In Deutschland gibt es erstmals seit 1988 einen Fall von Maul- und Klauenseuche (MKS). Das Virus wurde bei gehaltenen Wasserbüffeln im Landkreis Märkisch Oderland, Brandenburg durch das zuständige Landeslabor nachgewiesen und im Nationalen Referenzlabor für MKS des bundeseigenen Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) bestätigt. Am Samstag hat das FLI den Seroytp des Virus bestimmt (Serotyp O). Der genaue Ursprung und der Eintragsweg des Virus in den Tierbestand sind jedoch weiterhin unbekannt. Geeignete Impfstoffe sind in der MKS-Antigenbank Deutschland vorhanden und können nach Aktivierung durch die Bundesländer innerhalb weniger Tage hergestellt werden.
Keine weiteren Verdachtsfälle bestätigt
Der klinische Verdacht auf MKS in einem Ziegenbestand im Landkreis Barnim, zu dem es am 16.01.2025 eine breite Berichterstattung gab, hat sich durch die durchgeführten Laboruntersuchungen nicht bestätigt. Die Untersuchung im Nationalen Referenzlabor für Maul- und Klauenseuche des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) ergab keinen Nachweis von MKS-Virus oder spezifischen Antikörpern. Die Proben wurden über Nacht untersucht und am frühen Morgen des 17.01.2025 als negativ bestätigt.
TiHo trifft Schutzmaßnahmen
An der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo) nimmt die Klinik für Rinder und die Klinik für Klauentiere vorerst keine Patienten auf. Außerdem ist nur noch der Eingang über die Schwesternhausstraße möglich, alle anderen Eingänge sind verschlossen. Am Eingang über die Schwesternhausstraße steht eine Bodenwanne mit Desinfektionsmittel bereit.
Die Klinik für Rinder und die Klinik für Klauentiere haben auch die Lehrveranstaltungen vorsorglich abgesagt.
TSK zahlt Marktwert, aber keine wirtschaftlichen Verluste
Laut Bericht des rbb sind die Tierseuchenkassen (TSK) für die Entschädigungen der Tierhaltungsbetriebe zuständig. Gezahlt wird jedoch nur der Marktwert der getöteten Tiere. Weitere wirtschaftliche Verluste werden nicht übernommen.
Link zum vollständigen Beitrag des rbb: "Maul- und Klauenseuche – Entschädigungen für Landwirte"
Brandenburg verlängert Eilverordnung nochmals
Nachdem im Landkreis Märkisch-Oderland ein Erstausbruch der MKS festgestellt wurde, erließ die Ministerin Hanka Mittelstädt eine Eilverordnung, um die Tierseuche einzudämmen. Die am 13.01.2025 verlängerte Verordnung wurde am 15.01.2025 erneut verlängert.
Zur Verhinderung einer weiteren Ausbreitung der MKS sei es erforderlich, das Verbringen von empfänglichen Tieren zeitweise zu verbieten. Die entsprechende Verordnung wurde um 48 Stunden – bis 17.01.2025 – verlängert. Grund sei, dass die bisher vorliegenden Untersuchungsergebnisse noch nicht ausreichen, um die Lage abschließend zu bewerten.
Verboten ist damit weiterhin der Transport von Rindern, Schweinen, Schafen, Ziegen und Kameliden. Gleiches gilt für in den Tierhaltungsbetrieben von diesen Tieren gewonnenen Körpern oder Tierkörperteilen und Gülle. Somit sind Schlachtbetriebe und der Einzelhandel davon nicht betroffen. Verstöße können als Ordnungswidrigkeit geahndet werden.
Serotyp O in Brandenburg bestätigt
Dazu erklärt Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir: „Mit höchstem Einsatz und Expertise unterstützen die Fachleute unseres Friedrich-Loeffler-Instituts bei der Aufklärung des Maul- und Klauenseuchenausbruchs in Brandenburg – dafür gilt mein Dank. Das Nationale Referenzlabor des FLI hat nun Klarheit über den Serotyp des gefundenen Virus geschaffen. Das ist ein wichtiger Schritt im Kampf gegen die Tierseuche. Es ist gut, dass die Brandenburger und Berliner Behörden schnell reagieren, um eine Ausbreitung zu verhindern. Ziel muss weiter sein, die Maul- und Klauenseuche schnell einzudämmen und die Folgen für Tiere sowie Schäden für unsere Land- und Lebensmittelwirtschaft so gering wie irgend möglich zu halten.“
Zentrale Krisenstab als übergeordnetes Entscheidungsgremium
Die epidemiologischen Untersuchungen zur Ermittlung der Einschleppungsursachen für das Virus laufen bereits. Die für die Bekämpfung von Tierseuchen zuständigen Landesbehörden in Brandenburg werden hierbei von Seiten des Bundes durch das Friedrich-Loeffler-Institut unterstützt. Derzeit kann noch nicht gesagt werden, ob es sich um einen Einzelfall handelt oder ob weitere Bestände mit dem Virus infiziert wurden. Das BMEL hat für Dienstag den Zentralen Krisenstab Tierseuchen einberufen, um über den Ausbruch der MKS und die möglichen Folgen zu beraten, für Montag ist ein Treffen mit den Branchenverbänden geplant. Bereits heute wird Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir seine zuständigen Amtskollegen aus den Bundesländern über den Stand informieren.
Der Zentrale Krisenstab ist beim Ausbruch einer Tierseuche das übergeordnete politische Entscheidungsgremium. Teilnehmer des Krisenstabs sind die Amtschefs der zuständigen Ministerien des Bundes und der Länder, die für die Tierseuchenbekämpfung zuständig sind. Sie beraten Maßnahmen von überregionaler und politischer Bedeutung und beschließen bei Bedarf ein bundeseinheitliches Vorgehen. Der Zentrale Krisenstab Tierseuchen wurde für Dienstag einberufen.
Deutschland verliert seine Anerkennung als "MKS-frei ohne Impfung"
Mit der Bestätigung der Seuche verliert Deutschland die Anerkennung als "frei von Maul- und Klauenseuche ohne Impfung" bei der Weltorganisation für Tiergesundheit. Es wurden bereits Sperrzonen eingerichtet, die betroffenen Tiere wurden getötet und Verbringungsbeschränkungen für empfängliche Tiere (Wiederkäuer und Schweine) verhängt. Obwohl die MKS eine hochkontagiöse Viruskrankheit ist, sind Infektionen des Menschen außerordentlich selten, da der Mensch nur wenig empfänglich ist.
Keine Klauentiere auf der Grünen Woche in Berlin
Zum Schutz vor der Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche hat zwischenzeitlich auch das Land Berlin veranlasst, dass auf der Grünen Woche, die vom 17. bis 26. Januar 2025 in Berlin stattfindet, keine Klauentiere ausgestellt werden.
Bundesminister Özdemir wird sich am Montag mit Branchenvertretern treffen, um über den Ausbruch der MKS zu beraten. Gemeinsam mit Brandenburg, das für die Bekämpfung des Ausbruchs zuständig ist, sowie Expertinnen und Experten des FLI hatte der Bundesminister seine Amtskolleginnen und Amtskollegen aus den Ländern bereits am Freitagabend über den aktuellen Stand informiert.
Informationen des FLI zum MKS-Ausbruch
Weitere Informationen zum Serotyp O gibt es auf der Webseite des FLI.
Meldung vom 10.1.2025, zuletzt aktualisiert am 17.01.2025.
Quelle (nach Angaben von):
BMEL - Pressemitteilungen - BMEL ruft Zentralen Krisenstab wegen Maul-und-Klauenseuche ein 10.01.2025
BMEL - Update zur Maul-und-Klauenseuche in Brandenburg: Friedrich-Loeffler-Institut bestimmt Serotyp des in Brandenburg gefundenen Virus 11.01.2025
MKS-Ausbruch in Brandenburg: Serotyp O festgestellt | Friedrich-Loeffler-Institut 11.01.2025
Maul- und Klauenseuche - Entschädigungen für Landwirte (rbb-online.de) 15.01.2025
Maul- und Klauenseuche (MKS) – Eilverordnung nochmals verlängert (mluk.brandenburg.de) 15.01.2025
Maul- und Klauenseuche in Brandenburg: Verdachtsfälle aus dem Landkreis Barnim nicht bestätigt (mluk.brandenburg.de) 17.01.2025
Schutzmaßnahmen an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo): Bis auf Weiteres nehmen die Klinik für Rinder und die Klinik für kleine Klauentiere keine neuen Patienten auf. (tiho-hannover.de) 13.01.2025
Maul- und Klauenseuche: Kein weiterer Fall in Brandenburg (fli.de) 17.01.2025
(Lö)