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Journal ClubMaropitant und der Einsatz bei Katzen

Derzeit ist Maropitant für Katzen nur als Antiemetikum zugelassen, jedoch sind die Einsatzmöglichkeiten vielfältig. Der Einsatz im Bereich der Nozizeption beispielweise zeigte bereits bei Hunden positive Effekte im perioperativen Bereich, aber auch bei Katzen konnten interessante Ergebnisse in einer Studie erzielt werden.

Quelle: Kirsten Oborny, Thieme Gruppe

Maropitant und Nozizeption

Schmerz ist Teil der Parameter, die den peri- und postoperativen Komfort unserer Patienten bestimmen. Hinzu kommen Symptome wie Übelkeit oder Erbrechen, eine Beeinträchtigung der Herz-Kreislauffunktion und eine verminderte Autoregulation der Körpertemperatur. Schmerz ist hierbei der am schwierigsten messbare Parameter, besonders bei unseren Katzenpatienten. Das Medikament Maropitant wurde hierzu bereits bei Hunden untersucht und zeigte einen positiven Effekt. Eine vergleichbare Untersuchung an Katzen wurde nun in Brasilien durchgeführt. 30 gesunde Katzen wurden zufällig einer von 3 Gruppen zugeordnet und ovariohysterektomiert. Die beiden Versuchsgruppen erhielten je einen Bolus von 1 mg/kg Maropitant und im Laufe der Prozedur eine DTI mit 30 bzw. 100ug/kg/h Maropitant. Die Kontrollgruppe erhielt lediglich Ringer-Laktat-Lösung als Bolus und als DTI. Erfasst wurden Herz- und Atemfrequenz, Temperatur, Pulssättigung, endexspiratorische CO2-Konzentration und der Blutdruck mittels Doppler. Postoperativ wurde das Wohlbefinden mithilfe einer modifizierten Schmerz-Skala gemessen.

In der Kontrollgruppe benötigten 10 von 10 Tieren postoperativ eine sog. „Rescue Analgesia“, also eine zusätzliche Dosis Morphin. In der Gruppe mit der 30 µg/kg/h-DTI-Rate benötigten 7 von 10 Katzen eine Morphingabe, in der Gruppe mit der 100 µg/kg/h-DTI-Rate hingegen nur 3 von 10 Tieren. Die Gruppe mit der 100 µg/kg/h-DTI-Rate hatte somit den geringsten Morphin-Bedarf und die Autoren folgern hieraus ein höheres Wohlbefinden der Patienten. Ebenfalls in dieser Gruppe sanken Blutdruck und Herzfrequenz zu 2 Zeitpunkten signifikant ab. Dieser Effekt ist für die Entscheidung über den Einsatz von Maropitant und die Überwachung intraoperativ wichtig.

Einsatz in der Praxis

Neben der antiemetischen Wirkung und einer Narkosegas-sparenden Wirkung hat Maropitant bei der Katze auch eine antinozizeptive Wirkung im Rahmen einer multimodalen Anästhesie und Analgesie gezeigt. Beim Einsatz höherer Dosen sollte eine gute Überwachung der Herz-Kreislauffunktion inklusive Blutdruckmessung erfolgen.

Der Wirkstoff: Maropitant

Maropitant ist ein NK-1-Rezeptor-Antagonist mit hoher Spezifizität. Die Substanz konkurriert und interagiert mit der Substanz P in initiierten Signalkaskaden bspw. bei der Schmerzübertragung, bei Entzündungsprozessen und im ZNS im Brechzentrum. Das Spektrum des Wirkstoffes ist abhängig von der Gewebeart und Ausprägung der Rezeptoren, hier gibt es tierartliche Unterschiede. Maropitant wird in der Leber abgebaut und sollte nicht bei Herzpatienten eingesetzt werden. Für Katzen ist das Medikament bisher nur als Antiemetikum zugelassen.

Maropitant auch für Katzen mit atopischer Dermatitis

Nicht selten stehen wir bei unseren Katzenpatienten vor der Herausforderung, uns für eine juckreizstillende Medikation für einen ohnehin schon immunsupprimierten Patienten zu entscheiden. So z. B. bei FIV-positiven Patienten oder bei Patienten mit anderen Viruserkrankungen, wie z. B. mit einer latenten FHV-1-Infektion. Der Einsatz von Glukokortikoiden ist hier trotz guter Wirksamkeit nicht indiziert. Die zugelassene Alternative Ciclosporin birgt bei diesen Patienten ähnliche Risiken.

In einer kleinen Pilotstudie in belgisch-schweizer Kooperation setzten Kollegen nun erstmals den NK1-Rezeptorantagonisten Maropitant im Kontext einer atopischen Dermatitis ein. Der innovative Ansatz folgt aus der Funktion von Substanz P an den NK1-Rezeptoren, die bei Menschen mit atopischer Dermatitis im Vergleich zu gesunden Patienten in höherer Zahl in der Epidermis nachgewiesen werden konnten. Daten hierzu fehlen bei der Katze noch.

Erfreulicherweise brachte Maropitant in der aktuellen Studie bei allen Tieren eine Besserung der Symptome. Zur Auswertung der Studie wurde die Entwicklung der typischen Hautläsionen und des Juckreizes erfasst, wodurch die Wirksamkeit bestimmt wurde und die Besitzer bewerteten zusätzlich die Verträglichkeit. Blutuntersuchungen zur Kontrolle von Blutbild sowie Leber- und Nierenparametern und eine Kontrolle der Wirkstoffkonzentration wurden in dieser Pilotstudie nicht durchgeführt. Eine Verblindung und Kontrollgruppe gab es in dieser Pilotstudie nicht, somit auch keine statistische Auswertung.

Zusammenfassend reduzierte Maropitant über 28 Tage bei der großen Mehrheit den Juckreiz und die klinischen Symptome – und dies bei Katzen, die teilweise auf andere Medikationen nicht gut reagiert hatten oder bei denen klassische immunsuppressive Therapien nicht infrage kamen. Es liegt die Vermutung nahe, dass bei Katzen wie bei Menschen Substanz P eine wichtige Rolle bei Juckreiz spielen könnte. Als einzige Nebenwirkung wurde bei 2 Katzen vermehrtes Speicheln berichtet. Darüber hinaus wurde die Verträglichkeit von den Besitzern als ordentlich (16%), gut (8,3%) oder ausgezeichnet (75%) beurteilt.

Anwendung in der Praxis

Der Wirkstoff Maropitant könnte eine gute Alternative zur Kontrolle von Juckreiz und klinischen Symptomen der atopischen Dermatitis der Katze bei guter Verträglichkeit sein, wenn klassische Wirkstoffe nicht zum Einsatz kommen können oder nicht ausreichend wirksam sind. Daten zur Sicherheit im Rahmen einer Langzeittherapie fehlen derzeit noch. Maropitant muss jedoch umgewidmet werden und Patientenbesitzer müssen entsprechend aufgeklärt werden. Die Verwendung bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion sollte unter strikter Abwägung der Risiken und begleitet von engmaschigen Kontrollen erfolgen.

Originalstudien:

Janaina M. X. Corrêa et al. Evaluation of the Antinociceptive Effect of Maropitant, a Neurokinin-1 Receptor Antagonist, in Cats Undergoing Ovariohysterectomy. Vet Med Int. 2019 doi:10.1155/2019/9352528

Maina E, Fontaine J. Use of maropitant for the control of pruritus in non-flea, non-food-induced feline hypersensitivity dermatitis: an open-label, uncontrolled pilot study. J Fel Med Surg 2019; 21(10): 967 – 972 doi:10.1177/1098612X18811372