
In meiner Schicht war ein Pony mit einem akuten Hufrehe-Schub. Später haben wir die Theorie zur Hufrehe noch genauer besprochen. - Symbolbild
Nach den zwei Wochen in der Internistik (Meine Rotation – Auf in die Pferdeklinik) wechselte ich in die chirurgische Abteilung der Pferdeklinik. Dort hatten wir ebenfalls eine 25-Stunden-Schicht und eine 5-Stunden-Schicht pro Woche.
Unglücklicherweise war in der ersten Woche meiner Rotation das Anästhesiegerät kaputt, sodass keine Operationen durchgeführt werden konnten. Somit ähnelten diese zwei Wochen den ersten zwei, da wir die Zeit für die internistischen Patienten genutzt haben.
In meiner ersten Schicht war somit nicht sonderlich viel zu tun. Wir hatten ein paar stationäre Patienten zu versorgen und es gab zwei Termine: ein Pony mit einem akuten Hufrehe-Schub und ein Pferd mit einer Wunde am Tarsalgelenk zum Verbandswechsel. Das Pferd kannte ich bereits aus den Wochen davor und es war sehr interessant den Heilungsprozess zu verfolgen. Mit einer diensthabenden Tierärztin konnten wir außerdem die Theorie zur Hufrehe genauer besprechen, was ich sehr hilfreich fand.
Die restliche Zeit habe ich dann zum Schreiben meiner Thesis genutzt.
Während meiner zweiten Schicht hatten wir einen Kolikpatienten, der die Nacht zuvor operiert worden war. Das Pferd hing noch am Lidocain-Tropf und wir mussten alle 15 Minuten die Herzfrequenz überprüfen. Der Patient hatte bereits während der OP mit einer Tachykardie auf das Lidocain reagiert, bei einer erneuten Reaktion hätten wir die Behandlung stoppen müssen. Glücklicherweise verbesserte sich sein Allgemeinbefinden unter der Behandlung jedoch deutlich.
Zusätzlich war noch ein anderes Pferd stationär, das nicht mehr schlucken konnte. Die Ursache haben wir in meiner Rotationszeit leider nicht herausgefunden und dem Pferd ging es so schlecht, dass eine Euthanasie in Erwägung gezogen wurde. Die Besitzer wollten dem Pferd aber noch ein paar Tage geben und den Therapiebeginn abwarten.
Ich finde, dass dies immer die schwierigsten Situationen in unserem Beruf sind, da ich einerseits die Emotionen der Besitzer verstehe und mitfühle, aber andererseits auch die Lage des Pferdes und dessen Lebensqualität sehe. Besonders, wenn die Besitzer die Lage nicht realistisch einschätzen (können oder wollen), ist ehrliche Kommunikation so wichtig. Aber selbst damit ist es nicht immer möglich, dass Besitzer die für das Tier richtige Entscheidung treffen. Dies kann sehr belastend sein, da man die Tiere dann noch weiter behandeln muss, obwohl man das Leiden sieht.
Zusammenfassend war meine Rotation in der Pferdeklinik sehr ruhig. Ich bin etwas enttäuscht, dass ich keinen Venenkatheter legen durfte und hätte mir gewünscht, dass mehr los gewesen wäre. Aber dafür geht es nun mit der Kleintierklinik weiter und ich hoffe, dass ich hier mehr Glück und viele Patienten, während meiner Schichten haben werde.