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PraxismanagementSelbstschutz – gerade jetzt wichtig!

In der aktuellen Ausgabe der Kleintier konkret beschäftigt sich die Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie Karolina Kantor mit dem Selbstschutz in unsicheren Zeiten. Hierbei geht es darum, welche Bedeutung Selbstschutz hat und was getan werden kann, wenn das Fass bereits übergelaufen ist.

Mental health matters motivational quote on the letter board. In
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In der aktuellen Ausgabe der Kleintier konkret beschäftigt sich die Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie Karolina Kantor mit dem Selbstschutz in unsicheren Zeiten. Hierbei geht es darum, welche Bedeutung Selbstschutz hat und was getan werden kann, wenn das Fass bereits übergelaufen ist.

Die Welt hat sich noch nicht von der Pandemie erholt und schon schwebt eine neue Gefahr über uns. In Zeiten wie diesen ist es enorm wichtig, auf Selbstschutz und eigene Grenzen zu achten, denn zusätzlich zu den Problemen, die alle betreffen, hat jeder von uns noch sein persönliches Päckchen zu tragen.

Selbstschutz - Warum ist er so wichtig?

Stellen Sie sich ein Fass vor, das schon zur Hälfte mit Wasser gefüllt ist. Wenn man jeden Tag eine Tasse dazu kippt, ohne etwas davon abzulassen, läuft das Fass irgendwann über. Genauso funktionieren wir Menschen. In der Psychotherapie nennt man dieses Konzept “Vulnerabilitäts-Stress-Modell”. Jeder von uns besitzt eine gewisse Vulnerabilität, das heißt eine emotionale Verwundbarkeit, die bestimmt, wie gut wir mit psychosozialen Belastungen umgehen können. Diese ist unter anderem durch unsere Entwicklungsgeschichte und unsere Lebenserfahrungen bedingt. Je nachdem, wie vulnerabel wir sind, können wir mehr oder weniger Stress und Belastungen ertragen, ohne psychisch zu dekompensieren. Denn nicht selten sind es mehrere „kleine” Belastungen, die zu einer Anpassungsstörung oder sogar zu einer depressiven Episode führen. Bis zu einem gewissen Punkt kann man die eigene Vulnerabilität beeinflussen, indem man beispielsweise eine Psychotherapie absolviert oder regelmäßig Entspannungsverfahren anwendet. Wichtig ist dennoch, sich bewusst zu machen, wie sensibel und verletzlich man ist, um zu wissen wie viel man ertragen kann. Es gibt genug belastende Situationen, auf die wir keinen Einfluss haben, warum sollten wir nicht wenigstens die einschränken, die sich kontrollieren lassen?

Abgrenzung im Privaten sowie auf der Arbeit ist essenziell!

Sich selbst zu schützen und auf eigene Grenzen zu achten, ist immer viel leichter gesagt als getan. In einem so stressigen und anspruchsvollen Bereich wie der Tiermedizin begegnen Ihnen täglich Situationen, die Einfluss auf Ihr Befinden haben und in denen Sie kaum unbeeinträchtigt bleiben können. Während viele davon ganz einfach zu dem Beruf gehören und nicht vermeidbar sind, gibt es genug (unnötige) Belastungen, die minimiert werden können. Wie mit allen anderen Eigenschaften ist es mit der Fähigkeit zum Selbstschutz so, dass diese in der Gesellschaft ungleichmäßig verteilt ist. Während es Menschen gibt, die so sehr an die eigenen Bedürfnisse denken, dass sie kaum noch teamfähig sind, gibt es auch solche, die absolut nicht Nein sagen oder Grenzen setzen und einhalten können. Die meisten von uns bewegen sich irgendwo dazwischen. Manchmal kann man sich in bestimmten Lebensbereichen, zum Beispiel auf der Arbeit, ganz gut abgrenzen und achtet dafür in den anderen Bereichen überhaupt nicht auf sich selbst. Insbesondere wenn es Personen betrifft, die uns sehr wichtig sind oder denen gegenüber wir uns besonders verpflichtet fühlen, fällt es uns schwer, Grenzen zu setzen. Selbstverständlich muss jeder diese Entscheidung selbst treffen, wichtig ist dennoch zu wissen, warum man sich so und nicht anders verhält.

Das Fass ist übergelaufen – was jetzt?

Wie bereits erwähnt, gibt es Belastungen, die wir nicht vermeiden können – oder nicht rechtzeitig als solche erkennen. Eine psychische Überlastung macht sich häufig durch Schlafstörungen, Stimmungsveränderungen wie Traurigkeit oder Gereiztheit, Konzentrations- oder Gedächtnisstörungen sowie Lust- oder Freudlosigkeit bemerkbar. Wenn Sie feststellen, dass diese Symptome bei Ihnen länger als eine Woche anhalten oder immer wieder auftreten, dann ist der Zeitpunkt erreicht, dass die „Notbremse” gezogen werden soll. Manchmal hilft es, den Hausarzt aufzusuchen und sich krankschreiben zu lassen beziehungsweise mit dem Arbeitgeber oder Team zu besprechen, dass Sie kurzfristig Urlaub oder Mehrarbeitausgleich nehmen möchten. Wenn diese Auszeit nicht ausreicht, sollten Sie einen Psychiater bzw. Psychotherapeuten aufsuchen. Rechtzeitig behandelt lassen sich psychische Krisen gut überstehen und oft lernt man dabei, insbesondere im Rahmen der Psychotherapie, wie man mit sich selbst am besten umgehen sollte, um erneute Krisen zu vermeiden – eine Art Bedienungsanleitung für sich selbst.

Fazit

Das Thema Selbstschutz ist für uns alle wichtig – nicht nur jetzt, allerdings ist es durch die Ereignisse der letzten Wochen und Monaten noch aktueller geworden.  Eine gewisse Dosis Humor sollte dabei allerdings auf keinen Fall vergessen werden, denn manchmal ist ein gesundes Lachen die beste Medizin in schwierigen Zeiten. Und die steht uns allen zu.


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