Die meisten sehen grüne Wiesen, Schafe und ganz viel unberührte Natur vor sich, wenn sie an Neuseeland denken. So ging es mir auch und die Vorstellung bewahrheitet sich. Neuseeland ist wunderbar und definitiv eine Reise wert.
32 Stunden fliegen - kein Problem
Anfang Juni hieß es Koffer packen, denn mir stand mein 32 Stunden Flug nach Auckland bevor. Wir können gern als Randnotiz festhalten, dass es wahrlich nicht leicht ist, für 10 Wochen zu packen. Vor allem, wenn man unterschiedliche Anlässe wie Arbeitskleidung, Casual und etwas Stilvolleres verbinden will. Als nun auch das Grauen des Kofferpackens vollbracht war, ging es abends an den Flughafen München. Ich kann euch sagen, dass ich wirklich sehr aufgeregt war, denn nach dem Flug erwartete mich ein Mietwagen, mit dem ich mich irgendwie durch den Linksverkehr navigieren musste. Es ist eine Herausforderung nach so einem langen Flug, ohne gutes Navi, in einem fremden Land mit Linksverkehr heil anzukommen. Deswegen war mir etwas flau im Magen, doch ich habe mich recht schnell an das Fahren auf der linken Seite gewöhnt. Also alles halb so wild.
Auf in die Praxis
Nach einem freien Tag zum Ankommen und Eingewöhnen ging es los mit dem ersten Praktikumstag bei „The Lifestyle Vet“ nördlich von Auckland. Die Praxis hat sich auf die Behandlung von Neuweltkamelen sowie Schafen und Ziegen spezialisiert. Ich wurde supernett vom Team aufgenommen und bereits am ersten Tag ging es los mit den sogenannten „Herd Care Checks“. Das geht einen Monat lang und der Fokus liegt auf der Prophylaxe. Wir haben verschiedene Schaf-, Ziegen- und Neuweltkamelidenbetriebe angefahren und die dortigen Tiere geimpft, entwurmt und Klauenpflege betrieben. Es ist wirklich so ein super Konzept auf die Prophylaxe zu achten und die Hobbyhalter bestmöglich über die richtige Haltung und Fütterung zu informieren. Die Praxis betreut nur die sogenannten Lifestyle Farms, also Privatleute, die sich zum Spaß oder als Rasenmäher Weidetiere halten. Die darauffolgenden Tage und Wochen kamen weitere spannende internistische und chirurgische Fälle auf uns zu. Sei es ein Vaginalprolaps beim Schaf oder ein Cria mit dem „Dummy Foal Syndrome“, es gab stets neue Eindrücke. Wer sich für kleine Wiederkäuer und Neuweltkameliden interessiert, dem kann ich ein Praktikum dort sehr empfehlen. Für alle Wiener Studierende empfehle ich das Erasmus + Stipendium, das lohnt sich definitiv. Es dauert zwar etwas, bis man alle Dokumente ausgefüllt hat, aber die am Ende bewilligte Summe ist definitiv hilfreich bei der Praktikumsfinanzierung. Man muss schon sagen, dass Neuseeland teuer ist, was die Lebensunterhaltungskosten angeht und ein ausreichend großes Budget einplanen.
Roadtrip von Auckland nach Queenstown
Nach dem Praktikum habe ich, gemeinsam mit 2 Freundinnen, einen super schönen Roadtrip von Auckland nach Queenstown gemacht. Wir konnten die wunderschöne Landschaft genießen und sind über menschenleere, endlose Straßen gefahren. Da kommt das Gefühl von Freiheit auf. Ein Highlight war definitiv das Whale Watching in Kaikoura, wo wir 4 wunderschöne Pottwale und einige Delfine beobachten konnten. In Auckland hatten wir meistens so um die 18 Grad, in Queenstown waren wir dann im Winter angekommen mit Schnee und Minusgraden. Dieses Land hat wirklich einiges zu bieten, sowohl auf der Nord- als auch auf der Südinsel.
Ich kann jedem nur empfehlen ein Praktikum in Neuseeland zu machen. Das Land ist unfassbar schön, die Natur ist atemberaubend und die Menschen sind supernett und freundlich. Fürs nächste Mal würde ich jedoch das Praktikum aufteilen und nicht die vollen 10 Wochen bei „The Lifestyle Vet“ machen, sondern einen Teil davon in einer Praxis, die auch kommerzielle Rinderbetriebe betreut. Das wäre bestimmt interessant gewesen, da die Landwirtschaft saisonal abläuft und die „Calving Season“ ab August sicher noch spannend gewesen wäre. Nichtsdestotrotz war es eine coole Erfahrung, die ich nicht mehr missen will.