
Neben dem fachlichen Wissen sind Kommunikation, Einfühlungsvermögen und Empathie ebenfalls wichtig. – Symbolbild
In der Uni fokussiert man sich hauptsächlich auf die Theorie, darauf, wie man die richtige Diagnose erhält und den richtigen Behandlungsplan aufstellt. Diese Dinge sind die Basis tiermedizinischer Arbeit und wichtig, um den Job gut auszuüben. Was ich aber während meiner Tätigkeit in der Praxis festgestellt habe, ist, dass die “Soft-Skills”, also Kommunikation, Einfühlungsvermögen und Empathie ebenfalls immens wichtig sind.
Als ich im Sommer in meiner Ausbildungspraxis gearbeitet habe, sollte ich während einiger Behandlungen mehr und mehr die Tierarzt-Rolle einnehmen. Ich habe somit mit dem behandelnden Tierarzt getauscht. Und ich war nun die Person, die reden und beraten sollte. Dabei wurde mir erst so richtig bewusst, wie wichtig diese kommunikativen Fähigkeiten sind. Denn man kann noch so schlau sein und vieles wissen, man muss diese Theorie aber auch verständlich an die Besitzer weitergeben können. In diese Sachen muss und werde ich nach dem Studium immer weiter reinwachsen. Was ich aber bereits gelernt habe, ist, dass man nicht alles wissen muss. Vielleicht wird es nächstes Jahr anders sein, aber bisher waren alle Tierhalter immer sehr verständisvoll, wenn ich ehrlich gesagt habe, dass ich Dinge nachfragen muss oder mir bei einigen Fragen mit den Antworten nicht sicher bin. Zusätzlich habe ich angefangen, alle Themen so einfach wie möglich zu erklären, sei es bei Ohrenentzündungen, Impfungen etc.. Mir hat es sehr geholfen, alles zu erklären, was ich mache und warum. Dadurch gewöhne ich mich daran, die Person zu sein, die das Gespräch führt und ich habe gleichzeitig einen klaren Faden, dem ich folgen kann.
Was ich mir komplizierter vorstelle, ist der Umgang mit schwierigen Besitzern oder wenn der Tierhalter und ich ganz andere Glaubenssätze haben. Diese Situation kann dann schnell zu Konflikten führen. Dies habe ich bislang nur während meiner Praktika oder als TFA erlebt, finde diese Situationen aber immer schwierig. Dabei gibt es keinen Leitfaden für richtiges Verhalten, da diese Situationen immer individuell sind. Wichtig ist, sich selbst treu, aber freundlich zu bleiben. Wenn alle Stricke reißen, kann man die Behandlung natürlich von einem Kollegen fortführen lassen oder im größten Notfall darf man die Behandlung ja auch verweigern.
Ich finde, dass die Kommunikation im Studium unterschätzt wird, da man diese dort kaum bis gar nicht lernt. Was ich aber jedem als Tipp geben kann, ist, während der Praktika die Tierärzte zu fragen, ob man selbst die Behandlung oder Beratung durchführen darf. Dies ist zu Beginn ungewohnt und vielleicht auch unangenehm, aber dadurch lernt man so viel und man hat zusätzlich einen Tierarzt neben sich, der notfalls eingreifen kann. Nur so lernen wir die Fähigkeiten, die im späteren Arbeiten enorm wichtig sind!