Da der Igel unter Naturschutz steht, dürfen nur folgende Tiere aufgenommen und vorübergehend in Gefangenschaft gehalten und gepflegt werden:
- Verwaiste Igelsäuglinge
- Verletzte und kranke Igel
- Igel, die nach Wintereinbruch bei Frost und Schnee aktiv sind
Faustregel
Nur im Spätherbst aufgefundene Jungigel, die deutlich unter 500 Gramm wiegen, sollten in Gefangenschaft überwintern.
Erstmaßnahmen
Zuerst sollte die Körpertemperatur gemessen und gegebenenfalls korrigiert werden. Dann sollte der Kot auf Parasiten untersucht werden, um richtig behandeln zu können. Zusätzlich sollten die komplette Körperoberfläche und alle Körperöffnungen auf Wunden, Fliegeneier, Maden und andere Parasiten kontrolliert werden. Eine körperwarme Infusion in kleinen Einzeldosen und mit Vitaminen angereichert ist ebenfalls eine gute Erstmaßnahmen. Zunächst kann bei einem nicht massenhaft auftretenden Parasitenbefall mit Flöhen, Zecken oder Milben auf eine Behandlung verzichtet werden, dafür ein Wildtier Ektoparasiten völlig normal sind und die Antiparasitika das bereits geschwächte Tier nur noch mehr schwächen würden.
Merke
Medikamente sollten beim Igel erst ab einer Körpertemperatur von 36°C gegeben werden, denn bei Untertemperatur werden die Medikamente nicht transportiert und abgebaut, sondern können toxisch wirken!
Auch die Geschlechtsbestimmung kann hilfreich und teilweise entscheidend sein. Vor allem in den Sommermonaten ist es wichtig zu wissen, ob es sich beispielsweise um ein säugendes Muttertier handelt, denn dann sollte am Fundort unbedingt nach den verwaisten Igelsäuglingen gesucht werden, damit diese in fachgerechten Händen aufgezogen werden können.
Wie geht’s weiter?
Nach einer Erstversorgung und Stabilisierung des Igels kann eine Behandlung mit Antiparasitika begonnen werden. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass Igel viele Medikamente nicht oder nicht gut vertragen.
Ektoparasiten
Zuerst sollten sichtbare Ektoparasiten umgehend entfernt werden. Fliegenmaden und -eier, sowie Zecken können mit einer Pinzette abgesammelt werden. Flöhe sollten mit einem milden Spray besprüht werden, jedoch nicht mit einem Puder bepudert werden. Gegen starken Befall kann ein Spray mit Permethrin eingesetzt und auf den Rücken aufgetragen werden.
Endoparasiten
Endoparasiten sollten zunächst durch eine vollständige Untersuchung des Kots bestimmt werden, um dann gezielt bekämpft zu werden. Dabei sind Igel vor allem von Darmsaug-, Darmhaar-, Lungen-, Lungenhaar- und Bandwürmern befallen. Zur Bekämpfung sind Präparate mit Levamisol, Flubenol, Praziquantel und Cotrimocazol gut wirksam und verträglich. Präparate mit Imidacloprid, Propoxur und Fipronil sollten auf keinen Fall eingesetzt werden, denn diese haben beim Igel eine toxische Wirkung.
Was sollte der Igel fressen?
Als Ernährung eignet sich am besten Katzen-Nassfutter mit einem hohem Fleischanteil von mindestens 60%, ohne Zucker, ohne Getreide und ohne Soße oder Gelee. Von Igel-Fertigfuttern sollte abgesehen werden, da diese hauptsächlich aus kohlenhydrathaltigen Nebenprodukten bestehen, welche häufig zu Darmentzündungen mit schweren Durchfällen und einer Schwächung des Immunsystems führen. Auch Obst, Gemüse und Nüsse sollten nicht angeboten werden. Sehr schwachen Igeln kann etwas lauwarmer, ungesüßter Fenchel- oder Kamillentee eingeflößt werden und zusätzlich sollten sie mit Diätnahrung für Hunde oder Katzen zwangsgefüttert werden.
Stressfreie und Reizarme Unterbringung
Idel für die Unterbringung eines Igels in der Tierarztpraxis ist ein leicht zu reinigendes Gehege, welches gut gesichert ist, Raumtemperatur und etwas Lichteinfall hat. Als Bodenbelag kann Zeitungspapier oder Ähnliches verwendet werden, was täglich gewechselt wird. Zudem sollte dem Igel eine Versteck- und Schlafmöglichkeit angeboten werden, ideal dafür geeignet ist ein Pappkarton. Auch sollten Igel nur einzeln untergebracht werden, da sie außer zur Paarungszeit Einzelgänger sind.
Fazit
Nicht jeder Igel braucht Hilfe, ist der Igel jedoch augenscheinlich geschwächt, krank oder verletzt, sollte er in die nächste Tierarztpraxis gebracht werden. In der Praxis angekommen sollte der Igel zunächst stabilisiert und untersucht werden und erst später gegen End- und Ektoparasiten behandelt werden.
Quellen (nach Angaben von):