„Abriebe von Partikeln entstehen nicht nur im Straßenverkehr, sondern zum Beispiel auch in der Schifffahrt“, erklärt der Wissenschaftler Dr. Marten Fischer des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). „Farbanstriche und Beschichtungen gegen Bewuchs und Korrosion bestehen überwiegend aus Kunststoffen. Durch Verwitterung und Verschleiß entsteht Mikroplastik – Partikel, die kleiner sind als 5 Millimeter“. Doch wie viele Partikel gelangen so ins Meer?
Um das herauszufinden, kombinierte ein Forschungsteam verschiedene chemisch-analytische und mathematisch-statistische Methoden. „So können wir verschiedene Typen von Partikeln genauer erfassen und sicher voneinander unterscheiden. Dadurch können wir das potenzielle Risiko von Partikeln aus Beschichtungen und Farbanstrichen für die Meere besser einschätzen“, erläutert Dr. Lars Hildebrandt, Erstautor der kürzlich veröffentlichten Studie am Helmholtz-Zentrum-Hereon.
Derartige Partikel könnten vermehrt auch durch den Ausbau der Offshore-Windenergie und die zunehmende Schifffahrt in die Meeresumwelt gelangen. Die Studie wurde unter anderem durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) im Zusammenhang mit dem BMDV-Expertennetzwerk gefördert. Dort werden Abriebe aus der Verkehrsinfrastruktur und dem Verkehr selbst untersucht.
Partikel aus Offshore-Windparks
Nun kommt die neue Methode direkt zum Einsatz. Wissenschaftler*innen waren zwischen Ende April und Anfang Mai mit dem BSH-Forschungsschiff ATAIR unterwegs, um die deutschen Meeresgewässer zu überwachen. Dabei nehmen sie auch Wasser- und Sedimentproben in Offshore-Windparks und in der Deutschen Bucht, die sie im Labor auf Partikel aus Farbanstrichen und Beschichtungen untersuchen.
Die Probenahme findet im Rahmen des europäischen Interreg-Projekts Anemoi statt. Bis Ende 2026 untersuchen 11 Partner aus 6 verschiedenen Ländern des Nordseeraums die stofflichen Emissionen von Offshore-Windenergieanlagen. Neben Partikeln aus Farbanstrichen und Beschichtungen stehen ebenfalls Spurenmetalle und organische Schadstoffe im Fokus der Untersuchungen.
Der Ausbau der Offshore-Windenergie in Nordsee und Ostsee ist ein wichtiger Bestandteil der Energiewende. Die Untersuchungen von Hereon und BSH tragen dazu bei, die Meeresumweltüberwachung kontinuierlich zu verbessern. So können die Auswirkungen von neuartigen Substanzen auf die Meeresumwelt bewertet und wirksame Maßnahmen umgesetzt werden, die den Eintrag in die Meere reduzieren.
Quelle (nach Angaben von):
Mikroplastik im Meer: Neue Methode (hereon.de). 15.05.2024
(JD)