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NachhaltigkeitVetsforLife – ein Verein für nachhaltige Tiermedizin

Tierärzt*innen können viel zum Klima- und Umweltschutz beitragen. Der Verein VetsforLife – Nachhaltige Tiermedizin e. V. möchte sich für mehr Nachhaltigkeit im Praxisalltag einsetzen.

Inhalt
Logo des Vereins VetsforLife.
VetsforLife

Ein Verein für Nachhaltigkeit

Mit der Gründung des gemeinnützigen Vereins VetsforLife – Nachhaltige Tiermedizin e. V. (V4L) hat sich eine kleine Gruppe von an Nachhaltigkeit interessierten Tierärzt*innen um die Initiatorin Dr. Karen Schemken zusammengefunden. Dieser noch kleine Verein will aufklären, ermuntern und helfen, mehr Nachhaltigkeit in den tierärztlichen Berufsalltag zu integrieren. Im Fokus stehen vor allem die Senkung von Emissionen und des Ressourcenverbrauchs in Tierarztpraxen und -kliniken sowie perspektivisch auch in der Tierhaltung.

Tierärzteschaft als Vorreiter für Klimaschutz

Zudem soll die Tierärzteschaft in der Gesellschaft als kompetenter Ansprechpartner zum Thema Nachhaltigkeit, Klimawandel und Klimafolgenanpassung wahrgenommen werden. Tierärzt*innen können als breit aufgestellte Berufsgruppe viel bewirken, da sie an den Schnittstellen des Verbraucherschutzes zwischen menschlicher und tierischer Gesundheit arbeiten und sich für Arten- und Naturschutz sowie für mehr Tierwohl einsetzen, wozu letztlich auch die Klimafolgenanpassung gehört.

Erreicht werden sollen diese Ziele durch eine vielgestaltige Öffentlichkeitsarbeit: Auf der Homepage und in den sozialen Medien werden wissenschaftsbasierte Informationen veröffentlicht. Darüber hinaus können Interessierte kreative Lösungen mitentwickeln und gestalten sowie Anregungen zu neuen Projekten geben. Ebenso wichtig wie der Austausch mit Kolleg*innen ist eine gute Vernetzung mit anderen an Nachhaltigkeit interessierten Gruppen, Vereinen und Organisationen.

Nachhaltigkeitsstudie: Recycling von gebrauchten Spritzen

Ein Herzensprojekt des Vereins ist eine eigene Studie zum Thema Recycling von Plastik aus dem täglich anfallenden Spritzenmüll, konzipiert und durchgeführt mit dem Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik (Fraunhofer IWU, Dresden). Dabei hängt das Gelingen der Studie maßgeblich von der Mithilfe deutscher Tierarztpraxen und -kliniken ab (s. Kasten).

Ausblick und Visionen

Längerfristig will VetsforLife Fortbildungsangebote, Motivationskampagnen (mithilfe von Sponsoren) zur kompetitiven CO2-Einsparung und vieles mehr für Mitglieder und Interessierte anbieten. Der Verein freut sich nicht nur über eine rege Teilnahme, die eine oder andere Spende und neue Mitglieder, sondern auch über konkrete Anregungen und Vorschläge für weitere Nachhaltigkeitsprojekte.

Wer steckt hinter dem Nachhaltigkeitsverein VetsforLife?

Dr. Karen Schemken ist Initiatorin und eine der Gründer*innen von VetsforLife – Nachhaltige Tiermedizin e. V. Die Tierärztin mit Berufserfahrung in den verschiedensten Bereichen der Tiermedizin ist seit 2022 wieder als praktische Tierärztin in einer Kleintierpraxis am Rande des Ruhrgebiets tätig.

Schemken liegen neben dem Tierschutz Umweltthemen besonders am Herzen. Für die gut vernetzte Kollegin ist es daher naheliegend, sich da zu engagieren, wo sie sich am besten auskennt: in der Tiermedizin. Sie recherchiert und findet hierzulande keine tierärztliche Organisation, die sich Klimaschutz und Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben hat. Fündig wird sie aber in Großbritannien: Vetsustain, Vets for Climate Action und Veterinary Sustainibility Alliance heißen die teils schon 5 Jahre alten Gruppierungen, die reichlich Anregungen bieten. So reift der Entschluss, hierzulande etwas Ähnliches zu gründen: „Es wäre mein Traum, wenn die Tierärzteschaft als sachkundige Berufsgruppe in Sachen Klimaschutz geschlossen vorangehen würde.“

Mit der Gründung des gemeinnützigen Vereins VetsforLife – Nachhaltige Tiermedizin e. V. will Schemken ganz konkret etwas gegen den Klimawandel und für mehr Nachhaltigkeit tun, anstatt nur zu reden: „Wir brauchen einen Bewusstseinswandel in allen Bereichen, sonst werden wir unseren Kindern und Enkeln keinen lebenswerten Planeten hinterlassen.“ Das Gefühl der Ohnmacht angesichts der schieren Größe des Problems will sie mit dem Prinzip der Selbstwirksamkeit bekämpfen. Humor sei dabei wichtig, und es gibt noch mehr Lösungen als nur Verzicht. In einem ist sich Schemken sicher: „Wir können nur gewinnen, wenn wir was verändern.“


Pilotstudie Recycling von Spritzenabfall in der Tierärztlichen Praxis

Im Tierärztlichen Praxisalltag fallen jeden Tag Unmengen an Plastikmüll an. Nach wie vor wird dieser, wenn von ihm keine Gefährdung ausgeht, einfach in der Hausmülltonne entsorgt. Hierbei gehen wertvolle Rohstoffe wie Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP) verloren, die in anderen Bereichen der Industrie erneut Verwendung finden könnten.

„Das ist eine unglaubliche Verschwendung“, findet Dirk Schölch, Betreiber einer Kleintierpraxis in Mörfelden-Walldorf, Mitbegründer des Vereins VetsforLife – Nachhaltige Tiermedizin e. V. und passionierter Umweltschützer. Dass das so nicht bleiben kann, fällt dem Tierarzt jeden Tag aufs Neue auf, wenn er sieht, wie viel Plastikmüll allein in seiner Praxis anfällt.

Dass es ein Zurück zur guten alten Glasspritze nicht geben kann, ist ihm klar. Zu unhygienisch und damit zu unsicher: „Aber Recycling ist eine Möglichkeit, wie wir mit dieser ganzen Plastikflut umgehen können.“ Schölch hatte zunächst nach Studien gesucht, die sich mit dem Recycling von Spritzenmüll beschäftigen, um sich Anregungen für seine Praxis zu holen. Fündig wurde er dabei nicht. Auch bei der Suche nach Recyclingunternehmen, die ihm die anfallenden Spritzen abnehmen könnten, stieß er auf taube Ohren. Bis er doch noch einen Unternehmer ausfindig machte. „Der meinte, wenn keine Gefahr vom Spritzenmüll ausgehe, weil Fremdstoffe oder Erreger enthalten sind, dann machen wir das für Sie“.

Der Kleintierpraktiker schaffte es so, seine gebrauchten Spritzen wenigstens einem Downcycling zuzuführen. Das Recyclat wird nämlich als Füllstoff im Straßenbau eingesetzt. Damit wollte sich der Tierarzt jedoch auch aufgrund der hochbrisanten Mikroplastikbelastung für die Umwelt nicht zufriedengeben. Er wünschte sich einen geschlossenen Abfallkreislauf. In einem White Paper des Fraunhofer Instituts für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik (IWU, Dresden) las er über erste Recyclingversuche im humanmedizinischen Bereich „Ich hab dann einfach bei Fraunhofer angerufen und gefragt, ob wir was zusammen machen“, erzählt Schölch. Überrascht von der positiven Resonanz entwickeln er und seine Kolleg*innen gemeinsam mit dem Fraunhofer IWU ein erstes Konzept zum Spritzenrecycling.

Im Pilotprojekt sollen gebrauchte Spritzen aus Tierarztpraxen und -kliniken gesammelt und einem Recycler zugeführt werden. Das Sammeln soll für die Studienteilnehmer*innen so unkompliziert wie möglich laufen. Eine Aufbereitung des gebrauchten Materials ist deshalb erst im Recyclingunternehmen angedacht. „Hier liegt eine der größten Hürden: Wir müssen einen Recycler finden“, hofft der Studieninitiator. „Aber es hat bereits erste Gespräche mit einem interessierten Startup-Unternehmen gegeben.“. Das Einsammeln der Spritzen muss außerdem so CO2-arm wie möglich erfolgen. Zurzeit wird nach einem Transportunternehmen gesucht, dass bereit wäre, den Spritzenmüll zum Recycler zu bringen.

„Ziel ist es“, betont der Tierarzt nochmals, „aus dem Recyclat eine Grundlage für andere Medizinprodukte herzustellen oder es in anderen Bereichen wie etwa der Autoindustrie wieder zu verwenden.“ Der Grundstoff solle mehr, länger und besser eingesetzt werden. „Bestenfalls wird die Industrie hierdurch insgesamt mehr in die Verantwortung genommen und trägt ihrerseits zur Wiederverwertung ihrer eingesetzten Stoffe bei.“

Die Pilotstudie soll 2025 starten und zunächst über 3 – 6 Monate laufen, um zu ermitteln, ob Recycling von gebrauchten Spritzen machbar und das Recyclat wiederverwendbar ist. Sollte das Ergebnis positiv ausfallen, könnten so neue Mitstreiter unter den Kolleg*innen und in der Abfallwirtschaft gewonnen werden, um das Projekt bundesweit auszubauen.

VetsforLife – Nachhaltige Tiermedizin e. V.

Weitere Informationen zum Verein: www.vetsforlife.de
Anmeldung zur Pilotstudie „Recycling von Spritzenabfall“: hallo@vetsforlife.de

Der Originalbeitrag zum Nachlesen:
Pichon S. "VetsforLife – Nachhaltige Tiermedizin e. V.pferde spiegel 2024; 27(04): 194-196 DOI: 10.1055/a-2416-0328

(IR)

Der Verein VetsforLife – Nachhaltige Tiermedizin e. V. wurde von Tierärzt*innen gegründet. Der Verein setzt sich für mehr Nachhaltigkeit im tiermedizinischen Praxisalltag und gegen den Klimawandel ein.

Der Originalbeitrag "VetsforLife – Nachhaltige Tiermedizin e. V." erschien im Pferdespiegel.