
Problemjahr 2022
Ein fast schon altbekanntes Problem, mit dem Tierheime nun seit fast 3 Jahren zu kämpfen haben, das aber dennoch aktuell ist, sind die sogenannten „Corona-Tiere“. Während der Pandemie schafften sich viele Menschen aufgrund von Homeoffice, Homeschooling oder auch schlichtweg Einsamkeit, ein Haustier an. Als sich die Lage jedoch normalisierte und die Menschen wieder ihrem Alltag nachgingen, waren die zunächst geliebten Vierbeiner schnell lästig und zeitraubend. Tierheime erlebten eine regelrechte Überschwemmung an Tieren, die nun nicht mehr in das Leben ihrer neuen Besitzer*innen passten.
Der anhaltende Krieg in der Ukraine und die Inflation, mit den damit verbundenen steigenden Energie- und Futterpreisen, belasten Tierheime nun zusätzlich. Ein weiterer Posten auf der Rechnung der Einrichtungen sind seit Oktober 2022 die Personalkosten, die mit dem Anstieg des Mindestlohns von 10,45€ auf 12€ in die Höhe schnellen. Die längst überfällige, dennoch zeitlich ungünstige, Anpassung der GOT bringt die Tierheime weiterhin in eine schwierige Situation, da es nicht selten vorkommt, dass Tiere mit schweren Krankheiten im Tierheim ankommen und erst einmal behandelt werden müssen.
Aufgrund der damit verbundenen steigenden Tierarztkosten sehen sich zudem viele Besitzer in einer finanziellen Sackgasse und entscheiden sich vermehrt dafür, ihre Vierbeiner in die Obhut und Zahlungspflicht der örtlichen Tierheime zu geben. Der daraus resultierende Zufluss an neuen Tieren füttert den Teufelskreis der Not vieler Tierheime.
Lösungsansätze
Die helfenden Einrichtungen kommen durch das enorme Tieraufkommen an ihre Grenzen. Eine baldige Lösung muss also her. Eine Möglichkeit, die ebenfalls gestiegenen laufenden Kosten der Einrichtungen zu decken, ist eine flächendeckende einheitliche Finanzierung, beispielsweise mittels Einnahmen aus der Hundesteuer. Weitere Maßnahmen, die die Anzahl an Tieren in den Heimen reduzieren soll, sind Kastrationen, ein Verbot des Online-Handels mit Tieren, sowie eine Positivliste mit Tieren, die privat gehalten werden dürfen. Diese Positivliste soll verhindern, dass exotische Tiere, deren Haltung kompliziert ist und umfangreiche Sachkenntnis voraussetzt, nicht im Tierheim landen, weil Besitzer*innen mit der Unterbringung überfordert sind.
Fazit
Das Halten von Haustieren ist durch steigende Haltungskosten zum Luxus geworden. Dennoch ist vielen Tierhalter*innen bei Anschaffung eines Tieres oft nicht ausreichend bewusst, welche Kosten in den nächsten 10-15 Jahren auf sie zukommen werden. Wird ihnen klar, dass sie sich das Tier nicht leisten können, landet der Vierbeiner schnell im nächsten Tierheim. Um diese zu entlasten und den Tieren Leid zu ersparen, sollte man sich ausreichend informieren, bevor man sich ein Haustier anschafft und darüber im Klaren sein, dass dieses eine langfristige Verantwortung und auch Verpflichtungen mit sich bringt.
Quelle:
MDR.de (16.12.2022). Corona und Ukraine-Krieg: Wie Tiere unter der Krise leiden | MDR.DE. 28.01.2023
Nordkurier.de (11.11.2022). Tiermedizin: Neue Gebührenordnung für Tierärzte – Tierschützer in Sorge | Nordkurier.de. 28.01.2023
Proplanta (19.11.2022). Tierschutzbund sendet SOS: Jedes vierte Tierheim vor dem Aus | proplanta.de. 13.01.2023