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Vet-NewsKeine Tierarzneimittel für Zierfische?!

Eine neue Regelung für Tiermedikamente in der EU ist der Hintergrund für eine mögliche Versorgungslücke bei Tierarzneimitteln, die vor allem die Zierfische betrifft, denn hier gibt es zusätzlich zu wenige spezialisierte Tierärzte.

Fresh water aquarium with colorful fishes .
Pavlo Burdyak / stock.adobe.com

Wirksame, jedoch verschreibungspflichtige Medikamente erhält der Aquarianer ab 2027 nur noch bei einem Tierarztbesuch. Denn das neue Tierarzneimittelgesetz sieht vor, dass alle „antimikrobiell wirksamen“ Arzneimittel - also neben Antibiotika nun auch alle gegen Viren, Pilze und Protozoon (Einzeller) wirksamen Arzneimittel verschreibungspflichtig sind. Mit dem Schritt will die EU verhindern, dass sich Resistenzen noch schneller ausbreiten und noch mehr Wirkstoffe gegen Erreger unwirksam werden. Ihre Anwendung ist also nur noch nach einer Untersuchung und Verschreibung durch den Tierarzt erlaubt. Der Tierarzt darf zudem aber nur Arzneimittel verschreiben, die eine Zulassung haben. Und genau diese fehlt den bisher im Zoofachhandel frei verkäuflichen Arzneimitteln für Zierfische.

Weißpünktchenkrankheit als tödliche Gefahr

Bisher können beispielsweise wichtige Tierarzneimittel wie das gegen die Weißpünktchenkrankheit, die zu den häufigsten Krankheiten bei Zierfischen zählt, rezeptfrei im Zoo-Fachhandel gekauft werden. Die Krankheit kann unbehandelt innerhalb weniger Tage für einen Großteil der Fische tödlich enden und jeder erfahrene Aquarianer erkennt sie mit bloßem Auge, müsste in Zukunft jedoch auch dafür zum Tierarzt gehen. Greift die geplante Neu-Regelung, könnte das die Besitzer von Zierfischen vor große Probleme stellen, denn durch die lückenhafte tierärztliche Versorgung für Fische in Deutschland drohen, bei Krankheitsausbruch, schnell hohe Tierverluste, da es in Deutschland gerade einmal insgesamt etwa ein Dutzend Fachtierärzte für Fische mit eigener Praxis und andere spezialisierte Untersuchungsstellen gibt. Durch das neue Gesetz wird also eine wesentliche Versorgungslücke aufgerissen und damit die Behandlung von mehr als zwei Millionen Tieren nicht nur gefährdet, sondern schlicht unmöglich gemacht.

Keine Zulassungen wegen Nischenmarkt?!

Ein weiteres Problem ergibt sich daraus, dass Zierfischmedikamente ein Nischenmarkt sind. Daher rechnet sich die sehr kostspielige Registrierung oder gar Zulassung von Medikamenten nicht und auch in Zukunft wird in der EU kein großer Pharmabetrieb in diesen Sektor investieren. Es gibt aber Produkte kleiner Hersteller, die genau für diesen Anwendungsbereich hergestellt werden und sich seit Jahrzehnten in der Aquaristik bewährt haben. Die Prüfung und Zulassung eines Arzneimittels verursachen Kosten in Millionenhöhe. Das können diese Herstellerfirmen nicht aufwenden. Ihren Heilmitteln fehlt die Zulassung, sie fallen also weg.

Verschwinden die nicht mehr zugelassenen Zierfischheilmittel vom Markt, haben Tierärzte für die Behandlung von Aquarien- und Gartenteichtieren lediglich für Landtiere zugelassene Medikamente zur Verfügung. Diese Arzneimittel sind jedoch nicht für diesen Einsatzbereich gedacht, deshalb nicht immer gut löslich in Wasser oder nur bedingt verträglich bis toxisch für Wassertiere. Das zwingt zu einer aufwendigen Beratungsleistung bei den wenigen fachkundigen Tierärzten und zur Übernahme einer großen Verantwortung für die behandelten Tiere. Die Auswirkungen der geplanten deutschen Umsetzung der neuen EU-Verordnung auf Zierfische sind wenig erfreulich. Auch diese müssten im Krankheitsfall schon aus Tierschutzgründen schnell und fachkundig Hilfe erhalten und behandelt werden.

Änderungen auch für Fische

Die Umsetzung der neuen Rechtslage in Deutschland sollte unbedingt die Situation der zahlreichen Aquarientiere und Exoten hinsichtlich einer flächendeckenden tierärztlichen Versorgung und Verfügbarkeit von geeigneten Heilmitteln für die Behandlung berücksichtigen. Sie gefährdet sonst das Leben von Millionen von Tieren. Die EU-Verordnung 2019/6 ermöglicht ausdrücklich Erleichterungen für die Behandlung von Heimtieren. Daher ist die Bundesregierung jetzt aufgerufen, diese Erleichterungen in vollem Umfang für alle Heimtiere - auch Zierfische - aufzugreifen.

 

Quellen (nach Angaben von):
Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde (VDA) e.V. (02.12.2022). "Das neue Tierarzneimittelgesetz (TAMG) und der Notstand bei der Behandlung von Aquarienfischen". Im Internet: Das neue Tierarzneimittelgesetz (TAMG) und der Notstand bei der Behandlung von Aquarienfischen - VDA-online. 10.01.2023.

Deutschlandradio (03.01.2023). "Tierärzte sehen Zierfische in Gefahr". Im Internet: Arzneimittelreform - Tierärzte sehen Zierfische in Gefahr | deutschlandfunk.de. 10.01.2023.