Die Zerstörung von Lebensräumen bedroht viele Wildtiere. Zu den daher streng geschützten Arten gehört auch die Haselmaus, die meist als strikt arboreale, also nur in Wäldern und Gehölzbeständen vorkommende Art beschrieben wird. Nun konnten Bayreuther Forschende erstmals zeigen, dass Haselmäuse Schilfbestände als Habitat nutzen.
Vorherige Untersuchungen gaben erste Hinweise
In vorangegangenen Untersuchungen fanden sich bereits erste Hinweise auf Haselmäuse in Schilfbeständen. „Diesen Hinweisen sind wir in der Studie mittels telemetrischer Untersuchungen nachgegangen“, sagt Prof. Dr. Manuel Steinbauer vom Lehrstuhl Sportökologie, der die Arbeit betreut hat. Hierfür wurden 8 Haselmäuse südlich von Bamberg gefangen und jeweils mit einem Funksender ausgestattet. Anschließend wurden sie in ihren natürlichen Lebensraum entlassen, in dem sich Schilfbestände und Gehölzstrukturen in direkter Nähe zueinander befinden. Wipfler trackte die Mäuse für jeweils mindestens 3 Nächte, um die Aufenthaltsorte der nachtaktiven Tiere zu überwachen.
Nutzung zu ungefähr gleichen Teilen
Die Forschenden fanden heraus, dass die Haselmäuse Schilf und den angrenzenden Gehölzbestand zu ungefähr gleichen Teilen nutzen: Nachts lagen 41,1 % der Messpunkte im Schilf, 50,7 % im Gehölzbestand und 8,2 % in anderer Vegetation. Bei genauerer Betrachtung der Daten fielen Vorlieben der beobachteten Mäuse auf: 6 der 8 Haselmäuse nutzten das Schilf und den Gehölzbestand. Hingegen nutzte eine Maus ausschließlich das Schilf und eine weitere ausschließlich das Gehölz als Lebensraum. Zudem wurde nachgewiesen, dass die Haselmäuse sich nicht nur während ihrer aktiven Phasen in der Nacht im Schilf aufhalten, sondern diesen Lebensraum auch tagsüber zum Schlafen nutzen. Die Forschenden fanden außerdem ein Haselmaus-Nest im Schilf.
Warum weichen Haselmäuse in Schilf aus?
Als Gründe für die Nutzung von Schilf führten Wipfler, Steinbauer und Christian Strätz vom Büro für ökologische Studien Bayreuth unter anderem den Schutz vor Raubtieren an. Schilf könnte auch als Lebensraum für Insekten, die eine Nahrungsquelle für Haselmäuse sind, sowie als Nistmaterial eine Rolle spielen. Zudem könnten Haselmäuse ins Schilf ausweichen, um die Konkurrenz um Nahrung und Nistplätze mit den größeren und stärkeren Gelbhalsmäusen (Apodemus flavicollis) sowie den Waldmäusen (Apodemus sylvaticus) zu vermeiden.
Quelle (nach Angaben von):
https://www.uni-bayreuth.de/pressemitteilung/haselmaus. 22.05.2024
(JD)