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Neurologie„Werwolfsyndrom“: Rätselhafte Symptome bei Hunden

Aktuell häufen sich deutschlandweit akute und schwere neurologische Symptome bei Hunden. Was verursacht diese und was kann man dagegen tun?

Jaulender Beagle
Richman Photo/stock.adobe.com

Betroffene Hunde zeigen zum Beispiel Panikattacken mit Heulen, Unruhe und Schreien - Symbolbild.

(Stand: 08.01.2025) Seit Ende August 2024 beobachten Tierneurolog*innen deutschlandweit vermehrt Hunde mit sehr akuten und schweren neurologischen Symptomen. Die aktuelle Fallzahl wird auf etwa 40 geschätzt, wobei die Dunkelziffer aufgrund der unspezifischen Symptome vermutlich noch höher liegt.

Welche klinischen Symptome zeigen die Hunde?

  1. plötzliche Verhaltensänderungen und zeitweise unkoordinierte Bewegungsabläufe
  2. episodische, plötzliche und extreme Aufregung, Panikattacken mit Heulen, Unruhe und Schreien
  3. Versuche, durch Fenster oder Türen zu entkommen
  4. gelegentlich phasenweise plötzlich aggressives Verhalten
  5. Hinweise auf Halluzinationen bei einigen Patienten
  6. in späteren Phasen: generalisierte epileptische Anfälle

Der Verlauf der Erkrankung kann nach dem akuten Beginn über mehrere Tage bis Wochen schwanken. Viele Patienten würden nach einer Behandlung der Symptome eine allmähliche Besserung zeigen, schreibt die Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) auf ihrem Instagram-Kanal. Die Symptome bedeuten demnach kein Todesurteil für die betroffenen Hunde.

Besonders auffällig

In einigen Haushalten sind mehrere Hunde betroffen!

Da die genannten Symptome eher unspezifisch sind, befürchten Neurolog*innen der TiHo, dass es viele unentdeckte Fälle gibt. Eine gründliche Anamnese und differenzialdiagnostische Abklärung seien daher besonders wichtig. Es sei entscheidend, sowohl die Fütterungshistorie als auch andere potenziell wichtige Informationen zu erfragen. Neurologische Untersuchungen, wie auch MRT oder Gehirnwasseranalysen, sowie Blutuntersuchungen oder Proben von Urin oder eventuell Mageninhalt könnten zur weiteren Abklärung notwendig sein. Dabei sei stets zu bedenken, dass nicht jeder Hund mit Verhaltensauffälligkeiten oder epileptischen Anfällen Teil dieser Serie ist.

Auf Ursachenforschung

Derzeit arbeitet die TiHo gemeinsam mit anderen Tierneurolog*innen in Deutschland eng zusammen, um die Ursache der Fallserie herauszufinden. Wie die TiHo mitteilte, konnten bisher weder eine Phosphin-Vergiftung noch ein Zusammenhang mit Ektoparasitika oder Impfungen bestätigt werden. Zurzeit wird überprüft, ob die Symptome möglicherweise mit der Fütterung von Rinderhautknochen zusammenhängen könnten, da diese viele betroffene Hunde in der Vergangenheit erhalten haben. Da dennoch andere Ursachen nicht ausgeschlossen werden können, wird eng mit den zuständigen Behörden zusammengearbeitet.

Aus diesem Grund hat die die Niederländische Lebensmittel- und Warenaufsichtsbehörde (NVWA) eine Sicherheitswarnung für Kauknochen der Marke Barkoo ausgesprochen. Dabei handelt es sich um eine Vorsichtsmaßnahme, denn zum aktuellen Zeitpunkt können auch andere Ursachen noch nicht vollständig ausgeschlossen werden. Neurolog*innen arbeiten daher weiterhin eng mit den zuständigen Behörden zusammen.

Um welche Kauknochen handelt es sich?

Die Barkoo Kauknochen wurden von den Online-Shops Zooplus und Bitiba verkauft. Die Rückrufaktion läuft für folgende Artikel:

  • Barkoo Käsesorte natur 29 cm, 570 Gramm mit drei Kauknochen, Code 1148655, MHD 04.2027 3200PF027, Barcode 4260077047292
  • Barkoo Kauknochen, geknotet, natur, 11 cm, 150 Gramm mit drei Kauknochen, Code 1148592, MHD 07.2027 3200PF027, Barcode 4260077046875
  • Barkoo Kauknochen geknotet, 24 cm, 150 Gramm mit drei Kauknochen, Barcode 4260077046899, Code 1148657, MHD 05.2027 3200PF027
  • Barkoo Kauknochen geknotet mit Spirulina 12 cm, 180 Gramm mit drei Kauknochen, Barcode 4260077047261, Code 1148654, MHD 06.2027 3200PF027

Um Mithilfe wird gebeten

Betroffene Hunde sollten zeitnah in der TiHo Hannover oder bei anderen Tierneurolog*innen vorgestellt werden, da bei solchen akuten Auffälligkeiten verschiedene Erkrankungen zugrunde liegen können. Falls behandelnde Tierärzt*innen den Verdacht haben, dass die Hunde kürzlich mit Kauspielzeugen oder Rinderhautknochen gefüttert wurden, sollte dies in der Anamnese berücksichtigt werden. Wichtig sei es auch Verpackungen und Reste von Futtermitteln abzufotografieren und Chargennummern sowie MHD zu notieren.

Tierneurolog*innen finden

Neurolog*innen in Ihrer Nähe finden Sie unter: Tierneurologen – Karte

Darüber hinaus hat die Klinik für Kleintiere der TiHo Hannover, die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München und weitere spezialisierte Tierneurolog*innen eine Umfrage erstellt, die dabei helfen soll, die Ursache der Symptome des „Werwolfsyndroms“ besser zu versehen.

Die Online-Umfrage richtet sich an betroffene und nicht betroffene Hundebesitzer*innen und dauert ca. 20 Minuten. Wer an der Umfrage teilnehmen möchte, um die Untersuchungen zum „Werwolfsyndrom“ zu unterstützen, findet die Umfrage hier: 

(Meldung vom 23.12.24, zuletzt aktualisiert am 08.01.25)

Quellen (nach Angaben von):

Tierneurologen – Aufruf TiHo Hannover. 18.12.2024
Ursache für mysteriöses Syndrom bei Hunden könnten Pilzgifte in Kauknochen sein – Vetion.de. 16.12.2024

AG Neurologie, TiHo (@tihoneurologists) • Instagram-Fotos und -Videos. 18.12.2024
Studie zum „Werwolfsyndrom“: Schwere neurologische Symptome bei Hunden. 20.12.2024
Veiligheidswaarschuwing Barkoo kauwbotjes voor honden | Waarschuwing | NVWA. 31.12.2024

(JD)