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StudiumTierversuche & alternative Lehrmethoden im Studium

An vielen (tier)medizinischen Universitäten Deutschlands sind Tierversuche ein Bestandteil der Ausbildung. Doch gibt es auch praktikable Alternativen?

Kaninchen auf Büchern
Pixel-Shot/stock.adobe.com

Es gibt immer mehr Alternativen für Tierversuche, um Schmerz und Leid bei den Tieren zu vermeiden.

Kaum ein Thema polarisiert die Gesellschaft so sehr, wie Tierversuche es tun. Auch Tiermedizinstudierende sehen sich im Laufe ihres Studiums mit dieser Thematik konfrontiert und sprechen in Vorlesungen und Kursen über das Für und Wider. Doch was ist ein Tierversuch eigentlich?

Definition Tierversuch

Tierversuche sind nach §7 des Tierschutzes Gesetzes genau definiert. Hierbei gelten Eingriffe oder Behandlungen zu Versuchszwecken als Tierversuch, die mit Schmerzen, Leiden oder Schäden bei dem Tier verbunden sein können. Weiterhin gelten auch Eingriffe oder Behandlungen als Tierversuch, die nicht Versuchszwecken dienen. Dazu zählen solche Versuche, die zur Herstellung, Gewinnung, Aufbewahrung oder Vermehrung von Stoffen, Produkten oder Organismen vorgenommen werden. Auch wenn Organe oder Gewebe ganz oder teilweise zu wissenschaftlichen Zwecken entnommen werden, gilt es als Tierversuch. Wird ein Eingriff oder eine Behandlung an einem Tier zu Aus-, Fort- oder Weiterbildungszwecken vorgenommen, wird dies ebenfalls als Tierversuch gewertet.

Die Definition des Tierschutzgesetzes umfasst alle Tiere, also auch Schnecken, Regenwürmer oder andere Wirbellose. Dabei ist auch stets zu prüfen, ob der verfolgte Zweck nicht durch andere Methoden oder Verfahren erreicht werden kann.

Wussten Sie schon?

Genehmigungen für Tierversuche zu erhalten sind mit hohem bürokratischem Aufwand verbunden und bedingen eine genaue Prüfung des Vorhabens. Mehr zum Genehmigungsverfahren finden Sie hier:Genehmigungsverfahren für Tierversuche: Fragen und Antworten

Wozu Tierversuche im Studium?

Schmerzen, Schäden oder Leiden – da fragen sich viele, was genau das mit einem Tiermedizinstudium zu tun hat, da doch viele Studierende das Studium begonnen haben, um Tieren genau das zu ersparen. Also wozu dienen Tierversuche im Studium?
Studierende sollen während ihres Studiums, das genau Aussehen und die Lage der Organe von Tieren kennenlernen. Zudem ist es wichtig, die Funktionen des Körpers genau zu verstehen, um auch ein besseres Verständnis für Pathologien zu bekommen. Aber geht dies nicht auch ohne Tierversuche?

Mögliche Alternativen?

Dank modernen Technologien werden tierversuchsfreie Lehrmethoden heute immer weiter vorangetrieben. Relevante Inhalte des Studiums können dadurch einprägsam, didaktisch sinnvoll und ethisch einwandfrei gelehrt werden. Allein die Datenbank von InterNICHE listet über 1200 Filme, Computerprogramme, Modelle und noch vieles mehr, die als Ersatz für Tierversuche dienen können.

Was ist InterNICHE?

InterNICHE ist ein offenes und weitreichendes Netzwerk aus Studierenden, Lehrerenden und Tierschützenden. Das Netzwerk legt seinen Schwerpunkt auf Tierversuche und deren Alternativen innerhalb der biowissenschaftlichen, medizinischen sowie veterinärmedizinischen Ausbildung.

Computerprogramme

Zu Zeit existieren Computerprogramme vor allem für die Veterinärphysiologie (z.B. SimNerv oder SimVessel). Dafür wurden Daten aus gängigen Experimenten verarbeitet, um die Simulation möglichst realitätsnah zu gestalten. In einem virtuellen Labor können Studierende dann aktiv den Versuch selbst durchführen und zum Beispiel beobachten wie ein virtueller Froschmuskel auf einen Reiz bei Zugabe verschiedener Pharmaka unterschiedlich reagiert. Durch die aktive Mitarbeit wird folglich eine hohe Einprägsamkeit erreicht.

Selbstversuche

Statt Versuche an Tieren durchzuführen können Studierende Versuche auch an sich selbst durchführen. So wird beispielsweise in der Veterinärphysiologie an der Universität Leipzig die Spirometrie oder Blutgruppenbestimmung an Kommiliton*innen und nicht an Tieren durchgeführt.

Tote, auf natürliche Weise gestorbene oder aufgrund von medizinischen Indikationen eingeschläferte Tiere

So müssen keine Tiere speziell für zum Beispiel anatomische Übungen euthanasiert werden. In vielen Tierkliniken besteht zudem die Möglichkeit sein Haustier nach dem Tod für Lehrzwecke zu spenden.

Plastinate, Modelle & Dummies

Mit Plastinaten lassen sich anatomische Strukturen und Besonderheiten auch nach Jahren noch gut nachvollziehen. Dafür werden Organe in einen gummiartigen, lang haltbaren Zustand überführt, ohne dabei wichtige Merkmale zu verlieren.

Aber nicht nur Plastinate eignen sich gut zu Lehrzwecken, auch Kunststoffmodelle von Tieren oder Organen erfüllen diesen Zweck. An tiermedizinischen Universitäten gibt es dafür ein sogenanntes „Skills Lab“, einen Raum mit verschiedensten Tier- Modellen, an denen man unter Anleitung eine Blutentnahme, Injektionen oder kleine chirurgische Eingriffe üben kann. Zudem können Studierende an Dummies beispielsweise eine Herzdruckmassage oder eine Intubation durchführen oder gleich an einem lebensgroßen Kuhmodell den Geburtsvorgang oder das Rektalisieren üben.

Fazit

Von Computersimulationen über Dummies und Modelle – die tierversuchsfreien Lehrmethoden sind vielfältig und dank der steten Weiterentwicklung durch Lehrende, Studierende und moderner Technologien auch immer realitätsnaher. Auch in Zukunft wird sich in diesem Bereich sicher noch viel tun! 

Quellen (nach Angaben von):

Tierversuche im Studium und tierverbrauchsfreie Lehrmethoden – Ärzte gegen Tierversuche. 12.05.2022
Hintergrund: "Tierversuche in der Tiermedizin" - Tierversuche verstehen. 01.01.2024
§ 7 TierSchG - Einzelnorm. 13.12.2024

(JD)