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IntoxikationenDer Klassiker an Weihnachten - Schokoladenvergiftung

Gerade zur Weihnachtszeit ist das Risiko groß, dass sich Hund oder Katze an den Schokoweihnachtsmännern oder den selbstgebackenen Plätzchen bedient. Die Prognose einer Intoxikation mit Schokolade hängt stark von Art und Menge der aufgenommenen Süßware ab.

Sonja/stock.adobe.com

Gerade zur Weihnachtszeit ist das Risiko groß, dass sich Hund oder Katze an den Schokoweihnachtsmännern oder den selbstgebackenen Plätzchen bedient. Die Prognose einer Intoxikation mit Schokolade hängt stark von Art und Menge der aufgenommenen Süßware ab.

Schokolade – besser eigentlich der darin enthaltene Kakao – weist unterschiedlich hohe Konzentrationen der Methylxanthine Koffein und Theobromin auf. Hund und Katze sind im Gegensatz zum Menschen nur schlecht in der Lage, diese beiden Stoffe in einem ausreichend kurzen Zeitraum enzymatisch abzubauen. Somit zirkulieren diese lange im Organismus. Theobromin führt durch einen kompetitiven Adenosinantagonismus zentral zu einer stimulierenden Wirkung. In der Körperperipherie entspricht die Wirkung der von β-Sympathomimetika.

Die Menge macht das Gift

Die Ausprägung klinischer Symptome hängt neben der Körpermasse des Patienten von der Schokoladensorte und damit dem Theobromingehalt ab. Je „dunkler“ die Schokolade, also je höher ihr Kakaoanteil, desto höher ist auch der Theobromingehalt und desto niedriger die tolerierbare Schokoladenmenge. Die Aufnahme von weißer Schokolade ist daher bezüglich einer Theobrominvergiftung unbedenklich, da diese nur Kakaobutter, aber keinen reinen Kakao enthält. Die Aufnahme heller Milchschokolade ist weniger kritisch zu betrachten als die von Zartbitter- oder Kochschokolade (Tab.).

Theobromin- und Koffeingehalte in verschiedenen Schokoladensorten. Quelle: CliniPharm CliniTox

Sorte

Theobromin (mg/ g)

Koffein (mg/g)

weiße Schokolade

0,01

0,03

Milchschokolade (25 – 30%)

0,5- 2,3

0,1- 0,9

Kakaogetränkepulver (25%)

4

-

Zartbitterschokolade (55%)

5 – 8,5

0,5 – 2,6

Bitterschokolade (90%)

6,5 – 9

0,9 – 3

Letale Dosis

Die letale Dosis für Hunde wird mit 250 – 500 mg Theobromin/kg KM angegeben. Für die Katze wird eine noch niedrigere LD50 von nur 200 mg/kg KM angenommen. Trotzdem werden Vergiftungsfälle hier wesentlich seltener beobachtet. Dies liegt vor allem an der weniger ausgeprägten Neigung, Lebensmittel außerhalb des eigenen Nahrungsspektrums aufzunehmen.

Eine Tafel (100 g) Zartbitterschokolade kann bis zu 1000 mg Theobromin enthalten. Aber nicht nur der eigentliche Theobromingehalt spielt für ein mögliches Vergiftungsgeschehen eine Rolle. Auch das Verhältnis vom Theobromin- zum Koffeingehalt ist hierbei relevant und erreicht mit 5 : 1 die höchste Toxizität.

Mittlerweile gibt es im Internet zahlreiche Rechenanwendungen, mit denen anhand der Körpermasse des Patienten und der aufgenommenen Schokoladenmenge und -sorte eine Risikoabschätzung vorgenommen werden kann.

Symptomatik

Mit leichten klinischen Symptomen (reduziertes Allgemeinbefinden, Vomitus und Diarrhö) kann bei Hunden ab 20 mg Theobromin oder Koffein/kg KM gerechnet werden. Schwere, teils lebensbedrohliche Vergiftungserscheinungen treten ab einer Dosis von 40 mg/kg KM auf.

Die folgenden klinischen Symptome sind nach der Aufnahme toxischer Mengen an Schokoladen möglich:

  • stark aufputschende Kreislaufwirkung, die sich durch übermäßig gesteigerte Aktivität, Unruhe, Hypertonie und Tachykardie (> 200/Min., teilweise mit ventrikulären Extrasystolen) zeigen kann
  • Durchfall, Erbrechen und erhöhter Harnabsatz
  • Atembeschwerden
  • Hyperästhesie und Hyperreflexie, Zittern und Krampfanfälle bis hin zum Tod (i. d. R. innerhalb von 12 Stunden nach Schokoladenaufnahme)

Der Zeitraum des Auftretens der Symptome nach oraler Aufnahme hängt auch hier wieder von der Kakao- und somit Theobrominkonzentration in der Schokolade ab. Die orale Bioverfügbarkeit beträgt ~ 75%, und der maximale Wirkstoffspiegel im Blut wird nach 2 – 4 Stunden beobachtet. Die Plasmahalbwertszeit beträgt 17,5 Stunden.

Aus Sicht der Autorin sollte auch die Verfütterung von sogenannter Hundeschokolade kritisch betrachtet werden. Aufgrund eines stark reduzierten Theobromingehalts ist diese gesundheitlich unbedenklich. Jedoch werden Hunde dieser speziellen Hundesnacks womöglich auf den Geschmack für „echte“ Schokolade gebracht, und somit sinkt die Hemmschwelle für die Aufnahme dieser.
 

Es sei darauf hingewiesen, dass einige Asthmasprays den ähnlich wirkenden Stoff Theophyllin enthalten. Werden diese beispielsweise durch neugierige Jungtiere zerkaut, können die Symptome den oben genannten ähnlich sein. Auch verschiedene Teesorten wie grüner und schwarzer Tee enthalten Theophyllin.

 

Quelle (nach Angaben von):

Rückert C. Gut gemeint? – Vergiftungen mit Lebensmitteln bei Hund und Katze. kleintier konkret 2021; 24(05): 18 - 24. doi:10.1055/a-1502-1910. 04.11.2022

Dr. Cornelia Rückert ist Fachtierärztin für Tierernährung und Diätetik und arbeitet in der Landwirtschaftlichen Kommunikations- und Servicegesellschaft mbH. 
Hinweise zur tierärztlichen Ernährungsberatung der Autorin finden Sie unter: https://www.lkvsachsen.de/service/fuetterung.

Ihr OriginalartikelGut gemeint? – Vergiftungen mit Lebensmitteln bei Hund und Katzeerschien in der Kleintier konkret.