Am Morgen des 17. Septembers begrüßte bpt-Präsident Dr. Siegfried Moder die Teilnehmenden des „D-A-CH- Wirtschaftsforums für die Tiermedizin“ mit einer Rede uns sagte: „Über die Zukunft sollte man in guten Zeiten nachdenken, nicht in schlechten.“ Moder, machte dann noch einmal klar, worin der bpt die wichtigsten berufspolitischen Stellschrauben für eine erfolgreiche Zukunft der Tiermedizin sieht. Dazu gehöre neben dem dringend benötigten Bürokratieabbau die Novelle der Tierärztlichen Approbationsverordnung, um mehr Ökonomie und Kommunikation ins Tiermedizinstudium zu bringen. Auch die Beibehaltung der GOT 2022, deren Evaluierung Moder mit Zuversicht entgegensieht, sei nötig, da in der Tiermedizin ein großer Aufholbedarf besteht. Schließlich sei die Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes nach wie vor unabdingbar, da es immer noch an einem Tarifpartner für angestellte Tierärzt*innen mangele. Nur so könne der flächendeckende Notdienst langfristig aufrechterhalten werden. Dass die Flexibilität im gegenseitigen Einvernehmen zu gestalten ist und nicht zu Lasten der Arbeitnehmenden gehen kann, ist Moder dabei ein Anliegen.
Zahl der Tierärzt*innen wächst
Journalist Jörg Held stellte anschließend das Projekt Tierärzte Atlas Deutschland 2024 und dessen erste Ergebnisse vor. Dabei hatte er grundsätzlich gute Nachrichten: die reine Zahl an Tierärzt*innen wächst, es gilt aber diejenigen, die in Teilzeit arbeiten, zu unterstützen, damit sie mehr Stunden arbeiten können. So wäre es möglich, die flächendeckende tiermedizinische Versorgung besser zu sichern.
In seinem unterhaltsamen Vortrag über die Führung der Generationen Z & Alpha vermittelte Tristan Horx gleich mehrere spannende Botschaften. Die wichtigste: die Sinnfrage des Berufs sei geklärt, das sei ein wesentliches Plus für die Tiermedizin in den Augen der jüngeren Berufstätigen. Dabei dürfe man aber nicht außer Acht lassen, dass wir uns in einer bewegten Zeit befinden, die trotz der Turbulenzen viele Möglichkeiten mit sich bringt. Er machte Mut, die aktuellen Veränderungen und Umbrüche positiv anzugehen, und riet dazu, Wertschätzung und Zuhören für den Austausch mit jungen Berufstätigen an die erste Stelle zu setzen.
Dass Selbständigkeit unattraktiv geworden ist, egal in welcher Generation, kann Catharina Bruns nicht nachvollziehen, bietet sie doch die Möglichkeit, die eigene Lebenssituation mit dem Arbeitsleben auf kreative Art und Weise in Einklang zu bringen. Für sie gibt es keine Alternative, und sie forderte in ihrem Vortrag, die Vorteile der Selbständigkeit viel mehr hervorzuheben und Selbständige besser zu unterstützen. Dabei, so stellte sich in der nachfolgenden Diskussion mit Dr. Anna Magdalena Naderer und Dr. Maren Püschel (beide selbständig) heraus, wären mehr Vorbilder und mehr Netzwerke für den Austausch hilfreich.
Mit Zuversicht in die Zukunft
Das Thema „neue GOT“ ist nach den unerfreulichen Diskussionen im Zuge der Petitionen der Pferdelobby um den Jahreswechsel noch nicht zur Ruhe gekommen. Darum klärte Prof. Dr. Peter Kunzmann (Tierärztliche Hochschule Hannover) die Frage, ob Geldverdienen unmoralisch ist. Der spannende Exkurs in die Welt von Moral und Gerechtigkeit endete in dem Schluss, dass es nicht nur völlig in Ordnung, sondern sogar nachhaltig sei, mit Tiermedizin Geld zu verdienen, um Tierschutz und Tierwohl zu gewährleisten.
Dass die Moral des Geldverdienens bei Private Equity Investitionen in tiermedizinische Einrichtungen eher eine untergeordnete Rolle spielt, ist Teil des Systems. Dennoch hätten die Investoren ihre Vorteile, wie Dr. Sebastian Theopold von Munich Strategy erläuterte. Schnelleres Wachstum, mehr Arbeitsplätze und produktivere Mitarbeiter*innen sind Kennzeichen von Private Equity Unternehmen in anderen Branchen. Dem gegenüber steht die höhere Flexibilität und Eigenständigkeit der inhabergeführten Unternehmen, die damit viel schneller auf geänderte Gegebenheiten reagieren können und dabei auch nicht an Umsatzvorgaben gebunden sind.
Um Schnelligkeit ging es schließlich auch bei Dr. Björn Becker, der anschaulich vermittelte, was die Möglichkeiten und Limitationen von Digitalisierung und KI sind. So mancher Ablauf in der Praxis vom Terminkalender bis zur Röntgendiagnostik lasse sich durchaus optimieren. Damit könne Arbeitskraft freigesetzt werden, die wieder am Tier statt am Schreibtisch verbracht werden kann.
Alles in allem doch sehr positive und hoffnungsvolle Impulse. Auf geht es also mit offenem Blick und Zuversicht in eine erfolgreiche Zukunft!
Quelle (nach Angaben von):
(JD)