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Vet-NewsPferde – Scheren oder Nicht-Scheren?

Die Pferdeschur wird unter Pferdehaltende immer wieder heiß diskutiert. Doch welche Argumente sprechen für und welche gegen das Scheren der Pferde?

A soft focus of a plastic and a metal curry comb on a wooden log
Wirestock / stock.adobe.com

Pferde stellen sich im Herbst mit einem Fellwechsel auf den Winter ein und garantieren somit das Überleben bei kalten Temperaturen. Denn das Winterfell schützt die Pferde nicht nur vor Nässe, sondern isoliert auch den ganzen Körper gegen Kälte. Doch gerade die Pferde, die häufig geritten werden, schwitzen mit dem dichten Winterfell schnell und stark. Das dicke Fell benötigt nach dem Training relativ viel Zeit, bis es wieder trocken ist und der Haltenden muss deshalb darauf achten, dass das Pferd nicht auskühlt, es muss trocken geführt und geputzt werden, aber auch die Abschwitzdecke muss gewechselt werden. Das bedeutet verhältnismäßig viel Aufwand.

Pro und Contra

Vorteile
  • weniger Schwitzen
  • bessere Wärmeabgabe beim Training
  • intensiv gearbeitete Pferde sind leistungsbereiter
  • schnelleres Trocknen
  • Putzeinheiten gehen schneller
  • Pferde eingedeckt und somit weniger dreckig
Nachteile
  • natürlicher Schutz fehlt
  • Frieren schneller
  • Pferde müssen meistens eingedeckt sein, vor allem im Winter
  • verschiedene Decken, je nach Wetterlage, müssen vorhanden sein
  • mehr Power am Anfang eines Trainings, da den Pferden kalt ist
  • empfindlicher gegenüber Scheuerstellen oder Hautpilz
  • Prozedur des Scherens stressig

Wichtiges rund um das Scheren von Pferden!

Wenn sich für das Scheren entschieden wird, dann sollte auch der Zeitpunkt beachtet werden: Die Schur sollte erst stattfinden, wenn das Winterfell komplett ausgebildet ist, das ist meist Ende Oktober. Zudem muss das Fell nach der ersten Schur dann auch regelmäßig nachgeschoren werden, je nach Wachstum des Fells, alle 3-5 Wochen. Die letzte Schur sollte etwa Anfang Februar erfolgen, damit sich das Sommerfell leichter entwickeln kann.

Welcher Schnitt ist der Richtige für mein Pferd?

Die Art der Schur sollte von der körperlichen Aktivität und der Haltungsform des Pferdes abhängen. Aber teilweise ist auch die Rasse, das Alter und die Größe entscheidend.

Bei der Bib-Schur wird nur ein Teil der Brust und die Vorderseite des Halses geschoren. Mit dieser Schur lässt sich extremes Schwitzen bei Arbeit verhindern, da die Luft im geschorenen Bereich bessere zirkuliert. Die Art der Schur ist vor allem für Offenstallpferde und Pferde, die leicht gearbeitet werden geeignet.

Beim Deckenschnitt wird so viel Fell weggeschnitten, dass das Pferd geritten werden kann, ohne stark zu schwitzen und es gleichzeitig ausreichend durch das Winterfell gewärmt wird. An den Stellen, an denen das Pferd weniger schwitzt, bleibt das Fell stehen, dazu gehören Beine, Kopf, Rücken und Kruppe und der restliche Körper wird seitlich in einem Streifen geschoren. Diese Art der Schur ist für Sport- und Freizeitpferde geeignet, die im Winter mittelmäßig bewegt werden und häufig auf der Koppel weiden.

Der Streifenschnitt (Chaser-Schur) ähnelt dem Deckenschnitt, hier bleibt jedoch auch das Fell im Nacken unter dem Kamm der Mähne stehen, so sind die Muskeln in diesem sensiblen Bereich ebenfalls geschützt. Auch diese Art eignet sich für Pferde, die mittelmäßig bis stark gearbeitet werden und im Winter auf der Koppel stehen.

Der schmale Streifenschnitt (Trace-Schur) biete sich vor allem für leicht bis mäßig beweget Pferde an, die viel auf der Weide stehen. Hier werden der untere Halsbereich und die Ellenbogenpartie geschoren und die Schur in einer schmalen Linie am Bauch, den Flanken und der Hinterhand fortgesetzt. Das Fell an den Beinen bleibt komplett stehen.

Der Jagdschnitt (Hunter-Clip) wird hauptsächlich bei Jagdpferden, die im Herbst oft bei der Jagd geritten werden, angewendet. Hier bleibt nur das Fell an den Beinen und an der Sattellage stehen. Diese Pferde sind nach der Arbeit auf jeden Fall auf eine Decke angewiesen.

Die irische Pferdeschur (Irish-Clip) lässt sich schnell und einfach durchführen, denn hier wird das Fell nur an der Unterseite des Halses inklusive Brust und Ellenbogenbereich sowie am Bauch geschoren, teilweise wird aus ästhetischen Gründen auch der Kopf geschorene. Das Fell an der gesamten Hinterhand und auf dem Rücken bleibt. Diese Art ist vor allem für Pferde geeignet, die im Winter viel draußen stehen und nur leicht bewegt werden.

Die vollständige Pferdeschur (Vollschnitt, Full-Clip) ist eine komplette Schur, die speziell für Sportpferde geeignet ist, die durchgehend trainiert werden. Die Pferde benötigen in den Ruhephasen dann jedoch besonderen Schutz, da sie sich gerade im Winter nicht mehr selbst warmhalten können.

Selbst scheren oder scheren lassen?

Das eigene Pferd selbst zu scheren, ist mit etwas Übung kein Problem, vor der ersten Schur sollte allerdings ein Erfahrener dabei sein. Im Weiteren kann das Scheren dazu beitragen, das Verhältnis zwischen Tier und Haltendem zu vertiefen, allerdings nur dann, wenn das Pferd langsam an die Prozedur gewöhnt wird und diese positiv verknüpft. Eine gute Vorbereitung der äußeren Gegebenheiten ist ebenso wichtig wie das richtige Equipment. Geschoren werden sollte immer gegen die Wuchsrichtung des Fells, in möglichst langen, überlappenden Bahnen, bei denen das Schermesser immer flach und parallel zur Haut gehalten wird. Begonnen werden sollte mit den unempfindlichsten Stellen wie Schulter und Hals. Für Hautfalten und empfindliche Stellen empfiehlt es sich eine zweite Person zur Hand zu haben. Am Ende sollte zudem das lose Fell vom Körper gebürstet werden, damit es nicht juckt.

Aber auch professionelle Pferdefrisöre sind nicht besonders teuer und man spart die Anschaffung teurer Geräte, denn Billiggeräte lohnen sich nicht, da diese schnell kaputt gehen und unsauber scheren. "Ich empfehle eine Schermaschine mit 300 bis 320 Watt Leistung", sagt Stephanie Brumann, die rund um das nordrhein-westfälische Haltern am See einen Pferde-Scher-Service anbietet.

Fazit

Das Scheren eines Pferdes, das nicht intensiv geritten und normal gehalten wird, ist unnötig. Wird mit dem Pferd jedoch intensiv gearbeitet, kann eine Schur durchaus sinnvoll sein. Nicht nur weil der Haltenden weniger Zeit für die Pflege benötigt, sondern auch weil das kurze Fell die Wärmeabgabe während des Trainings und somit die Erholung beschleunigt. Aber nicht nur im Winter kann das Scheren sinnvoll sein, auch immer Sommer können vor allem ältere Pferde davon profitieren. Doch am Ende bleibt die Entscheidung über eine Schur des Pferdes eine sehr individuelle Entscheidung.

Quellen (nach Angaben von):
CAVALLO (15.10.2019). "Pferde scheren - Ja oder Nein?". Im Internet: CAVALLO klärt auf: Pferde scheren - Ja oder Nein? | cavallo.de. 20.09.2022.
ehorses GmbH & Co. KG (2022). "Pferd scheren – So funktioniert’s: Tipps & Tricks". Im Internet: Pferd scheren - So funktioniert's: Tipps & Tricks - ehorses Magazin. 20.09.2022.
Allianz (2022). "Alles Wissenswerte zur Pferdeschur". Im Internet: Pferd scheren: Ja oder nein? | Allianz. 20.09.2022.
Stallbedarf24 (19.08.2020). "Pferde scheren – Alles Wissenswerte zur Pferdeschur!". Im Internet: Pferde scheren - Wissenswertes zur Pferdeschur! | Stallbedarf24 Ratgeber. 20.09.2022.