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ForschungMysterium Meer: Tiere unter dem Meeresboden entdeckt

Forschende endeckten zahlreiche Tiere in Hohlräumen und Höhlen unter dem Meeresboden der Tiefsee. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift Nature Communications veröffentlicht.

Das Meer von der Küste aus fotografiert. Im Hintergrund sieht man einen bunten Himmel durch die Sonne.
Aaron/adobe.stock.com

Einige der endeckten Tiere unter dem Meeresboden waren bis zu einem halben Meter groß.

Seit lan­gem ist be­kannt, dass hydro­ther­ma­le Quel­len von tie­ri­schem Le­ben dicht be­völ­kert sind. Auf ei­ner For­schungs­rei­se zum Ost­pa­zi­fi­schen Rü­cken ha­ben For­schen­de um Mo­ni­ka Bright von der Uni­ver­si­tät Wien und Sa­bi­ne Goll­ner vom Kö­nig­lich Nie­der­län­di­schen In­sti­tut für Mee­res­for­schung (NIOZ) nun ent­deckt, dass nicht nur auf, son­dern auch im Mee­res­bo­den Tie­re un­ter­schied­lichs­ter Grö­ße le­ben: Un­ter dem Mee­res­bo­den rund um Hydro­ther­mal­quel­len ent­deck­ten sie Höh­len­sys­te­me, in de­nen es von Wür­mern, Schne­cken und che­mo­syn­the­ti­schen Bak­te­ri­en wim­melt. Ihre Er­geb­nis­se ver­öf­fent­li­chen sie jetzt in der Zeit­schrift Nature Communications.

„Das ist eine ziem­lich re­vo­lu­tio­nä­re Ent­de­ckung“, sagt An­dré Luiz de Olivei­ra vom Max-Planck-In­sti­tut für Ma­ri­ne Mi­kro­bio­lo­gie in Bre­men, der im Juli 2023 an der Ex­pe­di­ti­on mit dem For­schungs­schiff R/V Falkor (too) des Schmidt Oce­an In­sti­tu­te teil­nahm. „Die­se gro­ßen Tie­re un­ter dem Mee­res­bo­den zu fin­den, war nicht nur sehr auf­re­gend. Es zeigt auch, dass die Be­woh­ner auf und un­ter dem Mee­res­bo­den eng mit­ein­an­der ver­bun­den sind. Au­ßer­dem legt es nahe, dass sich die Lar­ven die­ser Tie­re im Un­ter­grund ver­brei­ten – was schon län­ger ver­mu­tet, aber nie sys­te­ma­tisch un­ter­sucht und nach­ge­wie­sen wur­de.“

De Olivei­ra – ein Bio­lo­ge, der seit lan­gem in der Bio­in­for­ma­tik tä­tig ist – be­glei­te­te die Fahrt als Da­ten­wis­sen­schaft­ler. Die For­schungs­ar­bei­ten wur­den mit Hil­fe des Tauch­fahr­zeugs ROV SuBastian des Schmidt Oce­an In­sti­tu­te durch­ge­führt, das die Tauch­gän­ge film­te, Pro­ben nahm und Ex­pe­ri­men­te durch­führ­te. „Je­der ge­plan­te Tauch­gang – ins­ge­samt 18 an der Zahl – lie­fer­te bis zu 4 Te­ra­byte an Da­ten in Form von Vi­de­os, Bil­dern, Pro­ben, Ta­bel­len und so wei­ter. Mei­ne Auf­ga­be war es, all die­se Da­ten zu sor­tie­ren und zu or­ga­ni­sie­ren, um den For­schen­den die wei­te­re Ar­beit zu er­leich­tern“, sagt de Olivei­ra. „In en­ger Zu­sam­men­ar­beit mit Mo­ni­ka, Sa­bi­ne und den an­de­ren For­schen­den so­wie den Mee­res­tech­ni­kern habe ich eine maß­ge­schnei­der­te Web-Schnitt­stel­le ein­ge­rich­tet.“ Durch die über­sicht­li­che Er­fas­sung und Or­ga­ni­sa­ti­on al­ler ge­sam­mel­ten In­for­ma­tio­nen und de­ren Ver­knüp­fung mit Ex­pe­ri­men­ten und Ana­ly­sen an Bord konn­ten die For­schen­den schnell und ef­fi­zi­ent auf die re­le­van­ten Da­ten zu­grei­fen. „Wir wa­ren von Was­ser um­ge­ben, er­tran­ken aber in Da­ten. Mei­ne Ar­beit hat es den For­schen­den re­la­tiv leicht ge­macht, sich im Meer der täg­lich an­fal­len­den Da­ten zu­recht­zu­fin­den und ihre Ex­pe­ri­men­te sinn­voll zu ge­stal­ten und in­ter­pre­tie­ren.“

Wie die For­schen­den in ih­rer Pu­bli­ka­ti­on schrei­ben, „wirft die Ent­de­ckung von tie­ri­schem Le­ben un­ter der Ober­flä­che der Erd­krus­te Fra­gen be­züg­lich der Aus­deh­nung die­ser Öko­sys­te­me auf, die grö­ßer ist als das, was auf der Ober­flä­che des Mee­res­bo­dens zu se­hen ist. Die Un­ter­su­chung der Bio­sphä­re un­ter dem Mee­res­bo­den auf tie­ri­sches Le­ben hat ge­ra­de erst be­gon­nen“. Die jetzt vor­lie­gen­den Er­geb­nis­se wer­den dazu bei­tra­gen, die Funk­ti­ons­wei­se die­ser fas­zi­nie­ren­den und kom­ple­xen Öko­sys­te­me so­wie ihre Rol­le für die glo­ba­le bio­lo­gi­sche Viel­falt und die geo­che­mi­schen Kreis­läu­fe bes­ser zu ver­ste­hen. Da­mit un­ter­streicht ihre Ver­öf­fent­li­chung auch, dass die Öko­sys­te­me drin­gend vor mög­li­chen zu­künf­ti­gen an­thro­po­ge­nen Ein­flüs­sen ge­schützt wer­den müs­sen, be­to­nen die Au­to­ren. „Die­se Ent­de­ckung macht deut­lich, wie vie­le Ge­heim­nis­se sich noch in der un­zu­gäng­li­chen Tief­see ver­ber­gen und wie wich­tig es ist, sich um die­se Öko­sys­te­me zu küm­mern“, so de Olivei­ra ab­schlie­ßend.

Quelle (nach Angaben von):
Ge­hei­mes Le­ben im Un­ter­grund: Tie­re un­ter dem Mee­res­bo­den (mpi-bremen.de) 15.10.2024

(IR)