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ForschungDie Sache mit dem „Exploration-Exploitation-Dilemma"

Bleiben oder weiterziehen? Ein interdisziplinäres Forschungsteam widmete sich genau dieser Frage und untersuchte das Entscheidungsverhalten von Menschen und Wüstenrennmäusen bei der Futtersuche.

Wegweiser
PX Media/stock.adobe.com

In der Studie sollten verschiedene Entscheidungsmuster aus einer ressourcenorientierten Perspektive betrachtet werden.

Stellen Sie sich vor, Sie sind eine Wüstenrennmaus auf Nahrungssuche. Unter einem Strauch haben Sie fast alle Nüsse gefunden, doch neue werden rar. Am Horizont wartet ein weiterer Strauch – aber lohnt sich der Weg? Die Entscheidung, ob Sie bleiben oder weiterziehen, ist das "Exploration-Exploitation-Dilemma". Dieses wurde kürzlich von Wissenschaftler*innen der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, des Leibniz-Instituts für Neurobiologie Magdeburg und der MSB Medical School Berlin genauer untersucht. 

Menschen teilweise weniger effizient

Durch die durchgeführten Experimente fanden die Forscher*innen heraus, dass Mongolische Wüstenrennmäuse früher zu neuen Nahrungsquellen wechselten als manche Menschen. Menschliche Proband*innen dagegen versuchten oft den maximalen Nutzen aus einer Ressource zu ziehen, bis sie vollständig aufgebraucht war. Dies legt nahe, dass Menschen manchmal weniger effizient agieren, indem sie in Situationen verharren, in denen der Nutzen nicht mehr im Verhältnis zum Aufwand steht.

"Durch die Untersuchung bei Mensch und Tier erhoffen wir uns ein besseres Verständnis für die Prozesse der Aufmerksamkeitssteuerung", erklärt Prof. Dr. Max Happel, Co-Leiter der Studie. "Die Erkenntnisse könnten insbesondere bei der Behandlung von Erkrankungen wie Demenz helfen oder auch dabei, Menschen mit unterschiedlichen Aufmerksamkeitsprofilen aus einer neuen Perspektive betrachten."

Halten Menschen an ineffizienten Strategien fest?

Dr. Lasse Güldener, Erstautor der Studie, sagte zudem: „Die Befunde deuten darauf hin, dass wir Menschen uns in unserer Neigung unterscheiden, Neues zu probieren. In einer weiteren Studie konnten wir zeigen, dass diese individuellen Unterschiede mit einer unterschiedlichen Aktivierung von Hirnregionen, die die Aufmerksamkeit steuern, zusammenhängen."

Die Tatsache, dass einige Menschen in der Studie dazu neigten, länger in einer weniger ertragreichen Umgebung zu verweilen als die Wüstenrennmäuse, wirft interessante Fragen zur Verhaltensökonomie auf. Dieses Verhalten könnte darauf hindeuten, dass Menschen auch im täglichen Leben manchmal an ineffizienten Strategien festhalten – sei es in beruflichen Entscheidungen, in der persönlichen Lebensführung oder im Umgang mit Ressourcen.

Allerdings betont Dr. Güldener auch die potenziellen Vorteile unterschiedlicher Entscheidungsstrategien. So beobachten die Forscher*innen bei ADHS-Betroffenen beispielsweise eine stärkere Neigung zur Exploration, was in dynamischen Umgebungen durchaus nützlich sein könne. Die Forschungsarbeit soll daher dazu beitragen, verschiedene Entscheidungsmuster aus einer ressourcenorientierten Perspektive zu betrachten.

Quelle (nach Angaben von):

Nuss oder nix: Was wir von Wüstenrennmäusen über Entscheidungen lernen können - MSB (medicalschool-berlin.de). 19.08.2024

(JD)