In etwa der Hälfte der rund 100 Forschungseinheiten des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) sind Wissenschaftler*innen auf Untersuchungen an Tieren, fast immer Mäuse, angewiesen, um ihre Forschungsfragen zu beantworten. Doch nur wenige Menschen haben eine Vorstellung davon, in welchen Bereichen Tierversuche entscheidend zur Lösung beitragen können.
Auch wenn in Forschungsergebnissen der DKFZ grundsätzlich darauf hingewiesen wird, wenn Daten auf Tierversuchen beruhen, geht es dabei doch hauptsächlich um die Abgrenzung dieser Daten zu jenen aus frühen experimentellen Stadien von klinischer Forschung am Patienten. „In Zukunft möchten wir in Pressemitteilungen zu geeigneten Arbeiten erläutern, warum es die Komplexität der Krankheit Krebs erfordert, bestimmte Zusammenhänge in einem lebenden Organismus zu untersuchen“, sagt Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des DKFZ.
Insbesondere in den beiden DKFZ Forschungsschwerpunkten Zell- und Tumorbiologie sowie Immunologie, Infektionen und Krebs spielen Untersuchungen an Mäusen eine zentrale Rolle. Teilweise werden die Tiere für anwendungsorientierte Fragestellungen eingesetzt, etwa um krebsfördernde Signalwege als Angriffspunkte für neue Therapien zu prüfen. Bei anderen Forschungsvorhaben jedoch lässt sich kaum voraussagen, ob und wie die Ergebnisse eines Tages die Medizin verbessern können.
Solche Fragestellungen, auch als Grundlagenforschung bezeichnet, werden oft als reine „Neugier-Forschung“ abgetan. „Sie sind aber unerlässlich, um neue Wissensgrundlagen zu schaffen, auf denen alle weitere Forschung aufbaut“, erklärt Stammzellforscher Andreas Trumpp, DKFZ. „Je besser wir die Biologie von gesunden Zellen und Krebszellen und ihrer Mikroumgebung verstehen, desto genauer erkennen wir beispielsweise, wo neue Therapien ansetzen könnten, wie sich Metastasierung verhindern lässt oder warum Krebszellen Resistenzen gegen Therapien entwickeln, die dann zum Rückfall führen.“
Warum Versuchstiere unerlässlich sind
Um zu einem besseren Verständnis dafür beizutragen, warum auch heute noch viele Fragen in der Krebsforschung nur an Tieren untersucht werden können, wollen wir dies von nun an in unseren Forschungs-News vertiefen: Wann immer relevante Forschungsergebnisse auf der Basis von Tierversuchen entstehen, werden Expert*innen dazu Stellung nehmen: Welche Information hat der Tierversuch gebracht? Können neue Therapieansätze verbessert und mögliche Nebenwirkungen erkannt und reduziert werden? Warum hätten so genannte Ersatzmethoden in diesem Fall nicht zum Ziel geführt? Und sind die Ergebnisse überhaupt auf den Menschen übertragbar?
Dazu sagt Hellmut Augustin, Abteilungsleiter am DKFZ: „Für unser Fachgebiet, die Gefäßbiologie, gilt, dass wir unsere an Mäusen erzielten Ergebnisse später weitestgehend auf den Menschen übertragen konnten. Daher sind für uns Tierversuche unerlässlich um zu verstehen, wie sich Krebs im Körper ausbreitet – und wie man diese Ausbreitung verhindern kann.“
Quelle (nach Angaben von):
Kommunikationsoffensive Tierversuche in der Krebsforschung (dkfz.de). 13.05.2024
(JD)