Im Vergleich zu Hunden oder Katzen, die man in vielen Haushalten antrifft, sind Reptilien und Co. zwar eher eine Seltenheit, die aber eine ganz eigene Faszination auslösen. Sie eignen sich in erster Linie zur Beobachtung. „Wer sich für die Haltung von Terrarientieren interessiert, sollte sich vorab genau über die Anforderungen und Besonderheiten informieren“, empfiehlt Hermann Kempf, Tierarzt und Leiter der Tierarztpraxis für Exoten in Augsburg. „Viele Tiere sind recht pflegeleicht, aber manche Arten sind nur etwas für geübte Halter*innen, weil etwa ein spezielles Klima geschaffen werden muss oder sie besondere Verhaltensweisen zeigen. Zudem unterliegen einige Terrarientiere besonderen Auflagen zum Tier- und Artenschutz, an die man sich halten muss.“
Um genau herauszufinden, wie viele Terrarien es in Deutschland gibt, hat der Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) e.V. und der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands e.V. (ZZF) eine Umfrage in deutschen Haushalten durchgeführt.
Platz 1: Schildkröten
37% der Befragten halten Schildkröten. Ihre Langlebigkeit, ruhige Art und ihr gemächliches Verhalten machen sie hierzulande zu den beliebtesten Terrarienbewohnern. Besonders verbreitet sind Landschildkröten wie die Griechische Landschildkröte, die allerdings in einem Freigehege gehalten werden sollten.
Was sollte man bei der Haltung von Schildkröten beachten?
- Platzbedarf: Schildkröten benötigen ein großes, gut strukturiertes Terrarium oder Freigehege. Für ein langes, gesundes Schildkrötenleben ist zudem eine geeignete UV-Beleuchtung unerlässlich.
- Ernährung: Die Pflanzenfresser benötigen frisches Grünfutter und Rohfasern. Im Jahresverlauf ändert sich die Fütterung, vor allem wenn es auf die Überwinterung zugeht.
- Überwinterung: Viele Schildkrötenarten halten eine Winterstarre, die sorgfältig vorbereitet werden muss. Tierärzt*innen sollten die Tiere im Vorfeld untersuchen und können dabei hilfreiche Anleitungen und Tipps mit auf den Weg geben.
Platz 2: Schlangen
Gut jeder 4 Terrarienbesitzende (27 %) in Deutschland hält Schlangen. Beliebt sind etwa die agilen Kornnattern, aber auch große und eher träge Schlangen wie Pythons. Gerade weil das Verhalten vom ruhigen Bodenbewohner bis zum flinken Kletterkünstler so unterschiedlich sein kann, sollten sich Interessierte vorab Gedanken machen, was für ein Heimtier sie sich wünschen.
Was sollte bei der Haltung von Schlangen besonders beachten werden?
- Technik: Schlangen benötigen ein sicheres, ihren Anforderungen entsprechend temperiertes Terrarium mit Rückzugsmöglichkeiten. Auch die Luftfeuchtigkeit muss immer auf dem richtigen Niveau gehalten und regelmäßig kontrolliert werden. Zudem brauchen die meisten Schlangen spezielle Wärmelampen, um ihre Körpertemperatur zu regulieren.
- Ernährung: Die meisten Schlangenarten sind Fleischfresser und müssen regelmäßig mit Futtertieren wie Mäusen oder Ratten gefüttert werden. Das sollte potenziellen Haltern nicht unangenehm sein.
- Platzbedarf: Viele Schlangenarten sind anfangs noch eher klein, können aber sehr groß werden und brauchen entsprechend Platz. Die erwartete Maximalgröße sollte schon bei der Anschaffung und Einrichtung Beachtung finden.
Plätze 3 bis 5: Echsen
Geckos, Agamen (jeweils 12%) und Eidechsen (rund 7%) werden gemeinhin alle zu den Echsen gezählt. Beliebt sind etwa der Leopardgecko, die Bartagame oder Warane. Die meisten als Heimtiere gehaltenen Arten sind eher klein, überzeugen aber häufig mit großer Aktivität und einem farbenfrohen Äußeren.
Was sollte man zur Echsenhaltung wissen?
- Einrichtung und Platz: Die meisten Echsenartigen brauchen in ihrem Terrarium Klettermöglichkeiten und Verstecke sowie viel Platz. Für Geckos sollten es in der Regel mindestens 60cm in der Länge sein, bei größeren Agamen und Eidechsen mindestens 120cm.
- Ernährung: Bei vielen Arten stehen vornehmlich Insekten auf dem Speiseplan. Teilweise müssen fehlende Vitamine und etwa Kalzium zur Ausbildung der Schuppen zusätzlich gefüttert werden.
- Licht und Wärme: Eine gute Beleuchtung und Wärmequellen sind wichtig, um bei der Regulierung der Körpertemperatur zu helfen, aber auch um notwendige Bedingungen etwa für die Verdauung zu schaffen.
Vorab informieren, um Haltungsfehler zu vermeiden
„Es ist durchaus sinnvoll, sich schon vor der Anschaffung bei einer reptilienkundigen Tierärztin oder einem reptilienkundigen Tierarzt über die Bedürfnisse des jeweiligen Tieres beraten zu lassen“, rät Kempf. „So lassen sich typische Anfängerfehler vermeiden, wie zum Beispiel fehlende Quarantäne, Fehlfütterung oder eine falsche Gruppenzusammensetzung.“
Wie finde ich reptilienkundige Tierärzt*innen?
Eine Liste mit reptilienkundigen Tierärzt*innen ist bei der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) zu finden.
Tierarztliste | AG ARK
Außerdem sollten sich Interessierte vergewissern, wie groß und wie alt das gewünschte Tier wird und ob diese Ansprüche erfüllt werden können. Ist das gegeben und die Faszination hat einen gepackt, kann sich mit der Terraristik ein neues Hobby entwickeln, zu dem man sich in Vereinen mit anderen Terrarianern austauschen kann. Ortsgruppen und Vereine finden sich ebenfalls beim DGHT, aber auch beim Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde (VDA) e.V.
Einige Schildkröten, Schlangen und Echsen unterliegen zudem gesetzlichen Regelungen hinsichtlich des Artenschutzes und müssen beispielsweise angemeldet werden. Bei sogenannten Gefahrtieren kann je nach Bundesland auch eine Genehmigung notwendig sein.
Mehr Informationen
Weitere Informationen und eine ausführliche Übersicht der jeweils zuständigen Behörden finden Interessierte (nicht nur für Schildkröten) bei der Interessengemeinschaft Schildkrötenschutz & Nachzucht e.V.
Quelle (nach Angaben von):
Die beliebtesten Terrarientiere der Deutschen. 30.10.2024
(JD)