
Im ersten Schlachtbetrieb meines Praktikums wurden Kühe und Schweine geschlachtet. Ich habe auch ein Schlachthaus kennengelernt, in dem nach Halal-Regeln geschlachtet wird. - Symbolbild
Im 11. Semester Tiermedizin steht das Schlachthof- und Veterinäramtspraktikum an. Unser Kurs wurde dafür in 2 Gruppen aufgeteilt, sodass eine Gruppe im November und (m)eine Gruppe im Dezember dran war. Die anderen 4 Wochen waren als Zeit für unsere Diplomarbeit vorgesehen.
Das Schlachthofpraktikum wurde von der Uni organisiert und wir wurden dafür auf verschiedene Veterinärämter in Lettland eingeteilt. Ich fand, dass die Organisation nicht optimal war, da ich mit 2 Kommilitonen in einen 2,5h Fahrtzeit entfernten Bereich eingeteilt worden bin. Ohne Auto waren die Orte praktisch nicht erreichbar. Dies war aber nicht das größte Problem, sondern, dass wir die Zuteilung erst am Wochenende vor dem Start erhalten haben. Dies machte eine Planung und die Organisation privater Dinge schwierig. Im Nachhinein war es dann weniger schlimm, da wir letztendlich nur 4 Tage vor Ort sein mussten und den Rest von zu Hause aus machen konnten.
Angefangen haben wir in einem Schlachthaus, in dem Kühe und Schweine geschlachtet werden. Ich bin mit einem mulmigen Gefühl dorthin gefahren, da ich zuvor verschiedenste Meinungen und Erlebnisse gehört hatte und mit dem Schlimmsten gerechnet hatte. Ich muss allerdings sagen, dass der Prozess gar nicht so schlimm wie erwartet war. In dem Schlachthof war es sehr sauber und ruhig. Ich konnte zwar sehen, dass die Tiere gestresst sind, aber es war kein anderer Stress, als wenn sie auf den Farmen für Behandlungen in den Stand getrieben werden. Der Stand, in dem der Bolzenschuss gesetzt wird, ähnelt zudem denen in den Ställen und ist somit für die Tiere auch nichts neues. Der Bolzenschuss wird von der Seite angesetzt, sodass die Kuh das gar nicht mitbekommt und generell ging der Ablauf vom in den Stand treiben bis zum Ausbluten so schnell, dass ich das Zugucken weniger schlimm fand. Bei den Schweinen wird die Bewusstlosigkeit mittels Stroms erreicht, aber auch hier fand ich den Prozess längst nicht so erschreckend, wie erwartet. In diesem Schlachthaus durften wir auch selbst mit anpacken, bei der Inspektion der Organe helfen und diese zum Schluss auch eigenständig durchführen. Dies hat mir geholfen, die einzelnen Schritte und Prozesse beim Schlachten, die für die Lebensmittelsicherheit wichtig sind, zu verstehen.
Am 2. Tag waren wir in einem etwas kleineren Schlachthof, in dem an dem Tag nur Schweine geschlachtet wurden. Die Abläufe ähnelten denen am ersten Schlachthof, nur in kleiner. Hier durften wir nur zugucken, was aber auch vollkommen in Ordnung war.
Außerdem haben wir während des Praktikums mit den Veterinäramtsinspekteuren ein Schlachthaus kontrolliert, in dem nach Halal-Regeln geschlachtet wird. Hier fand ich den Prozess schrecklich und wenig rücksichtsvoll dem Tier gegenüber. Den Tieren, in diesem Fall Kühen, wurde zuerst die Kehle ohne vorherige Betäubung aufgeschnitten und der Bolzenschuss erst nach ein paar Sekunden gesetzt. Der Bolzenschuss wird dort nur gesetzt, da er nach den EU-Regulationen Pflicht ist. Man konnte den Tieren die Panik und den Schmerz, den sie dadurch erleiden, ansehen. Auch wenn es nur für einige Sekunden ist, bis der Bolzenschuss gesetzt ist, finde ich dies unnötig. Besonders, weil es Techniken gibt, bei denen die Tiere keinen Schmerz empfinden müssen. Aus meiner Sicht rechtfertigt keine Religion Schmerzen und Tierleid.
Zusammenfassend denke ich, dass es bei diesem Praktikum sehr auf die Auswahl des Schlachthofs ankommt. Schwarze Schafe gibt es überall, aber insgesamt war die Zeit, wenn man die Halal-Schlachtung außen vorlässt, nicht so schlimm wie erwartet.