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Fachbeitrag"Lung-Digit"-Syndrom bei Katzen

Unproduktiver Husten, Gewichtsverlust, Lethargie und Lahmheit – eigentlich eine untypische Kombination von Symptomen. Trotzdem tritt diese Kombination vor allem bei älteren Katzen häufiger auf, doch welche Krankheit versteckt sich dahinter?

Veterinarian examining a cat
thodonal / stock.adobe.com

Primäre Lungentumoren treten typischerweise bei älteren Hunden und Katzen auf. Laut Literatur beträgt das Durchschnittsalter bei der Katze 11–12 Jahre. Lungentumoren bei Katzen zeigen meist einen aggressiven Krankheitsverlauf mit früher Metastasierung. Die klinischen Symptome sind zu Beginn oft unspezifisch und manifestieren sich erst im fortgeschrittenen Stadium. Gewichtsverlust, Lethargie und Dyspnoe sind die 3 häufigsten Probleme, während Husten seltener auftritt.

Doch es gibt auch Katzen mit unproduktivem Husten, Lahmheit oder Gewichtsverlust als einziges Symptom. Diese Katzen weisen das längste Krankheitsintervall auf bis es zur Diagnosestellung kommt, aufgrund der gerade am Anfang eher unspezifischen Symptomatik. Bei diesen Tieren wird häufig erst an andere Differentialdiagnosen gedacht und diese in Kombination mit den unterschiedlichsten Untersuchungen verdachtsweise behandelt werden.

Wird eine Katze mit einer Lahmheit in Verbindung mit Husten, Lethargie oder Dyspnoe in der Klinik vorgestellt, sollte das Lungen-Zehen-Syndrom auf der Liste der möglichen Differenzialdiagnosen stehen. Doch auch bei einer reinen Lahmheit ohne respiratorische Symptome sollte die Lunge im Hinterkopf bleiben und nach Möglichkeit ein Röntgenbild des Thorax angefertigt werden.

Lungen-Zehen-Syndrom

Beim Lungen-Zehen-Syndrom („lung-digit-syndrom“) metastasiert der Lungentumor in die Zehenendglieder. Dabei kommt es entweder zu einer primären Invasion des Krallenbeins oder die Infiltration des Weichteilgewebes des Ballens führt zu einem sekundärem Knochenbefall. Der pathogenetische Mechanismus für diesen ungewöhnlichen Metastasenort ist unbekannt. Es wird spekuliert, dass das dichte Kapillarbett in den Pfoten der Katze eine Tumoransiedlung begünstigt. Metastatische Lungentumoren sind die häufigsten Zehentumoren bei der Katze, in einer Studie mit 64 Katzen mit digitalem Karzinom wurde bei 56 Tieren ein primäres Lungenkarzinom nachgewiesen.

Klinik

Klinisch zeigen die Katzen stark geschwollene, schmerzhafte Zehen mit Hautulzeration und eitriger Exsudation. Häufig kommt es zu einem Verlust des Krallenhorns. Der Tumor führt zu einer Lyse des Zehenendglieds, meist ohne den Gelenkspalt zu überqueren. Erstaunlicherweise zeigte von 36 befallenen Katzen kein Tier respiratorische Symptome, die einen Hinweis auf den Lungentumor hätten geben können. In dieser Untergruppe von Katzen war die Überlebenszeit mit durchschnittlich 58 Tagen deutlich verkürzt. Bei entsprechender Symptomatik oder Verdacht eines digitalen osteolytischen Tumors sollte der Thorax unbedingt in mehreren Ebenen geröntgt werden.

Diagnose

Bei großen Lungenmassen, Pneumothorax oder Pleuraerguss können herabgesetzte Atemgeräusche feststellbar sein, es ist aber zu bedenken, dass bei 30 % der Hunde und Katzen keine für einen Lungentumor spezifischen Symptome auftreten und der Tumor in manchen Fällen ein Zufallsbefund beim Thoraxröntgen zur Abklärung anderer Probleme ist. Die verschiedenen diagnostischen Maßnahmen wie Röntgen, perkutane Nadelaspiration, Bronchoskopie evtl. in Kombination mit einer transbronchialen Biopsie, bronchioalveoläre Lavage, Ultraschall und Computertomografie dienen zur Bestätigung eines Tumors und der Abklärung des Krankheitsstadiums. Insbesondere muss ein nicht neoplastischer Prozess wie Fremdkörper, entzündliche Lungenveränderungen, interstitielle Lungenerkrankungen oder eine Lungenlappentorsion von einem metastatischen oder primären Lungentumor abgegrenzt werden.

 

Prognose

Bei der Katze stellen nach einer Resektion die histologische Differenzierung des Tumors und der Lymphknotenbefund die wichtigsten prognostischen Faktoren dar. Die mediane Überlebenszeit bei einem mgr. differenzierten Tumor (geringer Pleomorphiegrad der Zellen, keine Gefäßinfiltration oder intrapulmonale Ausbreitung) betrug in einer Studie 698 Tage gegenüber 75 Tagen mit einem schlecht differenzierten Tumor (erhöhter Pleomorphiegrad, Gefäßinfiltration und/oder intrapulmonale Ausbreitung). Katzen mit Metastasen in den Tracheobronchiallymphknoten zeigten eine mediane Überlebenszeit von 73 Tagen gegenüber 412 Tagen bei negativem Lymphknotenbefund. Zu vergleichbaren Ergebnissen kam eine aktuelle Studie bei 28 Katzen. Hier lag die mediane Überlebenszeit bei metastatischem Lymphknoten bei 65 Tagen gegenüber 498 Tage bei negativem Befund.

Merke

Auch bei einem rein respiratorischen Erstbefund oder bei einer Lahmheit ohne respiratorische Symptome sollte differenzialdiagnostisch an einen Zusammenhang in Form des "Lung-Digit"-Syndroms gedacht werden!

 

Weiterlesen im Originalbeitrag

Der Originalartikel ist erschienen in:

Kleintieronkologie. Kessler M, Hrsg. 4., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Thieme; 2022. doi:10.1055/b-006-163261.

Dr. Martin Kessler ist Fachtierarzt für Klein- und Heimtiere, wobei sein Hauptgebiet in der Onkologie (Tumorchirurgie, rekonstruktive Chirurgie und Chemotherapie) liegt, zudem leitet er die Tierklinik Hofheim.

Der Originalartikel "Lungentumoren" erschien im seinem Buch "Kleintieronkologie".

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