
Eine einfache und wirkungsvolle Maßnahme zur Abfallminimierung ist der Umstieg von Einmal-OP-Hauben aus Plastik auf waschbare Hauben aus Stoff.
Rund 4,8 Millionen Tonnen Müll entstehen jährlich allein im humanen Klinikalltag, womit Krankenhäuser zum fünftgrößten Abfallproduzenten in Deutschland werden [1]. Genaue Zahlen für Tierkliniken und -praxen fehlen – aber Hand aufs Herz: Wenn wir uns unseren Praxisalltag so ansehen, sieht es bestimmt nicht besser aus. Für Einwegprodukte gibt es nur einen Weg, aus hygienischen Gründen hält man sich sicherheitshalber daran. Deswegen ist das Vermeiden solcher Einweg/Single-use-Produkte die derzeit beste Möglichkeit, den Müllberg zu minimieren.
Vor diesem Hintergrund sollten wir uns also in unserem täglichen Ablauf fragen, was sich wie ersetzen lässt. Sehr einfach und wirkungsvoll ist z.B. der Umstieg von Einmal-OP-Hauben aus Plastik auf waschbare und somit wiederverwendbare Hauben aus Stoff. Und das ist kein Witz – eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2024 des Forscherteams um Laura Donahue aus der University of Chicago in Illinois (USA) [2] hat sich mit der CO2-Bilanz dieses Umstiegs befasst und herausgefunden: Die CO2-Einsparung ist gewaltig!
Hierzu hatte das Team anhand der Richtlinie ISO-14044 (Messung der Ökobilanz im Umweltmanagement) eine prozessbasierte Lebenszyklusanalyse von Einweg- und Baumwoll-OP-Hauben durchgeführt und die Ergebnisse verglichen. Untersucht wurden Umweltauswirkungen, Wasserverbrauch sowie Auswirkungen auf die Gesundheit.
Dabei schnitten die Baumwollhauben gegenüber den Einwegvarianten deutlich besser ab: 79% CO2 konnten durch die Verwendung der wiederverwendbaren Hauben eingespart werden, obwohl der Wasserverbrauch der Baumwollhauben mit knapp 68 Liter im Vergleich zu den Einweghauben mit knapp 13 Litern deutlich höher war. Die Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit durch den Kunststoffmüll wiegen offensichtlich schwerer.
Auch eine Studie von Argawal et al. (2023) des Massachusetts General Hospital in Boston (USA) [3] kam ein Jahr zuvor zum gleichen Ergebnis: 92 Chirurgen konnten 6 Monate lang zwischen Einweg- und wiederverwendbaren OP-Hauben wählen. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer (51,6%) nutzte überwiegend die wiederverwendbaren Hauben. Damit sank der Verbrauch der Einwegartikel um mindestens 75%. Über eine zuvor durchgeführte Marktanalyse und Ökobilanzierung konnten die Autoren eine signifikant höhere CO2-Belastung, einen höheren Energieverbrauch und eine größere Wasserverschmutzung durch Einweghauben feststellen. Diese Effekte wurden durch Verwendung der Stoffhauben drastisch reduziert.
Kritische Stimmen aus der Praxis mahnen immer wieder an, dass Baumwollhauben eine Wundinfektion nicht so effektiv verhindern könnten wie ihre Einwegpendants. Eindeutige Beweise dieser Annahme fehlen jedoch. Es spricht – von einem höheren Wasserverbrauch bei der Herstellung abgesehen – also prinzipiell nichts gegen die Einführung von Baumwoll-OP-Hauben in den klinischen Alltag. Deshalb sollten gängige Leitlinien den standardmäßigen, bevorzugten Gebrauch von Baumwollprodukten unbedingt empfehlen.
- Tagesschau.de. Abfall-Problem im Gesundheitswesen Was Kliniken gegen Müll unternehmen können. 16.11.2023. www.tagesschau.de/wirtschaft/klinik-muell-nachhaltigkeit-krankenhauser-100.html. Zuletzt aufgerufen am: 04.12.2024
- Donahue LM, Petit HJ, Thiel CL et al. A Life Cycle Assessment of Reusable and Disposable Surgical Caps. J Surg Res. 2024; (07)299: 112-119. doi: 10.1016/j.jss.2024.04.007
- Agarwal D, Bharani T, Armand W et al. Reusable scrub caps are cost-effective and help reduce the climate footprint of surgery. Langenbecks Arch Surg 2023; 408(1): 358. doi: 10.1007/s00423-023-03107-9.