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Vet-NewsSpinne – Männchen oder Weibchen?

Wissenschaftler*innen der Universitäten Greifswald, Hamburg und Prag haben für die europäische Wespenspinne genetische Marker entwickelt, die es erlauben, das Geschlecht winziger Jungspinnen aufzudecken.

Colorful spider hanging on the spiderweb
LuisRal / stock.adobe.com

Wissenschaftler*innen der Universitäten Greifswald, Hamburg und Prag haben für die europäische Wespenspinne genetische Marker entwickelt, die es erlauben, das Geschlecht winziger Jungspinnen aufzudecken.

Ob bei der Verschmelzung von Ei und Spermium ein Weibchen oder Männchen hervorgeht, kann im Tierreich von einzelnen Genen abhängen oder durch Geschlechtschromosomen bestimmt werden. Bei vielen Tierarten ist das Geschlecht eines Tiers erst sehr spät in der Entwicklung erkennbar, wie zum Beispiel bei Schmetterlingen, Käfern oder Spinnen. Obwohl sich erwachsene Männchen und Weibchen in ihrer Morphologie, Physiologie und im Verhalten oft unterscheiden, wissen wir wenig über die Unterschiede in der Lebensweise der Jungtiere.

Spinnen – wichtig für das Ökosystem

Spinnen spielen eine große ökologische Rolle als Beutegreifer. Es wird geschätzt, dass sie mehr Beute pro Jahr konsumieren als wir Menschen Fleisch zu uns nehmen. Ihr Einfluss auf Nahrungsnetze und Energieflüsse in der Natur ist daher enorm hoch. Wir wissen aber bisher nichts darüber, ob zum Beispiel die Geschlechter in ihrer Entwicklung unterschiedlich auf Verfügbarkeit von Nahrung oder sich ändernde Temperaturbedingungen reagieren, oder ob die Wahrscheinlichkeit abzuwandern höher bei einem der beiden Geschlechter ist. Die Wespenspinne ist von besonderem ökologischem und evolutionsbiologischem Interesse, da sich das Areal dieser ursprünglich südeuropäischen Art in den vergangenen Jahrzehnten bis nach Skandinavien und Finnland ausgeweitet hat.

Genetische Marker zur Unterscheidung

Monica Sheffer und Koautor*innen von der Universität Greifswald, Hamburg und Prag haben für die europäische Wespenspinne genetische Marker entwickelt, die es erlauben das Geschlecht winziger Jungspinnen aufzudecken. Die meisten bisher untersuchten Spinnenarten und auch einige Insekten besitzen ein X0-System der genetischen Geschlechtsbestimmung, das bedeutet, dass die Weibchen zwei X-Chromosomen haben, während die Männchen nur ein X-Chromosom besitzen – im Gegensatz zur XY-Geschlechtsbestimmung beim Menschen und anderen Säugetieren, bei denen Weibchen zwei gleiche Geschlechtschromosomen besitzen, XX, und Männchen XY. Bereits 2021 wurde von Sheffer und Koautor*innen ein hochaufgelöstes Genom der Wespenspinne veröffentlicht. Aufbauend darauf wurde in der neuen Studie der Karyotyp dieser Art analysiert und untersucht, welche Chromosomen die Geschlechtschromosomen sind. Dann wurden molekulare Marker entwickelt, um das Geschlecht frisch geschlüpfter Spinnen zu bestimmen.

Es stellte sich heraus, dass weibliche Wespenspinnen 26 Chromosomen besitzen, hingegen männliche nur 24 – von den Chromosomen 9 und 10 ist bei Männchen je nur eines vorhanden. Es handelt sich daher um eine Abwandlung des X0-Systems, nämlich X1X2/0. Die Ergebnisse der genetischen Analyse wurden durch eine klassische Chromosomenanalyse überprüft und bestätigt. Die Forscher*innen konnten für drei Genorte auf dem Chromosom 9 verlässliche genetische Marker etablieren, so dass winzige Jungtiere zukünftig mit dieser Methode als Weibchen oder Männchen bestimmt werden können.

Geschlechtsanalyse als Grundstein für die Zukunft

Durch die Möglichkeit der Geschlechtsanalyse an Jungspinnen wurde der Grundstein für die Untersuchung verschiedener Fragen gelegt: Unterscheiden sich Weibchen und Männchen früh in ihren Lebensweisen, Wachstumsraten und im Abwanderungsverhalten? Inwieweit reagieren junge Weibchen und Männchen unterschiedlich auf Temperaturbedingungen und sind damit unterschiedlich durch Klimawandel betroffen? Ist das Verhältnis von Weibchen und Männchen bei der Eiablage der Spinnen ausgewogen oder verschoben und hängt das von den Umweltbedingungen bei der Eiablage ab oder ist regional verschieden? Weiterhin kann der zwischenartliche Vergleich der geschlechtsbestimmenden Chromosomen und der auf diesen Chromosomen vorhandenen Genen wichtige generelle Erkenntnisse zur Evolution von Geschlechtschromosomen liefern.

 

Quelle (nach Angaben von):

Universität Greifswald (30.05.2022). „Genetische Geschlechtsbestimmung bei Spinnen”. Im Internet: Genetische Geschlechtsbestimmung bei Spinnen (idw-online.de). 02.06.2022