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ViruserkrankungNeues Zeckenvirus in den Alpen entdeckt

Bisher war das FSME-Virus das einzige in Mitteleuropa bekannte Zeckenvirus, das neurologische Erkrankungen verursacht. Nun berichten Wissenschaftler*innen erstmals über einen neuen Subtyp.

Eine Zecke sitzt auf einem Blatt.
Michael/stock.adobe.com

Der neu identifizierte, von Zecken übertragene Flavivirus-Subtyp wurde an 3 verschiedenen Orten nachgewiesen.

Unter Leitung der Veterinärmedizinischen Universität Wien wurde erstmals ein neues, bislang unbekanntes Zeckenvirus nachgewiesen. Gefunden wurde der neue Flavivirus-Subtyp (Flaviviren = Viren, die von Zecken oder Stechmücken übertragen werden) in erkrankten Gämsen und anhaftenden Zecken aus Österreich und Italien. An der Studie waren zahlreiche Forschungseinrichtungen aus Österreich, Italien, der Tschechischen Republik und den Vereinigten Arabischen Emiraten beteiligt. Welche Folgen das neuentdeckte Virus für Mensch und Tier haben wird, lässt sich laut den Wissenschafter*innen derzeit noch nicht sagen. Um weitere Forschungsarbeiten zu erleichtern, wurde das Zellkulturisolat des neuen Virus („Alpine chamois encephalitis virus“; ACEV) auf der Plattform des Europäischen Virusarchivs hinterlegt.

Der europäische Subtyp des durch Zecken übertragenen Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus (FSMEV-Eur; Spezies Orthoflavivirus encephalitidis, Familie Flaviviridae) war bislang das einzige durch Zecken übertragene Flavivirus in Mitteleuropa, von dem bekannt war, dass es neurologische Erkrankungen bei Menschen und verschiedenen Tierarten verursacht. Nun berichten Wissenschafter*innen erstmals über ein durch Zecken übertragenes Flavivirus, das von alpinen Gämsen (Rupicapra rupicapra rupicapra) mit Enzephalitis und anhängenden Zecken isoliert wurde – einer Tierart, die in einem großen Gebiet in den Alpen vorkommt. Die Fälle wurden 2017 in Salzburg (Österreich) und 2023 in der Lombardei und im Piemont (Italien) festgestellt.

Einstufung als neuer Virus-Subtyp

Laut dem Virologen und Studien-Erstautor Norbert Nowotny vom Zentrum für Pathobiologie der Vetmeduni weisen die Virusstämme 94,8–97,3 % Nukleotid-Identitäten zueinander auf und sind enger mit dem vor allem auf den Britischen Inseln vorkommenden Louping-Ill-Virus (Orthoflavivirus loupingi; 90–92 % Übereinstimmungen) als mit FSMEV-Eur (weniger als 88 %) verwandt. „Die von den Gämsen stammenden Virusstämme, die wir vorläufig als „Alpine chamois encephalitis virus“ (ACEV) bezeichnen, bilden mit dem Spanischen Ziegenenzephalitis-Virus eine unabhängige genetische Gruppe, die sich deutlich von den anderen Louping Ill-Viren unterscheidet“, erklärt Nowotny.

Laut dem Experten spricht dies für die Einstufung als neuer Virus-Subtyp mit dem vorgeschlagenen gemeinsamen taxonomischen Namen „Spanish goat and Alpine chamois encephalitis virus subtype“ innerhalb der Spezies Orthoflavivirus loupingi. „Das zoonotische Potenzial dieses neu identifizierten Virus-Subtyps sowie sein Wirtsspektrum bei anderen Tierarten, einschließlich Nutztieren, muss unbedingt weiter untersucht werden. Sollten etwa auch Ziegen oder Schafe für dieses neu entdeckte Virus empfänglich sein, bestünde auch die Gefahr von Infektionen des Menschen durch den Genuss von Rohmilch-Produkten dieser Tierarten“, betont Nowotny.

Nachweise des Virus an völlig unterschiedlichen Fundorten

Der neu identifizierte, von Zecken übertragene Flavivirus-Subtyp wurde an 3 verschiedenen Orten – einer in Österreich und 2 in Norditalien – in einem Abstand von bis zu 390 Kilometern Luftlinie und in einem Zeitraum von mehr als 6 Jahren nachgewiesen. Auch die Jahreszeit, in der die infizierten Gämsen gefunden wurden, war mit Februar, Mai und September sehr unterschiedlich. Deutlich weicht auch die Höhe der Fundorte voneinander ab, sie reicht von 761 über 1200 bis zu 1700 Höhenmetern. Außerdem unterschieden sich die Funde hinsichtlich Zeckenbefall: Einmal befanden sich keine Zecken an der Gämse, weshalb die Infektion mehrere Wochen oder sogar Monate zuvor erfolgt sein musste. Bei den beiden anderen Fällen hafteten die infizierten Zecken noch an den Gämsen.

Quelle (nach Angaben von):
FSME & Co.: Forscher:innen entdecken in den Alpen neues Zeckenvirus (vetmeduni.ac.at) 28.01.2025

(IR)