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Vet-NewsForschung zu Invasion und Zoonosen invasiver Carnivoren

Ein Forschungsprojekt soll zeigen, welche Schäden Waschbären, Marderhunde und Amerikanische Nerze in Europa anrichten. Erste Ergebnisse sind besorgniserregend.

Xaver Klaussner/stock.adobe.com

Ein Forschungsprojekt soll zeigen, welche Schäden Waschbären, Marderhunde und Amerikanische Nerze in Europa anrichten. Erste Ergebnisse sind besorgniserregend.

Das Projekt ZOWIAC dient der Erforschung von Invasionsprozessen gebietsfremder Säugetierarten und den potenziell damit verbundenen gesundheitlichen Risiken. ZOWIAC steht für „Zoonotische und wildtierökologische Auswirkungen invasiver Carnivoren“; zu den Projektleitern gehört der Frankfurter Zoologe Sven Klimpel. Er und seine Kollegen wollen herausfinden, was Marderhunde, Waschbären und Amerikanische Nerze – auch Minke genannt – als gebietsfremde Arten in ihren neuen europäischen Siedlungsregionen anrichten. Dabei setzen die Wissenschaftler auf die Mithilfe von außeruniversitären Fachleuten, etwa Jägern, und weiteren interessierten Bürgern.

Auf der Website zowiac.eu gibt es ausführliche Informationen über das Projekt. Auch wurde eine App entwickelt, mit der Sie Fundorte und Sichtungen der Tiere melden und damit das Forschungsprojekt direkt unterstützen können.
 


Die Biologen um Klimpel tragen die Verbreitungsdaten der Tiere zusammen, werten Kot- und Blutproben aus und dokumentieren, von welchen einheimischen Arten sich die importierten Pelzträger ernähren. Aufmerksamkeit erfordern sie nicht nur, weil sie möglicherweise Jagd auf gefährdete Arten machen und Schäden in Gebäuden und der Landwirtschaft anrichten. Als Überträger von Krankheiten könnten sie bisweilen sogar für den Menschen zu einer Gefahr werden, wie die Zwischenergebnisse von ZOWIAC annehmen lassen.

Bisherige Erreger-Nachweise sind alarmierend

Wie Klimpel berichtet, wurden im Rahmen des Projekts bisher etwa 350 Waschbären aus verschiedenen Lebensräumen untersucht, außerdem 95 Marderhunde und 50 Minke aus mehreren Bundesländern. In rund 200 Blutproben von Waschbären und Marderhunden fahndeten die Forscher in Zusammenarbeit mit dem Friedrich-Loeffler-Institut nach Viren. Mehrfach wiesen sie dabei das West-Nil-Virus nach. Die von ihm verursachte Infektion kann beim Menschen in 1% der Fälle das Nervensystem erfassen und dann auch tödlich verlaufen.

In genetischen Analysen konnten Marderhunde zudem als Reservoirwirte für SARS-CoV-2 identifiziert werden. Bei den untersuchten Waschbären wurden 22 verschiedene Arten von Schmarotzern nachgewiesen, von denen vier den Menschen befallen können. Zu diesen gehört der Waschbärspulwurm, der in 95 Prozent der Tiere gefunden wurde. Bei Marderhunden identifizierten die Wissenschaftler bisher 18 Parasitenspezies, darunter den Lungenhaarwurm und den Fuchsbandwurm. Letzterer kann beim Menschen in seltenen Fällen tödliche Erkrankungen hervorrufen. Vor allem in Städten – in die der Waschbär immer häufiger vordringt – ist nach Klimpels Meinung künftig öfter mit Übertragungen zu rechnen.

Gefährdete Arten auf dem Speiseplan

Die Beobachtungen der Biologen und ihrer Helfer bestätigen überdies den Verdacht, dass Waschbären und Marderhunde der heimischen Fauna schaden. Im Magen von Waschbären fanden sich Rote-Liste-Arten wie Gelbbauchunke und Erdkröte. Marderhunde hatten unter anderem Feldhasen und Grasfrösche verspeist. Klimpel folgert daraus, dass die invasiven Fleischfresser „enorme negative Auswirkungen auf heimische Ökosysteme und vor allem die Biodiversität haben können“. Diese Gefahr dürfte in den nächsten Jahren noch größer werden, denn beide Raubtierarten haben bisher nicht alle ökologischen Nischen besetzt, die sie in Europa erobern könnten, wie der Professor der Goethe-Uni schreibt.

Maßnahmen gegen die Invasion

Nach seiner Überzeugung muss gegen die weitere Ausbreitung der Invasoren vorgegangen werden. In Hessen etwa sei es nötig, Waschbären in bestimmten Gebieten unabhängig von Schonzeiten zu jagen. Da dies allein nicht genüge, um die Population ausreichend zu verkleinern, müssten noch andere Methoden zum Einsatz kommen, etwa die Kastration und anschließende Freilassung. Von einer weiteren Strategie, die Tierliebhaber bevorzugen dürften, hält der Zoologe hingegen wenig: „Eine Umsiedlung gefangener Waschbären ist rechtlich nicht möglich und würde das Problem nur verschieben.“

Quelle (nach Angaben von):

Frankfurter Allgemeine (21.04.2022). Mit Parasiten durchseucht. Im Internet: Waschbären und Marderhunde mit Parasiten durchseucht (faz.net). 27.04.2022
Projekt ZOWIAC. Im Internet: https://zowiac.eu/. 27.04.2022