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BlogZiegen, Tuberkulose und Tiroler Grauvieh

Anfang November ging es für unsere Gruppe im Rahmen des Wiederkäuermoduls nach Tirol. Normalerweise ist man eine Woche in Innsbruck, bei uns waren es jedoch nur 3 Tage aufgrund des Feiertags am 1. November. Nichtsdestotrotz war es sehr spannend. Warum, erfährst du hier.

Kuh, Grauvieh mit Hörnern
schreiberVIS/stock.adobe.com

Anfang November ging es für unsere Gruppe im Rahmen des Wiederkäuermoduls nach Tirol. Normalerweise ist man eine Woche in Innsbruck, bei uns waren es jedoch nur 3 Tage aufgrund des Feiertags am 1. November. Nichtsdestotrotz war es sehr spannend. Warum, erfährst du jetzt.

Rotwild-Sektion

Am Mittwoch ging es in der Früh los mit einem Besuch der AGES, der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, in Innsbruck. Dort waren wir in der Pathologie, um an den Sektionen teilzunehmen. In Tirol liegt ein besonderer Fokus auf dem Tuberkulose-Monitoring beim Rotwild. Aus wissenschaftlichen Studien im alpinen Raum geht hervor, dass Wildtiere als sogenannte Reservoirs eine Ansteckungsquelle für Haustiere und in weiterer Folge für den Menschen darstellen können. Von allen heimischen Wildarten ist das Rotwild am ehesten für Tuberkulose empfänglich. Neben der höheren Empfänglichkeit tragen Faktoren wie Rudelbildung, Brunft und Winterfütterung besonders zur Erregerübertragung bei.

Tuberkulose kann während der Alpung vom Rotwild auf das weidende Nutzvieh übertragen werden, was verhindert werden soll. Somit haben wir im Pathologiesaal der AGES Innsbruck interessiert bei der Sektion zugeschaut und waren gespannt, ob wir was finden. Es waren jedoch keine makroskopischen Anzeichen von Tuberkulose zu erkennen.

Fakt

Tuberkulose ist eine bakterielle Erkrankung, die bei Mensch und Tier vorkommt und durch Mykobakterien verursacht wird. Obwohl die klassische Tuberkulose des Menschen nicht durch dieselben Mykobakterien wie beim Rind oder Wildtier (Mycobacterium bovis, Mycobacterium caprae) verursacht wird, sind Infektionen beim Menschen durch diese Erreger möglich. Man spricht in diesem Fall von einer Zoonose, das heißt Menschen können sich durch den Kontakt mit erkrankten Tieren oder durch den Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln infizieren. Dank erfolgreich durchgeführter Bekämpfungsmaßnahmen gelten Österreichs Haustierbestände seit Jahren als anerkannt frei von Tuberkulose.

Ab auf die Berge

Nach der Sektion waren wir froh wieder an die frische Luft zu kommen und haben unsere Mittagspause dazu genutzt, uns Innsbruck etwas genauer anzuschauen. Innsbruck ist eine sehr schöne Stadt, allerdings fühlte ich mich ziemlich eingekesselt, da die Berge so nah sind. Nachmittags ging es weiter im Programm. Wir sind zu einem Tiroler Tierarzt gefahren, um ihn bei seiner Visite zu begleiten.

Natürlich haben wir nur ausgewählte Betriebe besucht und das Ganze war mit den Landwirten im Vorhinein abgesprochen. Die hätten sich sonst gewundert, wenn plötzlich 10 Leute im Stall stehen und neugierige Fragen stellen. Der Tiroler Tierarzt hat uns seine Arbeitsweise gezeigt und es war spannend die kleinen Betriebe zu sehen. Dort ist alles recht kleinstrukturiert und es ist durchaus üblich, dass die Landwirte nur 4 bis 5 Kühe haben.

Besonders verliebt habe ich mich in das Tiroler Grauvieh. Das ist eine robuste, mittelrahmige Zweinutzungsrasse mit schönem grau schimmerndem Fell und einem dunklen Flotzmaul. Die Wege zu den Betrieben waren teilweise sehr abenteuerlich. Gefühlt mit 60 Grad Steigung ging es enge Serpentinen hinauf. Belohnt wurde man mit einem idyllischen Blick ins Tal. Doch so romantisch wie sich alles anhört, ist es nicht. Auf dem Land werden Nutztierpraktiker verzweifelt gesucht, weshalb diese Kooperation der Vetmeduni Wien mit dem Bundesland Tirol geschlossen wurde. Durch die Zusammenarbeit will man uns Studierenden den Beruf schmackhaft machen und auch Nachwuchs aus Tirol fördern. Es war richtig interessant dort mitfahren zu dürfen und einen Einblick in die alpine Landwirtschaft zu bekommen.

Ziegen in Vorarlberg

Am zweiten Tag haben wir uns früh morgens auf den Weg nach Vorarlberg gemacht, um bei 250 Ziegen Blutproben zu nehmen. Die Proben sollten anschließend auf Paratuberkulose untersucht werden. Bei der Paratuberkulose handelt es sich um eine chronische und unheilbare Darminfektion der Wiederkäuer, die von Mycobacterium avium subspecies paratuberculosis ausgelöst wird.

Fakt

In Österreich besteht seit April 2006 Anzeigepflicht für die klinische Form der Paratuberkulose bei Rindern, Schafen und Ziegen sowie Wildwiederkäuern in Gatterhaltung. Ziel dieses Überwachungsprogramms ist es, klinisch an Paratuberkulose erkrankte Tiere zu erfassen und aus den Beständen zu entfernen. Überdies erfolgen nach der labordiagnostischen Bestätigung gezielte Hygiene- und Managementmaßnahmen zur Senkung des Infektionsdrucks in den betroffenen Beständen.

Übung macht den Meister

Es hat sehr viel Spaß gemacht bei den Ziegen Blut abzunehmen und am Ende waren wir richtig schnell. Da merkt man wieder, dass Tiermedizin ein praktischer Beruf ist und dass einem alles nach der Zeit gut von der Hand geht. Übung macht den Meister. Ich bin dankbar, dass wir das machen durften, denn solche Aktionen geben mir so eine innere Sicherheit und das Bewusstsein, dass wir eh schon was können und nach einiger Zeit im Beruf gut allein zurechtkommen werden. Die Landwirte im Bregenzer Wald waren alle total nett und gastfreundlich. Ohne ein Kaltgetränk sind wir nie weitergefahren. Es war eine tolle Erfahrung dort!

Am dritten Tag haben wir noch einen Vortrag gehalten und am Nachmittag ging es schon wieder zurück nach Wien. Jede Gruppe hatte in Innsbruck ein bissl anderes Programm. Ich bin wirklich sehr zufrieden mit unseren Erlebnissen und wünsche den Gruppen nächstes Jahr genauso viel Spaß!