Der Instagram Account von Thieme Vet versorgt die Community seit 2019 mit tiermedizinischen Themen. Klicken Sie sich im Beitrag durch die Top 5 Posts vom Jahr 2021.
In den letzten Wochen haben wir auf die Posts des Jahres 2021 zurückgeblickt.
Wir möchten uns von Herzen bei unserer Community für die vielen Interaktionen bedanken! Mit den Likes und Kommentaren können tiermedizinisch wichtige Themen und Infos auf Instagram verbreitet werden. Hier haben wir nochmals die meistgeteilten Posts des letzten Jahres zusammengefasst:
1. Thieme Vet für mehr Tierschutz: Hochleistungsmilchkühe. Sie werden nicht als Qualzucht betrachtet, leiden aber oft an Produktionskrankheiten.
2. Infos zur Saugferkelanämie. Ferkel brauchen meist nach der Geburt eine Eisen-Injektion, um einer Anämie vorzubeugen.
3. Thieme Vet für mehr Tierschutz: Der Merle-Faktor fällt unter Qualzucht, da betroffene Tiere leider oft an Taub- und Blindheit leiden.
4. Diabetes bei Tieren: Schritt für Schritt Anleitung zur kontinuierlichen und subkutanen Blutzuckermessung mittels Sensoren.
5. Thieme Vet für mehr Tierschutz: Der Mops, leider ebenfalls ein Qualzucht-Thema. Atembeschwerden und hervorquellende Augen sind nur zwei der vielen Beschwerden dieser Tiere.
3 der Top-5 Themen waren Qualzucht-Berichte. Uns freut einerseits, dass diese Themen somit bekannter werden, andererseits zeigt es uns, dass es noch viel Handlungsbedarf gibt.
Folgen Sie uns auch bei Instagram und Facebook.
Die Highlight-Posts aus Instagram
THIEMELIEBTTIERE FÜR DEN TIERSCHUTZ: HOCHLEISTUNGS-MILCHKÜHE
Auch wenn sie offiziell nicht als Qualzucht gelten, sehen Experten eine Verbindung zwischen optimierter Milchleistung und dem Leiden der Tiere.
Kühe können bis zu 25 Jahre alt werden – aktuell beträgt ihre durchschnittliche Lebensdauer aber nur 4-5 Jahre. Grund dafür sind oft Krankheiten und Schäden im Zusammenhang mit der Milchproduktion.
Die Laktation bedeutet eine große Stoffwechselleistung für Kühe. Während sie für ein Kalb 8kg Milch pro Tag produzieren, werden Hochleistungskühen bis zu 50kg Milch abverlangt.
Einige Folgen:
- Durch die große Energielücke kommt es zu massivem Fettabbau und vermehrten Ketonkörpern im Blut Fettleber + Stoffwechselkrankheit Ketose
- Erhöhter Kalziumbedarf kann zu lebensbedrohlichen Lähmungserscheinungen führen
- Futterumstellung auf energiereiche Nahrung mit geringem Rohfaseranteil kann zur Pansenübersäuerung führen
- Für 1l Milch müssen 400l Blut durch das Euter fließen wodurch die Durchblutung und Nährstoffversorgung der Klauen schlechter wird (was zu Klauenerkrankungen führen kann)
- Zusätzlich kann das große Euter beim Gehen behindern, leicht verletzt werden und Ekzeme und Nekrosen verursachen, da es ständig an der Oberschenkelhaut reibt.
Auch die Bundestierärztekammer ist der Meinung, dass Nutztiere unter einigen durch gezüchtete Leistungssteigerung begünstigten Produktionskrankheiten leiden. Darunter die Gebärparese, Labmagenverlagerung, Nachgeburtsverhaltung, Gebärmutter- und Euterentzündung, Fruchtbarkeits- und Stoffwechselstörungen und Klauenerkrankungen. 2019 wurde deshalb die Arbeitsgruppe „Qualzucht bei Nutztieren“ ins Leben gerufen.
Quellen:
(1) TASSO e.V. Hochleistungszucht bei Milchkühen. Im Internet: www.tasso.net/Tierschutz/Tierschutzthemen/Nutztiere/Rinder/Hochleistungszucht; 13.07.2021
(2) BTK Berlin. So können wir nicht mit Tieren umgehen! (24.01.2019). Im Internet: www.bundestieraerztekammer.de/presse/2019/01/Qualzucht-bei-Nutztieren.php; 13.07.2021
SAUGFERKELANÄMIE
Ferkel sollten kurz nach ihrer Geburt eine Eiseninjektion erhalten, um eine Anämie zu verhindern. Warum aber ist das so?
Eisen ist grundsätzlich für zahlreiche Prozesse im Körper wichtig. Neben der Funktion als Enzym-Co-Faktor ist es das zentrale Ion im Häm-Molekül, das von den beiden Häm-Proteinen Myoglobin und Hämoglobin zu Transport und Lagerung des Sauerstoffs im Gewebe genutzt wird.
Während die Bindung des Sauerstoffmoleküls im Myoglobin unreguliert ist, regulieren zahlreiche Faktoren, wie der O2-Partialdruck, die Temperatur oder der pH-Wert, die Bindung von Sauerstoff an Hämoglobin.
Ein Eisenmangel führt zu einem abgesenkten Hämoglobingehalt in den roten Blutkörperchen, was in einer verringerten Kapazität des Sauerstofftransports resultiert.
Da die Symptome einer Anämie, wie Appetitlosigkeit, Durchfall und Dyspnoe, nur Hinweise sind und auch für andere Gesundheitsprobleme stehen können, ist für die Diagnose einer Eisenmangelanämie eine Blutprobe nötig.
Neugeborene Schweine besitzen nur einen geringen Eisenspeicher und auch der Eisengehalt von Kolostrum und Sauenmilch sind nicht hoch genug, um den hohen Bedarf an Häm-Proteinen für den Muskelaufbau und die Sauerstoffversorgung des schnellen Ferkelwachstums zu decken. Eine manuelle Verabreichung von Eisen über eine intramuskuläre oder subkutane Injektion ist deshalb heutzutage in der Schweinezucht unerlässlich.
Quelle: Branitzki-Heinemann K, von Köckritz-Blickwede M, Naim HY, Hennig-Pauka I. Fallbeispiel: Saugferkelanämie. In: Kues W, von Köckritz-Blickwede M. Hrsg. Biochemie für die Tiermedizin. Stuttgart: Thieme; 2020. doi:10.1055/b-005-145219
Bildquelle: Isabel Hennig-Pauka. In: Branitzki-Heinemann K, von Köckritz-Blickwede M, Naim HY, Hennig-Pauka I. Fallbeispiel: Saugferkelanämie. In: Kues W, von Köckritz-Blickwede M. Hrsg. Biochemie für die Tiermedizin. Stuttgart: Thieme; 2020. doi:10.1055/b-005-145219
THIEMELIEBTTIERE FÜR DEN TIERSCHUTZ: MERLE-FAKTOR
Der Merle-Faktor bezeichnet eine bestimmte Variation der Fellfarbe, die vermehrt mit Taub- und Blindheit der betroffenen Tiere einhergehen kann.
Der aufgehellten, fleckigen Fellfarbe des Merle-Faktors liegt ein genetischer Defekt zugrunde. Er ist bei einigen Rassen zugelassen, sogar gern gesehen, kann aber mit Ohren- und Augenanomalien einhergehen.
Deshalb dürfen laut Tierschutzgesetz zwei Tiere mit Merle-Faktor nicht verpaart werden. Sie bekommen sonst meist weiße, taube Welpen mit fehlerhafter Augenentwicklung. Besonders die Hunderasse Australian Shepherd hat eine genetische Disposition für diese Problematik.
Taubheit
Der Merle-Faktor erhöht bei Collies, Shelties, Doggen und Dackeln die Wahrscheinlichkeit einer vererbten, kongenitalen sensorineuralen Taubheit. Grundsätzlich ist sie die häufigste Ursache von Taubheit beim Hund und entsteht durch destruktive Prozesse der neuroepithelialen Strukturen des Innenohrs. Das Risiko für einen Hördefekt steigt mit zunehmendem Weißanteil in der Fellfarbe und bei Verpaarung von Merle-Merle-Eltern.
Zur Diagnose dient ein Taubheitstest. Zudem müssen andere Ursachen ausgeschlossen werden. Steht eine sensorineurale Taubheit fest, müssen die Lebensbedingungen des Hundes angepasst werden, da keine andere Therapie möglich ist.
Blindheit
Der Merle-Faktor bedingt multiple kongenitale okulare Defekte, so zum Beispiel das Funduskolobom. Hierbei befinden sich große runde Ausbuchtungen in der Fundusregion, die zu Seheinschränkungen und mehr führen.
Quellen:
(1) TVT (11/2017). Merkblatt Nr. 141. Im Internet:
bundestieraerztekammer.de/tieraerzte; 09.08.2021
(2) Schwerhörigkeit und Taubheit. In: Kohn B, Schwarz G, Hrsg. Praktikum der Hundeklinik. 12., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2017. doi:10.1055/b-004-140269
BLUTZUCKER VIA SENSOR SUBKUTAN BESTIMMEN
Die Diagnose Diabetes nimmt bei tierischen Patienten zu. Ein wichtiger Aspekt der Therapie ist die regelmäßige Glukosemessung zur Feineinstellung der Insulintherapie.
Ein Problem, das sicher viele kennen: Viele Tiere lassen sich nicht gerne Blut abnehmen!
Eine technologische Entwicklung zur Lösung dieses Problems ist die Messung via Sensor.
Hierbei wird ein dünnes Filament direkt unter die Haut geschoben, über welches der Sensor statt Kapillarblut den interstitiellen Glukosespiegel misst.
Die neuen Sensoren sind klein, wasserdicht und garantieren eine zuverlässige Messung. Einfaches Aufkleben erübrigt die Sedation der Tiere.
(Bild-)Quelle: (Arne Güssow. In:) Güssow A, Hazuchova K. Setzen eines Sensors zur kontinuierlichen Glukosemessung. kleintier konkret 2020; 23(04): 8 - 13. doi:10.1055/a-1167-9286
THIEMELIEBTTIERE FÜR DEN TIERSCHUTZ: DER MOPS
Die Statistik der beliebtesten Hunderassen zeigt, wie viel Aufklärung zu Qualzuchten weiterhin zu leisten ist.
Zu den typischen Beschwerden beim Mops gehört aufgrund seiner kurzen Nase das BOAS (brachyzephales obstruktives Atemwegssyndrom), das zu Atemproblemen, Erstickungsanfällen und zum Hitzschlag führen kann.
Wird ein Patient mit lebensbedrohlicher Atemnot eingeliefert, sollte er in einen kühlen, ruhigen Raum gebracht werden und erregte Hunde sediert werden. Zur Stabilisierung des Tieres anschließend Sauerstoff verabreichen.
Langfristig ist eine chirurgische Sanierung zur Beseitigung aller Engstellen nötig (z.B. Rhinoplastik). Eventuell auch die Entfernung exzessiver, verformter oder aberranter Conchen mittels Laserchirurgie.
Da die hervorquellenden Augen keinen Halt im Schädel haben, kann es allein schon beim Spielen zu einem Bulbusprolaps kommen.
Quellen:
(1) Brachyzephalen-Atemnotsyndrom. In: Kohn B, Schwarz G, Hrsg. Praktikum der Hundeklinik. 12., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2017. doi:10.1055/b-004-140269
(2) Proptosis bulbi (Bulbusprolaps). In: Sigrist N, Hrsg. Notfallmedizin für Hund und Katze. 1. Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2017. doi:10.1055/b-004-129977
