Für ein harmonisches Zusammenleben zwischen Tierhalter*innen und Hund ist es ratsam das Grundvokabular des Hundes zu verstehen. Hunde zeigen bei Gefahr, unabhängig davon ob es sich um eine vermeintliche oder echte Bedrohung handelt, 4 verschiedene Reaktionsmuster. Das Wissen über die Verhaltensmuster ermöglicht Hundebesitzer*innen ein angemessenes Verhalten. „Manchmal kommt uns das Verhalten unserer Hunde übertrieben vor“, sagt Sabine Winkler, Hundeausbilderin und Fachbuchautorin. „Es ist aber wichtig, die Reaktionen unserer Vierbeiner richtig zu deuten und entsprechend darauf zu reagieren, um die Situation zu entspannen und den Hund nicht noch weiter zu stressen.“
4F – Die 4 unterschiedlichen Reaktionsmuster
Die Reaktionen des Hundes werden im englischsprachigen Raum unter den „4 F“ zusammengefasst: flight, freeze, fight und fiddle about.
Flight: Der Hund flüchtet aus der Situation. Dabei nutzt der Hund jede Möglichkeit, um die Distanz zur Gefahr zu vergrößern. „Das bedeutet nicht unbedingt, dass das Tier in hohem Tempo überstürzt wegläuft. Manche Tiere wenden sich ab und gehen langsam davon. Oder sie machen einen Bogen um die empfundene Gefahr – etwa um einen anderen Hund, der ihnen bei einem Gassigang entgegenkommt“ erklärt Sabine Winkler.
Freeze: Bei diesem Reaktionsmuster erstarrt der Hund. Die Dauer des Zustandes ist sehr variabel, sie kann von wenigen Sekunden bis zu einem längeren Zeitraum reichen. Sabine Winkler erklärt: „Bleibt der Hund wie angewurzelt stehen, befindet er sich in einem Konfliktzustand. In dem Moment kann der Vierbeiner nicht entscheiden, wie er nun am besten reagieren soll“. Wenn Hundehalter*innen angespannt sind und den Hund gleichzeitig rufen, gerät der Hund in einen inneren Konflikt. Der Hund will auf das gegebene Kommando reagieren, doch signalisiert die Körpersprache des Menschen eine Abwehrhaltung. Eine Lösung für die Situation könnte sein, wenn Tierhalter*innen sich zunächst einen Überblick verschaffen und erkennen aus welchem Grund der Hund in einem Konflikt steht. Anschließend kann dem Hund aus der Situation geholfen werden. Ein Beispiel wäre, dass Tierhalter*innen zunächst eine positive Körperhaltung einnehmen, den Hund erneut rufen und loben.
Fight: Der Hund zeigt ein aggressives Verhalten durch Knurren oder Bellen. Diese Reaktion zeigen Hunde, die die Erfahrung gemacht haben, dass andere Verhaltensmuster keine Wirkung zeigen. „Meist stürzt sich der Vierbeiner nicht sofort auf die Bedrohung, denn es ist ihm durchaus bewusst, dass er durch den Angriff nach vorne Gefahr läuft, selbst verletzt zu werden. Daher versuchen Hunde die direkte Konfrontation über aggressive Verhaltensweisen eher zu vermeiden und wenden diese Reaktion erst an, wenn sie keine andere Möglichkeit mehr sehen“, sagt Winkler.
Fiddle about: Der Hund versucht mit spielerischen Verhalten abzulenken. Dabei hüpfen einige Hunde herum oder stellen ihren Oberkörper tief. Auch Übersprungshandlungen, wie gähnen und lecken, können auftreten. Mit dem spielerischen Verhalten wird versucht die unangenehme Situation zu überspielen. „Dieses Verhalten empfinden wir häufig als spielerisch, aber in Wahrheit möchte der Hund seine Unsicherheit und Nervosität verbergen. Außerdem teilt er anderen Hunden so mit, dass er nicht an Streit interessiert ist“, erklärt Winkler. Hört das Spiel mit dem Artgenossen nicht auf und der Hund wirkt gestresst, sollte man ihn aus der Situation herausholen.
Quelle (nach Angaben von):
Die Hundesprache lesen lernen: Wenn Hunde sich bedroht fühlen (ivh-online.de) 07.04.2022
(IR)