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Spezial: GastroenterologiePro- und Präbiotika: Einsatz und Wirkung

Probiotika und Präbiotika können unterstützend wirken. Doch welche Wirkung haben sie im Organismus, wann können sie eingesetzt werden und was ist beim Einsatz bei Hund und Katze zu beachten? 

Inhalt
Eine Person hält ein Klemmbrett in der Hand. Auf dem Klemmbrett ist eine Zettel mit der Aufschrift: Probiotics.
onephoto/stock.adobe.com

Sogenannte Synbiotika sind eine Mischung aus Prä- und Probiotika.

Produkte im Aufwind

Hört man sich unter Hunde- und Katzenbesitzern und auch in Tierarztpraxen um, scheint der Einsatz von Pro- und Präbiotika immer mehr zuzunehmen. Auch die Auswahl an entsprechenden Präparaten wird stetig größer. Viele Annahmen zur Wirkung und Empfehlungen zum Einsatz solcher Produkte wurden zunächst aus der Humanernährung auf unsere Haustiere übertragen. Insbesondere die Probiotika haben bereits eine sehr lange, ca. 100 Jahre alte, medizinische Geschichte. Mittlerweile gibt es jedoch auch viele Studien zum Einsatz von Pro- und Präbiotika bei Hunden und, in etwas geringerer Zahl, bei Katzen.

Ziele und Wirkung

Generell erfolgt der Einsatz von Pro- und Präbiotika sowie Synbiotika (eine Mischung aus Prä- und Probiotika), um die intestinale Mikrobiota zu unterstützen bzw. zu stabilisieren. Dabei wird davon ausgegangen, dass ein gestörtes Gleichgewicht der Bakterienarten (Dysbiose) vorliegt bzw. wird vermutet, dass es zu einer Dysbiose kommen könnte.

Es gibt verschiedene Szenarien, wie die intestinale Mikrobiota (siehe Kasten) von Hunden und Katzen beeinflusst werden kann. Während beispielsweise ein Antibiotikum Bakterien reduziert bzw. eliminiert, wird ein Probiotikum bzw. ein Präbiotikum zum Aufbau und zur Vermehrung von Bakterien eingesetzt (Abb. 1).

Mikrobiota

Der Begriff Mikrobiota umfasst die Gesamtheit aller Mikroorganismen in einem Organismus bzw. in einer definierten Umgebung. Die gastrointestinale Mikrobiota beinhaltet die Gesamtheit aller Mikroorganismen im Gastrointestinaltrakt. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um Bakterien, umfasst aber u. a. auch Viren und Pilze.

Probiotika

Bei einem Probiotikum handelt es sich um lebende Bakterien oder Hefen, die sich bei regelmäßiger Aufnahme im Verdauungstrakt ansammeln. Unklar ist bisher, wie lange die Bakterien nach Absetzen der täglichen Aufnahme dort weiter verweilen. Aufgrund der Ergebnisse einzelner Studien ist davon auszugehen, dass es sich um einen vorübergehenden Effekt handelt und keine dauerhafte Ansiedlung stattfindet.

Als Probiotika werden verschiedene Milchsäurebakterien (in der Regel Laktobazillen, Bifidobakterien, Enterokokken) oder Hefen der Gattung Saccharomyces eingesetzt. Dabei gibt es viele Studien zum Einsatz diverser einzelner Stämme oder auch von gemischten Bakterienstämmen, sowohl mit gesunden als auch mit erkrankten Tieren.

Einsatz und Wirkung

Die Studienergebnisse zu Probiotika sind nicht immer übereinstimmend und nicht bei jeder Studie konnte ein positiver Effekt gezeigt werden. Es gibt jedoch ein paar interessante und vielversprechende Ergebnisse, unter anderem zur Unterstützung einer Behandlung von akuten oder chronischen Enteropathien (z. B. IBD, Inflammatory Bowel Disease).

Aber auch als Prophylaxe, wie beispielsweise begleitend oder im Anschluss an eine antibiotische Therapie, können Probiotika eingesetzt werden, um die bei der Behandlung unbeabsichtigt ebenfalls verringerten „guten“ Bakterien wieder aufzubauen. In der Regel werden entsprechende Produkte als Kur über einen Zeitraum von 4 – 6 Wochen eingesetzt, wobei es für Hunde und Katzen bestimmte, zugelassene Probiotika gibt.

 

Tab. 1 - Zugelassene Darmflorastabilisatoren (Probiotika) für Hunde und Katzen (Stand 06.08.2024; Quelle: bvl.bund.de ). 

Hunde

Katzen

  • Enterococcus faecium
  • Lactobacillus acidophilus
  • Saccharomyces cerevisiae
  • Bacillus velezensis
  • Limosilactobacillus reuteri
  • Enterococcus faecium
  • Lactobacillus acidophilus
  • Limosilactobacillus reuteri

Neben einer modulierenden Wirkung auf die Mikrobiota und einer damit häufig einhergehenden Verbesserung der Kotkonsistenz bei Durchfallpatienten, können Probiotika auch das Immunsystem beeinflussen. Dieses kann bei bestimmten Stresssituationen, wie beispielsweise bei Arbeitshunden, eine unterstützende Rolle spielen.

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Es ist jedoch wichtig zu vermerken, dass sich die Studien auf eine Anwendung bestimmter Bakterienstämme bei einer einzelnen Tierart sowie einer bestimmten Erkrankung beziehen. Es lässt sich daraus nicht schließen, dass ähnliche Ergebnisse, wie sie bei einer Studie mit Hunden erlangt wurden, auch bei Katzen zu erwarten sind. Ebenso können Humanstudien nicht einfach so auf Haustiere übertragen werden.

Zum aktuellen Zeitpunkt lässt sich keine klare und allgemeine Aussage zur Wirksamkeit der Aufnahme lebender Bakterien treffen. Es scheint aber auch kaum beschriebene Nebenwirkungen zu geben, sodass ein Einsatz eines Probiotikums bei einer vorliegenden gastrointestinalen Erkrankung und einer Antibiotikabehandlung immer probiert werden kann.

Einsatz bei Futtermittelallergien

Bei Hunden und Katzen mit Verdacht auf eine Futtermittelunverträglichkeit oder Futtermittelallergie sollte vorab die genaue Zusammensetzung der erhältlichen Präparate überprüft werden. Um eine Reaktion auf das Präparat zu minimieren, sollte dieses nur sehr wenige Komponenten und möglichst keine Proteinquellen, wie beispielsweise Fleisch oder tierische Nebenerzeugnisse, Milchprodukte oder Bierhefe, enthalten. Besser geeignet sind bei diesen Patienten Produkte mit rein pflanzlichen Trägerstoffen wie Zellulose oder Stärke.

Einsatz von Probiotika

Nur bei veterinärmedizinischen Produkten ist eine nachvollziehbare Anwendungsempfehlung für die jeweilige Tierart angegeben. Bei Humanpräparaten fehlt eine Dosierungsempfehlung für den Hund und die Katze und zudem enthalten sie möglicherweise Bakterienstämme, die bei unseren Haustieren wirkungslos sind.

Bei lebenden Mikroorganismen handelt es sich aus futtermittelrechtlicher Sicht um zulassungspflichtige zootechnische Futtermittelzusatzstoffe (Darmflorastabilisatoren). Obwohl es Studien mit mehreren Bakterien gibt, sind nach europäischem Futtermittelrecht nur einzelne Stämme für Hunde und Katzen zugelassen (Tab. 1). Eine aktuelle Auflistung findet man im Internet beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit im Bereich „Futtermittel“ (BVL, www.bvl.bund.de)

Präbiotika

Präbiotika sind nicht verdauliche Futterbestandteile, meistens fermentierbare Fasern, die von bestimmten Bakterien fermentiert (aufgespalten) werden. Dabei dienen sie als Nahrung und können über diesen Weg die Vermehrung nützlicher Bakterien fördern.

Die Wirkung von verschiedenen Präbiotika und auch von nicht-fermentierbaren Fasern wurde bei Hunden und Katzen in mehreren Studien untersucht (Tab. 2). Ähnlich wie bei den Probiotika konnte festgestellt werden, dass die unterschiedlichen Fasern verschiedene Bakteriengruppen beeinflussen, indem deren Konzentration im Darm entweder herunter- oder hochreguliert wird. Zudem entstehen bei der Fermentation Stoffwechselprodukte, u. a. kurzkettige Fettsäuren, welche von den Darmzellen teilweise als Energiequelle genutzt werden können.

Merke

Fermentierbare Faserstoffe werden häufig auch als „lösliche“ Faserstoffe und nicht fermentierbare Faserstoffe als „unlösliche“ Faserstoffe bezeichnet.


Einsatz und Wirkung

Die Verwendung von Faserprodukten kann jedoch auch Nebenwirkungen haben. So können sie – je nach Faserart und Dosierung – den Feuchtigkeitsgehalt im Kot und damit die Kotkonsistenz negativ beeinflussen. Dadurch kann sowohl eine ungewollt dünne Kotkonsistenz die Folge sein oder es kann bei zu intensiver Eindickung eine Obstipation verursacht werden.

Deshalb ist es wichtig, dass ein entsprechendes Präparat zunächst in kleinen Mengen und dann langsam und nach Wirkung steigernd dem Futter zugegeben wird. Für viele Produkte liegt die Empfehlung bei 0,5 – 1 g/kg/KGW/Tag. Die Tagesmenge sollte auf zwei Mahlzeiten aufgeteilt, die Fasern in ca. der 10-fachen Menge Wasser aufgelöst und die Anwendungsempfehlungen der Hersteller unbedingt beachtet werden.

Fazit

Pro- und Präbiotika können bei einigen Erkrankungen und Lebenssituationen bei Hund und Katze sehr gut unterstützend eingesetzt werden. Sie helfen den Mikrobiota, stabil zu bleiben bzw. sich zu stabilisieren und somit den Verdauungstrakt und das Immunsystem zu stärken. Wichtig dabei ist, auf die Zusammensetzung zu achten und veterinärmedizinische Präparate mit zugelassenen Inhaltsstoffen einzusetzen.

Der Originalbeitrag zum Nachlesen:
Kröger,S. Probiotika und Präbiotika für Hund und Katze – was können sie leisten? tk 2023; 19(01): 13-16DOI: 10.1055/a-1971-0325

(IR)

Dr. Susan Kröger ist Fachtierärztin für Tierernährung und Diätetik. Sie war von 2008 bis 2017 als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Tierernährung an der Freien Universität Berlin tätig. Dr. Kröger bietet tierärztliche Ernährungsberatung und Seminare für Hunde- und Katzenernährung an. 

Der Originalbeitrag "Probiotika und Präbiotika für Hund und Katze – was können sie leisten?" erschien in der "Team konkret".