
In den 90er Jahren wurde der Begriff Emotionale Intelligenz erstmals beschrieben.
Über Resilienz habe ich in meinem letzten Blogartikel geschrieben. Die Emotionale Intelligenz ist eine weitere wesentliche Fähigkeit, die uns hilft, Herausforderungen zu meistern und in stressigen Situationen stark zu bleiben. Doch wie genau hängen Resilienz und Emotionale Intelligenz zusammen? Was ist Emotionale Intelligenz überhaupt? In diesem Blogbeitrag werden wir untersuchen, wie emotionale Intelligenz die Resilienz stärkt und warum beide Fähigkeiten für den persönlichen und beruflichen Erfolg wichtig sind.
Emotionale Intelligenz
Ich kann mich noch an meine Kindheit erinnern, als meine Mutter als Grundschullehrerin meinen Intelligenzquotienten (IQ) untersuchen ließ. Wie hoch oder niedrig er war, weiß ich nicht mehr. Aber es schien ihr wichtig zu sein zu wissen, wie „schlau“ ich vermeintlich war, um eine Prognose darüber treffen zu können, ob ich einmal erfolgreich werden würde.
Tatsächlich galt bis in die 1990er Jahre hinein ein hoher IQ als das wichtigste Kriterium für beruflichen Erfolg. Personen mit einem durchschnittlichen IQ wurden häufig als weniger erfolgversprechend angesehen. Bis man feststellte, dass das nicht ganz stimmen konnte. Denn Menschen mit einem durchschnittlichen IQ waren oft erfolgreicher als solche mit einem sehr hohen IQ. Wie konnte das sein?
1990 wurde ein erster Artikel zur Emotionalen Intelligenz veröffentlicht. Peter Salovey und John D. Mayer erforschten in den Jahren davor die Bedeutung von Emotionen im menschlichen Verhalten und Denken. Sie untersuchten, wie Emotionen soziale Interaktionen und Entscheidungsprozesse beeinflussen. Ihre Forschung führte dazu, emotionale Intelligenz als eine besondere Fähigkeit zu definieren, die es Menschen erlaubt, Emotionen zu erkennen, zu verstehen, zu steuern und zu nutzen. Salovey und Mayer waren diejenigen, die den Begriff prägten und definierten:
„Emotionale Intelligenz ist die Fähigkeit, eigene und fremde Emotionen zu erkennen, zu verstehen und zu steuern.“
Der US-amerikanische Psychologe und Wissenschaftsjournalist Daniel Goleman machte das Konzept später populär. Sein 1995 veröffentlichtes Buch "EQ. Emotionale Intelligenz" brachte das Thema einem breiten Publikum näher und öffnete damit die Türen zu einem mehrschichtigen Verständnis unterschiedlicher Arten der Intelligenz. Wir sprechen heutzutage also nicht mehr von nur einer „Intelligenz“, sondern von vielen, was uns Menschen aus meiner Sicht auch eher gerecht wird.
Selbstwahrnehmung und emotionale Bewusstheit
Es geht bei der Emotionalen Intelligenz somit um Selbst- und Fremdwahrnehmung, um Empathie und Emotionssteuerung und somit weitere Bausteine resilienten Verhaltens. Man kann die eigenen Gefühle präzise identifizieren, also über „Wut“, „Freude“, „Trauer“ und „Frust“ hinaus das eigene Innenleben verstehen, sowie sensibel auf das Gefühlsleben anderer eingehen. Aber um erst einmal bei uns selbst zu bleiben: Wenn du dir deiner eigenen Emotionen bewusst bist, kannst du besser auf Stress und Herausforderungen reagieren, sowie in äußeren Interaktionen erfolgreicher handeln. Indem du regelmäßig über deine Gefühle nachdenkst und sie analysierst, sowie deine Bedürfnisse dahinter erkennst, entwickelst du ein besseres Verständnis für deine emotionalen Auslöser und kannst effektiver darauf reagieren.
Emotionsregulation und Bewältigungsstrategien
Emotionen beeinflussen unser Denken, unsere Beziehungen und unsere Leistungen – sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext. Die Fähigkeit, Emotionen bewusst zu steuern, bildet das Fundament der Emotionalen Intelligenz und spielt eine weitere wichtige Rolle für unsere Resilienz. Wir sprechen hier von "Emotionsregulation".
Menschen, die gelernt haben, ihre Emotionen zu regulieren, können ihre Gefühle auch in stressigen Situationen steuern und gezielter handeln. Dies führt nicht nur zu einer weiteren Stärkung der eigenen Resilienz, sondern es können Herausforderungen mit mehr Gelassenheit bewältigt sowie konstruktive Wege im Umgang mit Krisen gefunden werden.
Empathie und soziales Bewusstsein
Empathie fördert tragfähige zwischenmenschliche Beziehungen. Durch ein soziales Bewusstsein können Signale anderer Personen passender gedeutet werden, was situativ angemessenere Reaktionen zur Folge hat. Studien in der Organisationspsychologie haben gezeigt, dass Teams, deren Mitglieder über emotionale Intelligenz verfügen, oft leistungsfähiger sind und ein höheres Engagement zeigen.
Soziale Netzwerke sind auch im Kontext der Resilienz essenziell, da sie Unterstützung und Ressourcen bieten, wenn man mit schwierigen Situationen konfrontiert ist.
Anpassungsfähigkeit und Problemlösungsfähigkeiten
Aus der Emotionalen Intelligenz ergibt sich die Fähigkeit, flexibler und anpassungsfähiger zu sein. Diese Anpassungsfähigkeit ist ein Schlüsselmerkmal der Resilienz. Wenn du in der Lage bist, flexibel zu denken, dich schnell an neue Umstände anzupassen und kreative Lösungen für Probleme zu finden, kannst du Herausforderungen besser bewältigen und gestärkt daraus hervorgehen. Man ist nicht in einem festen Konstrukt gefangen, dessen Veränderungen zu massivem Stress, Frust oder gar Wut führt, da man sich durch diesen vermeintlichen Kontrollverlust bedroht fühlt.
Menschen mit hoher emotionaler Intelligenz sehen Veränderungen nicht als Bedrohung, sondern als Chance zur Weiterentwicklung und Verbesserung.
Positive Selbstgespräche und Selbstwirksamkeit
Menschen mit hoher emotionaler Intelligenz neigen dazu, positive Selbstgespräche zu führen und an ihre eigenen Fähigkeiten zu glauben. Diese positive innere Stimme stärkt die Selbstwirksamkeit, ein wichtiger Faktor für Resilienz. Wenn du an deine Fähigkeit glaubst, Herausforderungen zu meistern, bist du widerstandsfähiger gegenüber Stress und Rückschlägen. Positive Selbstgespräche helfen dir, optimistisch zu bleiben und dich auf Lösungen, statt auf Probleme zu konzentrieren.
Fazit
Emotionale Intelligenz und Resilienz sind eng miteinander verbunden und können durch gezielte Übungen und Reflexion verbessert werden. Indem du an deiner emotionalen Intelligenz arbeitest, kannst du auch deine Resilienz stärken und umgekehrt. Diese Fähigkeiten helfen dir, besser mit Stress umzugehen, dich an Veränderungen anzupassen und gestärkt aus Krisen hervorzugehen.
Emotionale Intelligenz ermöglicht es dir, deine eigenen Emotionen und die Emotionen anderer besser zu verstehen und zu steuern. Dies führt zu stärkeren sozialen Bindungen, besserer Emotionsregulation und einer höheren Anpassungsfähigkeit – allesamt wichtige Komponenten der Resilienz.
Wünschst du dir praktische Tipps, um noch tiefer in das Thema Resilienz einzutauchen? Dann freue dich auf den nächsten Artikel!