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BlogDas Schlachthofpraktikum - Endgegner oder halb so wild?

Bei Tiermedizin denken die wenigsten an die Arbeit in einem Schlachthof. Doch da die Sicherheit von Milch, Ei oder Fleisch in der Verantwortung der Tierärzte liegt, gehört auch das Schlachthofpraktikum zum Tiermedizinstudium.  

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agnormark/stock.adobe.com

Sobald die meisten Menschen Tiermedizin hören, ist der Schlachthof bestimmt nicht das erste, was ihnen in den Sinn kommt. Viel mehr verbindet der Großteil den Beruf einer Tierärztin mit der intrinsischen Motivation Tieren helfen zu wollen. Den meisten werden da wohl flauschige Welpen und süße Katzen im Geiste aufblitzen. Umso besser sieht man an unserem Berufsstand den diversen und teilweise förmlich absurden Umgang mit Tieren. Tiere sind nicht nur zum Streicheln da, sondern auch zum Essen. Extreme Tierliebe auf der einen Seite und Fleischeslust gepaart mit „Geiz ist Geil“-Mentalität auf der anderen und irgendwo dazwischen stehen die Tierärzt*innen. Diese ganze Bandbreite an Ansprüchen deckt das Studium der Tiermedizin ab, oder sagen wir mal, versucht es abzubilden.  

Somit ist klar, dass ein Praktikum im Schlachthof unerlässlich ist für eine Berufsgruppe, die u.a. für die Sicherheit tierischer Lebensmittel verantwortlich ist. Die Sicherheit von Milch, Ei oder Fleisch ist eine Verantwortlichkeit der Veterinärmedizin, die man nicht gleich intuitiv auf dem Schirm hat.

Wie wir alle wissen, wird kein Tier zu Tode gestreichelt, weshalb der Gang in den Schlachthof die Endstation der allermeisten Nutztiere markiert. Dafür, dass die Schlachtung möglichst tierschutzgetreu abläuft und die Tierkörper sicher sind, sorgen die amtlichen Tierärzt*innen vor Ort.

Wie meine 4 Wochen am Schlachthof waren, erfährst du jetzt.

Zwischen Nieren, Leber und Herz

Ich habe das Schlachthofpraktikum an einem kleineren österreichischen Schlachthof gemacht, wo Rinder und Schweine geschlachtet werden. Als Praktikantin ist man überall mit dabei und kann sich die unterschiedlichen Arbeitsbereiche anschauen. Ich war also bei der Lebendbeschau bzw. der Anlieferung dabei, wo die gelieferten Tiere auf Verletzungen oder sonstige Auffälligkeiten untersucht wurden. Anschließend war ich bei der Schlachtung dabei. Der Großteil bestand jedoch aus der Arbeit am Schlachtband, also der Kontrolle bestimmter Organe wie z.B. Herz, Milz, Leber und Lunge. Mit der medizinischen Brille gesehen war das noch die beste Tätigkeit, da man viele Organe zu Gesicht bekommt und durchaus spannende pathologische Auffälligkeiten dabei waren. Ich war so damit beschäftigt die Organe richtig anzuschneiden und auf Abweichungen zu achten, dass ich gar nicht mehr so darüber nachgedacht habe, dass die Tiere bis vor Kurzem noch gelebt haben. An Tagen, an denen Schweine geschlachtet wurden, kam noch die Untersuchung auf Trichinellen hinzu.

Trichinenuntersuchung

Trichinellen (Trichinella spp.) sind kleine ca. 1 mm lange Fadenwürmer. Sie leben als Parasiten in der Skelettmuskulatur von Säugetieren, Vögeln und Reptilien. Die Übertragung auf einen neuen Wirt – so auch auf den Menschen - erfolgt ausschließlich durch den Verzehr von rohem Fleisch, das die infektionsfähigen Muskellarven enthält. Die eigentliche Vermehrung findet in der Darmschleimhaut des Wirtes statt.

Zur Untersuchung auf Trichinen wird dem Tierkörper eine kleine Fleischprobe, meist aus dem Zwerchfellpfeiler, entnommen. Im Labor wird diese zusammen mit weiteren Proben zerkleinert und in einer Lösung aus Salzsäure und dem Verdauungsenzym Pepsin gerührt ("Magnetrührverfahren" oder auch "Verdauungsmethode" genannt). Bei Hausschweinen können auf diese Weise bis zu 100 Fleischproben zu je 1 Gramm gemeinsam untersucht werden. Das Fleisch wird bei diesem Verfahren verdaut und eventuell vorhandene Trichinenlarven werden freigesetzt. Nach einer vorgeschriebenen Sedimentationszeit werden die Proben unter dem Stereomikroskop optisch ausgewertet. Werden Larven gefunden, müssen alle Tierkörper noch einmal einzeln untersucht werden und das Fleisch des positiven Tieres / der positiven Tiere wird nicht zum Verzehr zugelassen.

Fazit

Die 4 Wochen am Schlachthof waren für mich weder besonders augenöffnend, noch haben sie mich nachdrücklich negativ psychisch belastet. Ich war zuvor schon bei ein paar Schlachtungen dabei und wusste in etwa, was mich erwartet. Es war nicht das Highlight meines Studiums, aber eine Erfahrung, und wer weiß, wann ich das Wissen mal brauchen kann.

Noch ein kurzer Appell zum Schluss. Viele vergessen, dass jedes Stück Fleisch mal ein Tier war und haben leider etwas den Bezug zur Landwirtschaft verloren. Ein bewusster Konsum tierischer Produkte würde uns allen weiterhelfen, besonders den Nutztieren.

 

Quelle: https://www.lgl.bayern.de/lebensmittel/hygiene/fleischhygiene/trichinenuntersuchungen/index.htm