Die psychologische Belastung im veterinärmedizinischen Bereich ist extraordinär hoch. Ich merke immer wieder vor Prüfungen, dass ich konstant angespannt bin und auch nicht immer weiß, wie ich damit umgehen soll.
Am liebsten würde ich mich einfach ins Bett legen und weinen. Das wird nicht viel helfen, aber ich habe mir über die Jahre ein paar gute Methoden angeeignet, um nicht durchzudrehen. Die Topmethode wäre wohl süße Tierbabys streicheln, aber die hat man leider nicht 24/7 um sich.
Der Druck ist konstant da
Der Druck im Studium ist konstant vorhanden, es gilt ständig Leistung zu bringen. Am Anfang ist man von der Stoffflut schier überwältigt, bekommt Angst durch die Erfahrungsberichte älterer Studierenden und will nur noch den ganzen Tag durchlernen. Dass man da schnell an seine Grenzen kommt, ist klar. Je größer die Stoffmenge, desto schwieriger ist es natürlich, alles zu verstehen und zu verinnerlichen.
Viele studieren Tiermedizin aus höchster innerer Motivation und das führt schnell zu perfektionistischen Ansprüchen an sich und die eigene Leistungsfähigkeit. Wenn Idealismus auf die Realität trifft, gibt das oft kein gutes Ende. Die Diskrepanz zwischen der eigenen Erwartungshaltung und den ernüchternden Ergebnissen kann schnell zu depressiver Verstimmung führen. Man versinkt in diesem dunklen Strudel aus Angst, Panik, sozialer Isolation und Druck.
Von einer Prüfung zur Nächsten
Ich habe mich in Hochphasen nicht mal mehr getraut was auszumachen, das Spaß macht. Eine innere Stimme sagte, nein du darfst nichts machen, du musst lernen. Der einzige Ausweg für mein überfordertes Hirn war es, mir mehrmals die Woche die Seele aus dem Leib zu rennen. Ich kenne sämtliche Strecken an der Donau mittlerweile sehr gut. Das Schlimme war, ich wurde direkt süchtig nach diesen negativen Gefühlen. Der Adrenalinschub vor und das Hochgefühl nach erfolgreichen Prüfungen haben mich direkt besessen. Wow, ich habe es wieder geschafft und schon taucht die nächste Hürde am Horizont auf. Ein neues Kapitel Anatomie in ein paar Tagen lernen, ja egal, challenge accepted. Ich hatte im 1. Semester eigentlich immer einen panischen Klumpen im Magen und lebte im Überlebensmodus, ein Bündel an Stress.
Im 2. Semester hatte ich darauf keinen Bock mehr. An sich ist das 2. Semester viel aufwändiger als das Erste. Ich habe mich jedoch nicht mehr nur auf die Uni konzentriert und durch gute Noten definiert. Ich war nicht mehr jedes Mal gut vorbereitet, hatte oft Lücken, alles kann man eh nie wissen und ich habe trotzdem alles positiv abgeschlossen. Dank meiner inneren Einstellung ruhiger zu werden, war es halb so schlimm. Es ist nur die Uni und kein Weltuntergang. Ich werde sowieso Tierärztin, egal was kommt.
Wie kommt man aus diesem Stress-Strudel raus?
Räume dir jeden Tag sogenannte Me time ein. Mache irgendwas, das dir Spaß macht. Sei es lesen, Sport, in die Natur gehen oder Freunde treffen. Es muss auch nicht ewig lang sein, oft reichen 30- 60 Minuten aus. Du musst auch mal die Gedanken an das Lernen sein lassen und dich mit etwas anderem beschäftigen.
Ich neige dazu, meine To-do-Liste zu überfüllen, sodass ich im Vornherein fast schon weiß, dass ich das nie an einem Tag schaffen kann. Trotz dieses Wissens bin ich am Ende des Tages wütend auf mich, weil ich nicht alle Punkte geschafft habe. Ich habe den ganzen Tag gelernt und kann das nicht anerkennen, ich bestrafe mich sogar mit Spaßentzug. Sowas von dämlich. Ich gehe teilweise mit mir um, wie ich es mit keiner guten Freundin machen würde. Ziel ist es also, diese Listen realistisch und umsetzbar zu gestalten.
Wenn aber gar nichts mehr zu helfen scheint, hilft es mir, mich nicht so ernst zu nehmen. Es gibt mehr als unser kleines Universum und im Endeffekt ist er nur eine Prüfung, die man wiederholen kann.
Es hilft, sich mit positiver Energie in Form positiver Gedanken zu füllen. Für welche 3 Personen bist du im letzten Monat besonders dankbar? Welche Ereignisse haben dich in letzter Zeit mit Glück erfüllt? Worauf bist du stolz, was hast du bereits alles erreicht?
Ein vielfach angewandtes Mittel, um einfach zur Ruhe zu kommen, nicht in der Vergangenheit oder Zukunft zu hängen, ist die Meditation. Ich probiere das jetzt seit ca. einem Monat und merke schon, dass ich mich besser auf einzelne Dinge konzentrieren kann und mir nicht mehr wie sonst 100 Ideen auf einmal im Kopf schwirren. Dazu gibt es zahlreiche gute Apps oder Podcasts (z.B. Headspace, 7mind, Meditationen von Laura Malina Seiler, Dr. Joe Dispenza).
Yoga eignet sich auch hervorragend, um sich zu sammeln und zu entspannen. Ich kann in Wien die USI Yoga Kurse oder Augarten Yoga empfehlen. Im Sommer ist Yoga in der Strandbar Herrmann auch eine gute Option, auch wenn es dort deutlich voller ist. Lachyoga habe ich auch mal probiert im Ganesha Yoga Zentrum (18. Bezirk), das war nicht ganz so meins, aber man ist schon deutlich besser drauf und das Lachen macht glücklich.
Wichtig ist auch, sich nicht konstant mit anderen zu vergleichen. Kaum schaut man auf Insta Storys, sieht man schon wieder sämtliche Kommilitonen in der Bib sitzen und fühlt sich faul, weil man noch nichts gemacht hat bzw. meint, zu wenig getan zu haben. Ignoriere das, teile es dir so ein, wie du meinst, gönne dir Pausen, dann läuft das Ganze stressfreier und individueller. Du musst dich nicht an anderen orientieren, jeder lernt auf seine Weise und in seinem Zeitrahmen. Es gibt da eh ein nettes Zitat von Søren Kierkegaard: Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit. So ist es leider wirklich, also ist es besser das Vergleichen zu reduzieren.
Effektiver und damit schneller und entspannter wird man, wenn man beim Lernen einfach mal das Handy weglegt. Allein durch dessen Anwesenheit erwarten wir unbewusst eine Nachricht und ein Teil von uns ist immer abgelenkt oder angespannt, was den Lernprozess natürlich verlängert.
Lösungsansätze:
- Me Time Space einräumen, Batterien aufladen durch Freunde treffen, schreiben, lesen, Natur, Sport…irgendetwas, das dir Freude macht
- Zwischenziele setzen, to do lists nicht überladen, kein Perfektionismus, einfach leben und sich selbst nicht zu ernst nehmen…großes Ganzes sehen (Ziel vor Augen halten)
- Meditationen, positive Gedanken, Dankbarkeit üben
- Bewegung: Laufen, spazieren gehen, Yoga
Danke fürs Lesen, ich hoffe, dass du ein paar Ideen für dich mitnehmen kannst.
Hast du noch Tipps, um mit Stress umzugehen?