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Vet-NewsEinzigartige Medizin im Insektenreich

Die afrikanische Matabele-Ameise lebt bei der Jagd auf wehrhafte Termiten gefährlich. Ihre Verwundeten geben die Tiere aber nicht einfach auf.

Jürgen Kottmann/stock.adobe.com

Die Tiere zeigen ein, nach aktuellem Stand der Forschung, einzigartiges Verhalten. Je nach Grad der Verletzung werden Ameisen von ihren Artgenossen gerettet und versorgt. Dabei entscheiden Verletzte selbst, ob ihnen geholfen wird. Fordert ein Exemplar Rettung, verhält es sich ruhig, gibt Pheromone ab und lässt sich zurück ins Nest tragen. Zu schwer verletzte Tiere bewegen sich dagegen hektisch und boykottieren dadurch einen Abtransport. Zurück im Nest werden die Sanitäter zu Ärzten und die Ameisen behandeln potentiell infektiöse Wunden auf eine Art, die man bisher nur vom Mensch kannte.

Ameisen nutzen natürliches Antibiotikum

Die Hypothese lautete, dass durch dieses Verhalten Infektionen verhindert werden sollten. Möglicherweise kämen sogar antimikrobielle Substanzen zum Einsatz. Eine Theorie, die sich nun offenbar bestätigt hat: „Wir haben herausgefunden, dass verletzte Ameisen kommunizieren, wenn eine Wunde infiziert ist“, erklärt der Biologe. „In den aufgetragenen Substanzen fanden wir über hundert chemische Komponenten und 41 Proteine. Von etwa der Hälfte können wir bereits nachweisen, dass sie antimikrobielle Qualitäten besitzen“, fährt er fort. Diese Substanzen scheinen hocheffizient zu wirken, rund 90 Prozent der versorgten Tiere überlebten ihre Verletzungen.

Demnach produzieren die Ameisen die Stoffe in einer taschenartigen Drüse im hinteren Bereich des Thorax‘; der sogenannten Metapleuraldrüse. Das helfende Tier greift diese Substanzen – entweder bei sich selbst oder direkt von der verletzten Mitstreiterin – mit den Füßen auf, nimmt sie in den Mund und trägt sie von dort auf die Verletzung auf. „Wir haben es hier also mit einem komplexen System aus Diagnose und entsprechend angepasster Behandlung zu tun,“ erklärt Erik Frank.

Doktoranten für zukünftige Projekte gesucht

In Würzburg baut er im Rahmen des Emmy-Noether-Programms eine Forschungsgruppe auf und sucht aktuell nach zwei Doktorand*innen, die jeweils zu einem weiteren Thema aus der Welt der Ameisen forschen sollen.

Während eines Aufenthaltes in Mosambik war Frank aufgefallen, dass die dortige Population von Megaponera analis dieses Verhalten offenbar komplett abgelegt hatte. „Eine Frage wäre nun etwa, ob die Ameisen überhaupt noch die zur Wundheilung genutzten Substanzen produzieren – oder vielleicht ganz andere.“ Gegenstand des zweiten Projekts soll die in Mittel- und Südamerika vorkommende Eciton-Treiberameise sein, die ihre Verletzten direkt vor Ort behandeln. Bei der Untersuchung der produzierten und verwendeten antimikrobiellen Substanzen könnten möglicherweise sogar Stoffe gefunden werden, die einen Nutzen für die Humanmedizin haben.

Ähnliche Studien auch bei anderen Tieren möglich

Mittelfristig kann sich Frank vorstellen, ähnliche Studien vor allem bei anderen Insekten anzustellen. Bienen oder Termiten kämen etwa in Frage. „Insekten bieten sich gerade im Hinblick auf Beobachtung und Versuch an“, so Frank, „allerdings könnte man solches Verhalten grundsätzlich an allen sozialen Tierarten untersuchen.“


Quelle (nach Angaben von):

idw - Informationsdienst Wissenschaft (15.09.2022). Die Medizin der Ameisen (idw-online.de). 21.11.2022