Was früher noch als „normales“ Altern bei Katzen abgetan wurde, bezeichnen Tierärzt*innen heute als kognitive Dysfunktion (CDS), umgangssprachlich auch Demenz genannt.
Wie viele Katzen sind betroffen?
In den letzten Jahren sei das Bewusstsein für kognitive Dysfunktionen bei Tierärzt*innen und Katzenhalter*innen gewachsen. Da die Fortschritte maßgeblich erst in den letzten Jahren erzielt wurden, sei die Forschungsdichte bislang allerdings eher gering, so Tierärztin Susanne Arndt: „Die genauen Zahlen, wie viele Katzen betroffen sind, sind schwer zu bestimmen. In einer Studie wurde festgestellt, dass bei Katzen über 15 Jahren etwa 28% Symptome einer kognitiven Dysfunktion zeigen – eine andere Studie konnte diese Anzeichen in der gleichen Altersgruppe sogar bei 50% ausmachen. Erfahrungswerte aus unserer Praxis deuten darauf hin, dass CDS oftmals nicht sofort erkannt wird, weil Symptome wie veränderte Schlafmuster oder Desorientierung schleichend auftreten und von Halter*innen als normale Alterserscheinungen interpretiert werden.“
Ein zusätzliches Problem dabei ist, dass es keine eindeutige diagnostische Methode für die Katzendemenz gibt. Stattdessen erfolgt die Beurteilung hauptsächlich durch den Ausschluss anderer Erkrankungen. Erst wenn auch nach Blutuntersuchungen, Urinanalysen und bildgebenden Verfahren (z. B. Röntgen, MRT) andere Ursachen für Verhaltensveränderungen ausgeschlossen sind, kann die Diagnose kognitive Dysfunktion sicher gestellt werden.
Welche Anzeichen sind typisch für eine kognitive Dysfunktion?
Katzen mit CDS zeigen eine Vielzahl von Symptomen, die oft schleichend beginnen und sich im Laufe der Zeit verschlimmern können. Zu den häufigsten Anzeichen gehören:
- Desorientierung: Die Katze wirkt verloren oder verwirrt, selbst in vertrauter Umgebung, findet etwa ihren Schlafplatz nicht mehr oder erkennt vertraute Personen nicht.
- Veränderungen im Schlaf-Wach-Rhythmus: Nachts verhält sich die Katze auf einmal unruhiger, tagsüber schläft sie häufiger.
- Vermindertes Sozialverhalten: Manche Katzen ziehen sich verstärkt zurück, andere werden besonders anhänglich.
- Unsauberkeit und mangelnde Körperpflege: Die Katze uriniert in die Wohnung und hat Probleme, das Katzenklo zu finden. Auch die Fellpflege kann nachlassen.
- Nervosität und Lautäußerungen: Einige Tiere zittern oder miauen laut und zeigen so ihre Nervosität, Angst oder Unruhe.
- Verändertes Fressverhalten: Appetitlosigkeit ist ein häufiges Symptom, es kann sein, dass die Katze schlicht vergisst zu fressen.
Generell sollten Halter*innen immer aufmerksam beobachten, ob ihr Tier Verhaltensänderungen oder sogar -auffälligkeiten zeigt. Da Katzen Anzeichen für Erkrankungen gerne verstecken, sind das wichtige Signale zu denen man sich den Rat von Tierärzt*innen einholen sollte.
Was können Halter*innen tun?
Halter*innen können schon bei jungen Katzen vorbeugen: „Es gibt keine Garantie, dass präventive Maßnahmen eine Demenz vollständig verhindern können, da viele Faktoren, etwa auch die genetische Veranlagung, eine Rolle spielen. Allerdings sprechen alle Anzeichen dafür, dass durch eine Kombination aus geistiger und körperlicher Stimulation sowie einer gesunden Ernährung die Wahrscheinlichkeit einer kognitiven Dysfunktion gesenkt werden kann. Sinnvolle Beschäftigungen sind etwa das Spielen mit Laserpointern, Futterlabyrinthe oder das Erlernen von Tricks wie Pfötchengeben“, erklärt die Tierärztin. Selbst wenn es keinen sicheren Schutz gibt, könnte das dabei helfen, dass sich eine Demenz später im Leben gar nicht entwickelt oder nur in milderer Form.
Da kognitive Dysfunktionen nicht heilbar sind, zielen alle Empfehlungen und Maßnahmen darauf ab, die Beschwerden für die Katze bestmöglich abzumildern und das Fortschreiten der Krankheit abzubremsen. Wurde die Diagnose gestellt, gibt es vielfältige Behandlungsmöglichkeiten:
- Verhaltens- und Umweltanpassungen: Feste Tagesabläufe geben der Katze Sicherheit und Orientierung. Toiletten und Futternäpfe sollten zudem leicht zugänglich sein. Einfache Spiele helfen dabei, das Gehirn der Katze zu stimulieren.
- Ernährung: Studien zufolge helfen Nährstoffe wie unter anderem Antioxidantien oder Omega-3-Fettsäuren dabei, den Fortschritt der Krankheit zu verlangsamen. Halter*innen sollten sich dafür bei ihren Tierärzt*innen erkundigen.
- Medikamentöse Behandlung: Einige Medikamente können dabei helfen, die Symptome zu lindern, etwa um Schlafstörungen oder Unruhe entgegenzuwirken oder den Blutfluss zum Gehirn zu verbessern. Hier müssen aber immer Risiken und Nebenwirkungen sorgfältig abgewogen werden.
„Als fortschreitende Krankheit braucht CDS eine regelmäßige Überwachung und gegebenenfalls Anpassung der Behandlung“, erklärt Arndt. „Tierhalter*innen sollten entsprechend genau darauf achten, wie die Katze auf die Therapie reagiert und dann gemeinsam mit dem behandelnden Tierarzt besprechen, was die nächsten Schritte sind.“ Schlägt die Behandlung gut an, kann das Fortschreiten der kognitiven Dysfunktion verlangsamt und gleichzeitig die Lebensqualität der Katze verbessert werden.
Quelle (nach Angaben von):
Katzen werden stetig älter: Demenz immer häufiger als Diagnose. 24.10.2024
(JD)