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Journal ClubSchilddrüsendiagnostik bei Katzen - hohe Variabilität

Die Diagnose von Schilddrüsenerkrankungen bei der Katze kann sich schwierig gestalten. So werden die meisten Patienten mit einer Hyperthyreose anhand eines erhöhten Gesamtthyroxins (T4) und der passenden klinischen Symptomatik diagnostiziert. Die Diagnosestellung wird hier durch die hohe Variabilität erschwert.

Quelle: Kirsten Oborny, Thieme Gruppe

Die Diagnose von Schilddrüsenerkrankungen bei der Katze kann sich schwierig gestalten. So werden die meisten Patienten mit Hyperthyreose anhand eines erhöhten Gesamtthyroxins (T4) und der passenden klinischen Symptomatik diagnostiziert. Die Diagnosestellung wird dadurch erschwert, dass Thyroxin bei Patienten mit Überfunktion eine deutlich höhere Variabilität aufweisen kann als bei gesunden Katzen und die Referenzwerte somit nicht ausreichen. Auch die Messung von SDMA und Kreatinin kann sich als sinnvoll erweisen, doch auch hier lagen bisher nur wenige Werte zur individuellen Variabilität bei der Katze vor.

Unterschiede der typischen Schilddrüsenhormone

Bei einigen Patienten wird das Gesamtthyroxin trotz deutlicher Symptomatik im oberen Normbereich liegen, dieser gilt im Praxisalltag als sogenannter „Graubereich“. In solchen unklaren Fällen wird zusätzlich meist das freie Thyroxin (fT4) bestimmt, welches eine höhere Sensitivität aufweist. Erstmals sind dazu in einer kleinen Studie der Cornell University in Zusammenarbeit mit der Animal Endocrine Clinic in New York und Idexx Laboratories Inc. Daten ermittelt worden.

Untersucht wurden hierfür 10 Katzen (< 8 Jahre) aus privater Haltung im Umfeld der Universität. Sie zeigten keine Krankheitszeichen, wiesen einen „Body Condition Score“ von 4 – 6/9 und einen normalen „Muscle Condition Score“ auf. Die Blutentnahme erfolgte 1-mal wöchentlich über einen Zeitraum von 6 Wochen. Zuvor waren die Tiere körperlich und labordiagnostisch auf mögliche Erkrankungen untersucht worden. In den gewonnenen Blutproben wurden T4, fT4, T3 und TSH analysiert. Zudem wurden die Variationskoeffizienten und damit die Individualitätindizes (IoI) und „Reference Change Values“ (RCV) für alle Parameter ermittelt.

Es zeigte sich eine hohe Variabilität zwischen den Individuen. Die Messpunkte einzelner Tiere lagen jedoch recht nah beieinander. Auch spannend: Bei 8 der 10 gesunden Probanden lagen mehrere Thyroxin-Messungen ebenfalls im oberen Referenzbereich.

Anwendung in der Praxis

Die regelmäßige Messung von T4, fT4 und TSH bei Katzen ab dem Alter von 5 Jahren ist empfehlenswert. Sie ermöglicht es, die individuellen Normwerte bei der Interpretation von späteren Messwerten zusätzlich zum Referenzintervall zu nutzen. Dies hilft, die Diagnose einer Hyperthyreose sicherer zu stellen. So sollte also zumindest die T4-Messung in den geriatrischen Profilen nicht nur echten Senioren vorbehalten bleiben, sondern auch Patienten im besten Alter angeboten werden. Der Verlauf von TSH-Messungen kann einen zusätzlichen Hinweis auf eine mögliche subklinische Hyperthyreose geben.

Variabilität von SDMA und Kreatinin

Kreatinin und SDMA (Symmetric Dimethylarginine) sind 2 wichtige Analyten im Standardlabor unserer Katzen, besonders auch im Kontext der Diagnose Hyperthyreose. Zusammen mit der Harnanalyse und der Messung von Harnstoff und Phosphat bieten beide Messwerte die Basis zur initialen Beurteilung der Nierenfunktion.

Untersucht wurden die 10 Katzen aus der vorher beschriebenen Studie. Aus den Analysewerten der 6 wöchentlichen Proben wurden die Variationskoeffizienten und damit Individualitätsindizes (IoI) und „Reference Change Values“ (RCV) für SDMA und Kreatinin ermittelt.

Kreatinin zeigte – wie in früheren Studien – einen hohen Individualitätsindex. Zur Beurteilung von Kreatinin, beispielsweise bei einer beginnenden Niereninsuffizienz, sollte daher auf vorangegangene Messungen zurückgegriffen und ein RCV kalkuliert werden, sonst besteht die Gefahr einer Fehlbewertung.

SDMA dagegen zeigte einen intermediären Individualitätsindex mit einem RCV für die untersuchten Tiere bei 53,7% bzw. 61,7%. So können SDMA-Werte im unteren Referenzbereich problemlos populationsbasiert interpretiert werden. Im oberen Referenzbereich sollten sie jedoch sehr differenziert beurteilt werden.

Anwendung in der Praxis

Veränderungen der Nierenfunktion, die vor allem im Alter bei einer chronischen Niereninsuffizienz sehr häufig sind, wollen wir so früh wie möglich detektieren, um optimal behandeln zu können. Für SDMA zeigte diese Studie erstmals einen intermediären Individualitätsindex. Für Werte im oberen Bereich des Referenzintervalls bedeutet dies bei klinischem Verdacht, dass zuvor gemessene Werte, wenn vorhanden, immer zur Beurteilung hinzugezogen werden sollten. Folgemessungen lassen sich durch den Vergleich mit einem individuellen RCV besser beurteilen. Dies gilt vor allem für die Beurteilung des Kreatinins, bei dem das individuelle Level optimalerweise bereits im besten Alter ermittelt wird.

Originalstudien:

Prieto JM, Carney PC, Miller ML et al. Short-term biological variation of serum thyroid hormones concentrations in clinically healthy cats. Domest Anim Endocrinol 2020; 71: 106 389; doi:10.1016/j.domaniend.2019.106389

Prieto JM, Carney PC, Miller ML et al. Biologic variation of symmetric dimethylarginine and creatinine in clinically healthy cats. Vet Clin Pathol 2020; doi:10.1111/vcp.12884

Der Originalartikel zum Nachlesen:

Für Sie gelesen: Variabilitäten von Schilddrüsenhormonen, Kreatinin und SDMA bei der Katze kleintier konkret 2020; 23(06): 6-7 DOI: 10.1055/a-1289-6497