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Daten, Fakten und PflegetippsHeimtier-Infos: Eichhörnchen

Oft herrscht Ratlosigkeit, wenn ein Eichhörnchen oder ein Eichhörnchen-Baby als Fundtier in die Praxis gebracht wird. Wir zeigen, was die kleinen Nager dann brauchen.

Red squirrel in the natural environment
seawhisper/stock.adobe.com

Das Europäische Eichhörnchen (Sciurius vulgaris) gehört zur Ordnung der Nagetiere (Rodentia), zur Familie der Sciuridae (Hörnchen), zur Unterfamilie Baum- und Erdhörnchen (Sciurinae) und zur Gattung Sciurius (Eichhörnchen).


Erstuntersuchung

Gefundene Eichhörnchen sind meist unterkühlt und müssen als erstes aufgewärmt werden, z. B. mit Snuggle Safe, Kirschkernkissen oder Wärmflasche. Als nächstes wird das Eichhörnchen auf Hydratationsstatus, Verletzungen, Anzeichen von Schnupfen oder Durchfall untersucht und das Alter bestimmt (Tab. 1).
 

adobestock

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Altersbestimmung

Um das Eichhörnchen optimal zu versorgen, muss eine Altersbestimmung mittels markanter Körpermerkmale erfolgen (Tab. 1). Das Körpergewicht eignet sich dagegen nur bedingt, da sogar Wurfgeschwister teilweise sehr stark im Gewicht variieren.
 

 

Körpermerkmale zur Altersbestimmung für Eichhörnchen (Tab. 1)

Kennzeichen

Gewicht

Alter

rosa, Reste der Nabelschnur

10 – 30 g

1 – 5 Tage

untere Schneidezähne brechen durch

30 – 40 g

2 – 3 Wochen

Augen beginnen sich zu öffnen, Ohren öffnen sich nach 28 – 35 Tagen

60 – 80 g

4 – 5 Wochen = Alter, in dem die meisten Eichhörnchen gefunden werden

obere Schneidezähne brechen durch

100 – 110 g

5 – 6 Wochen

komplett behaart, können visuell alles erkennen, beginnen Milch abzulehnen → entsprechende Fütterungsanpassung nötig

110 – 150 g

6 – 7 Wochen

sieht aus wie ausgewachsenes Hörnchen, nur viel kleiner, sehr aktiv

150 – 180 g

8 – 9 Wochen

¾ so groß wie ein ausgewachsenes Hörnchen, kann sich eigenständig versorgen

160 – 200 g

10 – 12 Wochen; mit 12 Wochen: Beginn der Auswilderung

Parameter

Physiologischer Bereich

Körpertemperatur

36,4 °C

Lebenserwartung

12 Jahre; 25% < 1 Jahr

Körpergewicht

230 – 480 g

Geschlechtsreife

8 – 10 Monate

Tragzeit

38 Tage

Anzahl der Würfe

2 – 4/Jahr

Wurfgröße

3 – 5 (2 – 8)

Geburtsgewicht

8,5 – 15 g

Ende der Säugezeit

nach 50 Tagen

Zahnformel

1023/1013 = 22 Zähne

 

Handaufzucht

Als Notlösung für maximal 2 Tage kann eine Mischung aus 2 Teilen Wasser + 1 Teil Dosenmilch (10%) verwendet werden. Besser und längerfristig sollte Katzenmilch-Aufzuchtpulver bis zur 5. Woche im Verhältnis 1 Teil Milchpulver und 3 Teile Wasser eingesetzt werden. Ab der 5. Woche: 1 Teil Milchpulver und 2 Teile Wasser.

Wichtig: Das Pulver immer frisch und nach Anleitung anrühren und die Trinktemperatur kontrollieren! Falls das Eichhörnchen die pure Milch ablehnt, kann eine kleine Menge Babybrei (z. B. Banane-Zwieback), Honig oder Zucker als Geschmacksverbesserung eingemischt werden.

Eichhörnchen müssen sehr häufig, auch nachts, gefüttert werden: In der ersten Woche alle 2 Stunden, in der 2. Woche alle 3, in der 3. Woche alle 3 – 4, in der 4. Woche alle 4 Stunden und ab der 5. und 6. Lebenswoche alle 4 Stunden und nachts nur noch bei Bedarf.
 

MERKE

Immer Katzenmilch-Aufzuchtpulver verwenden, nie reine Kuhmilch!


Fütterungstechnik

Als erstes sollte man das Eichhörnchen mit Wasser tränken, um es an die Fütterungstechnik zu gewöhnen. Eichhörnchen sind anfangs recht schreckhaft und kennen Alltagsgeräusche nicht, sodass sie am Anfang wirklich sehr gut festgehalten werden müssen, da sie sonst von der Hand springen. Zur Milchgabe eignen sich kleine Silikon-Saugaufsätze oder eine abgeschnittene Braunüle für die ganz kleinen Eichhörnchen. Während der Fütterung muss das Hörnchen immer in aufrechter Position gehalten und erst ganz langsam an die Fütterung gewöhnt werden, um zu verhindern, dass die Milch aspiriert wird.

Vor jeder Fütterung sollte das Eichhörnchen immer kontrolliert und bei Tendenz zur Aufgasung, sofort die Milchfütterung gestoppt und die entsprechende Therapie gestartet werden. Eine Aufgasung endet bei Nichtbesserung sehr oft leider tödlich. Therapeutisch kann Dimeticon alle 4 h pur oder Fencheltee für Babies gegeben werden. Und es sollte mindestens 1, ggf. auch mehrere Milchfütterungen durch Fenchel-Tee ergänzt werden. Bis zur 7. Lebenswoche sollten Eichhörnchen zudem durch sanfte Bauchmassage zur Blasenentleerung animiert werden – am besten mit einem angefeuchteten Wattepad –, bis kein Urin mehr kommt. Wenn das Eichhörnchen nicht trinken will, muss man auch vor Fütterung so zur Blasenentleerung animieren.
 

Milchmengen

Die gegebene Milchmenge pro 24 h sollte max. 20% des Körpergewichts betragen, das sind z. B. bei 50 g Gewicht 10 ml/24 h. Pro Mahlzeit sollte die Milchmenge zudem der Magenkapazität angepasst werden – sie beträgt 5% der Körpermasse (bei 50 g Gewicht = 2,5 ml). Eichhörnchen haben kein Sättigungsgefühl, d. h. die 5% Grenze darf nicht überschritten werden! Bis das Eichhörnchen die Menge trinkt, vergehen ca. 5 Tage, und eine Gewichtsabnahme zu Beginn der Fütterung ist normal!

Eichhörnchen sollten ca. ab der 7. Woche langsam an feste Nahrung und ihr natürliches Futter gewöhnt werden. Gestartet werden kann mit Zwieback, dann können Sonnenblumenkerne, Nüsse (Hasel-, Erd- und Walnüsse), frische Maiskolben, Karotten, Pilze, Beeren (Erdbeeren, Himbeeren), Apfel, Birne und Weintrauben sowie frische Zweige mit Zapfen von Tannen, Fichten, Lärchen und Kiefern sowie Bucheckern und Eicheln angeboten werden.
 

Unterbringung

In der „Baby-Phase“ (bis 6. Woche) reicht eine kleine „Baby-Kiste“ oder Katzenkorb mit Nest und Wärmekissen. Einzelne Eichhörnchen sollten so schnell wie möglich sozialisiert werden (Pflegestellen s. Homepage des Eichhörnchenschutzvereins).

In der 6. – 12. Lebenswoche sollten die Tiere in eine Zimmervoliere mit Schlafhäuschen umziehen, denn jetzt brauchen sie Platz und Klettermöglichkeiten. Das Schlafhäuschen sollte 2 Ausgänge – ein Eingangs- und ein seitliches Fluchtloch haben.

Ab der 12. Lebenswoche beginnt die Auswilderung zur Entwöhnung in einer Außenvoliere, in der sie 4 Wochen lang nur noch gefüttert und danach in die Freiheit entlassen werden. Danach sollten sie für ca. 1 Woche noch die Möglichkeit haben, in die Voliere zurückzukehren und dort auch zu schlafen, und in der Nähe der Voliere sollten zusätzlich Futterstationen eingerichtet werden.
 

 

Literatur:

  • Gabrisch K. Krankheiten der Heimtiere. Hannover: Schlütersche; 2014
  • Nordhaus T. Zurück in die Freiheit (Gesammelte Erfahrungen über Eichhörnchen – von der Aufzucht bis zur Auswilderung). 2001 (vergriffen)
  • Eichhörnchen Schutz e. V., www.eichhoernchen-schutz.de
  • Laacke-Singer L. Praktische Tipps zur Aufzucht von Eichhörnchen. Kleintiermedizin 2019; 03: 120–125