Welche Bedürfnisse haben Welpen von freilaufenden, herrenlosen Katzen? Die britische Organisation International Cat Care hat einen Leitfaden herausgebracht, der sich dieses komplizierten Themas annimmt.
Was ist ein „Kitten“?
Die Lebensphase eines Kätzchens erstreckt sich nach der Definition von iCatCare von der Geburt bis zum Alter von 6 Monaten. Dies ist die dynamischste Phase im Leben einer Katze.
Entwicklung der Kätzchen in Bezug auf die Interaktion mit Menschen
Eine Katze, die in der Lage ist, mit Menschen zu leben, wird von der tierärztlichen Versorgung profitieren und die Vorzüge von Futter, Schutz, Wärme und der Interaktion mit Menschen genießen. Doch für manche Katzen kann alles, was mit Menschen zu tun hat, sehr stressig und anhaltend/durchgehend negativ sein. Wenn man versteht, wie es dazu kommt, lassen sich einfacher Entscheidungen für die Zukunft eines Kätzchens treffen.
Einfluss der Umwelt auf die Mutter
Bei Säugetieren wurde nachgewiesen, dass Stress während der Trächtigkeit zu sogenannten "epigenetischen Effekten“ bei den Nachkommen führen kann. Stressige Umweltbedingungen verändern die Genexpression der Jungtiere, was dazu führen kann, dass die Jungtiere empfindlicher auf akuten Stress reagieren.
Die sensible Periode
Die "sensible Periode", sprich das Zeitfenster, in dem ein junges Tier besonders von seiner Umgebung beeinflusst wird, liegt bei Kätzchen in den ersten 2 Lebensmonaten. Während dieses Zeitraums sind sie am empfänglichsten für die Bildung sozialer Bindungen (Bindungen zu Menschen oder anderen Tieren) - ein Prozess, der als Sozialisierung bezeichnet wird. In dieser Zeit können Erfahrungen oder das Fehlen von Erfahrungen einen großen Einfluss auf das spätere Leben eines Tieres haben. Es wird angenommen, dass positive Erfahrungen mit Menschen während dieser sensiblen Periode entscheidend für die Entwicklung der Gehirnprozesse sind, die es Kätzchen ermöglichen, sich zu Katzen zu entwickeln, die keine Angst vor menschlicher Interaktion haben.
Es ist interessant, dass viele Kätzchen, die von herrenlosen, freilaufenden Katzen geboren werden und keine Anzeichen einer optimalen frühen Sozialisierung aufweisen, freundlich erscheinen. Viele Organisationen halten es aus diesem Grund für annehmbar diese Kätzchen auch noch bis zu einem Alter von 6 Monaten in ein Zuhause zu vermitteln.
Probleme bei ängstlichen Jungtieren
Probleme treten auf, wenn die Jungtiere ängstlich bleiben. Während einige nur vorübergehend Angst zeigen, bleiben andere anhaltend ängstlich.
Wenn es bei Organisationen Jungtiere gibt, die sich ängstlich oder aggressiv gegenüber Menschen verhalten, besteht oft der Wunsch, sie zu "zähmen", um ihnen ein Leben als Haustier zu ermöglichen. Die Verwendung des Wortes "zähmen" weist bereits darauf hin, dass die normale Sozialisierung und Gewöhnung nicht funktioniert haben und andere Methoden angewandt werden müssen. All diese Methoden haben keinen negativen Effekt auf Kätzchen, die nicht ängstlich sind. Allerdings, so Experten für Katzenverhalten, kann jede dieser Methoden, wenn sie bei dauerhaft ängstlichen Kätzchen angewandt wird, durchaus psychologische Schäden verursachen. Diese Schäden werden als "Flooding" bezeichnet. Dabei wird das bereits ängstliche Kätzchen einer angstauslösenden Sache (in diesem Fall einem Menschen) ausgesetzt und dann von der Angst überwältigt, wenn es merkt, dass es nicht entkommen oder sich verstecken kann.
Alternativen bei Versagen der Maßnahmen
Reagiert das Kätzchen nicht auf einen Sozialisierung/ Gewöhnungsprozess oder eine "Zähmung", dann ist für sein Wohlergehen eine andere Lösung anstelle eines Lebens als Haustier erforderlich. So kann ein Kätzchen (idealerweise mit anderen ähnlichen Kätzchen) sicher im Freien leben, zum Beispiel in einem Garten oder auf einem Bauernhof mit Schutz und Unterstützung durch eine Bezugsperson aus der Ferne.
Erfolgskontrolle
Alle Aspekte der Arbeit mit und für Katzen, einschließlich der Einstellung und Überzeugungen, müssen ständig überprüft werden, um sicherzustellen, dass Katzen nicht durch menschliches Eingreifen geschädigt werden. Kätzchen in einem neuen Zuhause sollten überwacht werden, um sicherzustellen, dass sie sich in dieser Umgebung wohlfühlen. Ebenso sollte der künftige Gesundheitszustand von Kätzchen, die an ihren ursprünglichen oder einen anderen Ort verbracht werden, regelmäßig kontrolliert werden.
Link zum englischsprachigen Originalbeitrag
Quelle:
International Cat Care. The different needs of domestic cats | International Cat Care (icatcare.org). 18.07.2022
