Arten, mit denen Inselwirbeltiere um Nahrung konkurrieren oder von denen sie gejagt werden.

Die Studienergebnisse liefern wichtige Hinweise für einen effektiven Artenschutz auf Inseln: So lassen sich besonders anfällige Arten ausmachen. "Um die verbleibenden Inselarten besser zu schützen, sollte ein guter Artenschutz ihren im Vergleich zu den Festlandverwandten besonderen Eigenschaften Rechnung tragen", so Rozzi abschließend.

Quelle (nach Angaben von):
Studie: Inselleben lässt Tiere langsamer werden (pressemitteilungen.pr.uni-halle.de) 09.09.2024 

(IR)