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FachbeitragSommer, Sonne – Hitzschlag

Der Sommer ist da, die Temperaturen steigen und die Hitze macht nicht nur uns Menschen zu schaffen. Für unsere Vierbeiner können hohe Temperaturen zu einer Überhitzung oder sogar einem Hitzschlag führen und so schnell lebensbedrohlich werden.

Brown dog is drinking water from the bottle. The person is pouri
Jne Valokuvaus / stock.adobe.com

Der klassische Vorbericht ist der bei sommerlichen Temperaturen im Auto eingesperrte Hund, denn von Tierhaltern wird häufig unterschätzt, wie heiß es in einem abgeschlossenen Raum bei starker Sonneneinstrahlung innerhalb kürzester Zeit werden kann. Brachyzephale Hunderassen, die sich zunehmender Beliebtheit erfreuen, stehen im besonderen Fokus, da sie mit ihren anatomischen und konstitutionellen Voraussetzungen für einen Hitzschlag prädisponiert sind.

Hitzschlag – wodurch ist er gekennzeichnet?

Hitzschlag ist die schwerste Form der von Hitze verursachten Krankheiten und tritt primär bei Hunden bei heißem und feuchtem Wetter auf. Hitzschlag wird durch Einwirkung extremer Umwelttemperaturen oder anstrengender Aktivität, kombiniert mit einer Störung oder Überforderung der normalen Kühlungsfunktionen des Körpers, verursacht. Dies führt zu einer erhöhten Körpertemperatur und direkten hyperthermischen Beschädigung des Gewebes. Ein Hitzschlag ist bei Hunden gekennzeichnet durch Hyperthermie mit einer Körpertemperatur über 41°C, Dysfunktion des Zentralnervensystems, Schock und eine Störung der normalen enzymatischen und zellulären Körperfunktionen. Verschiedene prädisponierende Faktoren können diese Prozesse verschlimmern und Hitzschlag wird im Allgemeinen durch eine Kombination von Faktoren verursacht.

Achtung!

Eine normale Rektaltemperatur bei Ankunft in der Klinik schließt Hitzschlag nicht aus. Hunde, die von ihren Besitzern vor Eintritt gekühlt wurden oder im Schock sind, können normothermisch sein, ohne sich von den schädlichen Auswirkungen des Hitzschlags erholt zu haben.

Klinisch zeigen die Tiere i.d.R. Symptome der erhöhten Wärmeabfuhr sowie ggf. bereits Folgen und Komplikationen der massiven Hyperthermie wie in folgender Tabelle dargestellt.

Symptome

Ursache bzw. Pathomechanismus

Tachykardie oder Bradykardie mit schwachem Puls und evtl. verlängerter KFZ

Schock (dekompensiert)

stark gerötete Schleimhäute, schnelle KFZ

systemische Vasodilatation

trockene Schleimhäute

Hecheln, Dehydratation

gelbe Schleimhäute

Hämolyse, Leberversagen

Arrhythmien

Beschädigung der Myozyten

übermäßiges Hecheln

versagende Aufrechterhaltung der Normothermie

Stridor

laryngeale Schwellung, Larynxparalyse, Fremdkörper

angestrengte Atmung

Dyspnoe aufgrund Lungenödem, (Aspirations-)Pneumonie, Acute Lung Injury (ALI)

zentralneurologische Defizite, wie Stupor, Ataxie, Anfälle, Koma

Hypoglykämie, Schock, neuronale Nekrose, Hirnödem, Blutungen, Infarkte

Meläna, Petechien, Ecchymosen

Thrombozytopenie, Thrombozytopathie, disseminierte intravasale Koagulation (DIC)

blutiger Durchfall

Schock, DIC

roter Urin

Hämoglobinurie aufgrund Hämolyse

brauner Urin

Myoglobulinurie aufgrund Rhabdomyolyse

Anurie, Oligurie

akutes Nierenversagen, Schock

Was muss und kann getan werden?

Die wichtigsten Schritte für die Behandlung von Hitzschlag sind schnelle Kühlung, Volumenersatz zur Optimierung des Herz-Kreislaufs und Behandlung von sekundären Komplikationen wie Hypoglykämie, Nierenversagen, DIC und Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS).

Erste Maßnahmen können bereits durch den Besitzer zuhause bzw. auf dem Weg zum Tierarzt vorgenommen werden, sofern im Telefonat deutlich wird, dass es sich um einen hitzebedingten Kollaps handelt.

Aktive Kühlung: Stellt die wichtigste Maßnahme dar, hier wird mit kaltem (jedoch nicht eiskaltem) Wasser gekühlt. Am besten wird das Tier dazu mit fließendem Wasser bis auf die Haut durchnässt. Durch einen zusätzlichen Luftstrom wird eine schnellere Abkühlung über Verdunstung gefördert. Dies kann über einen Ventilator, die Klimaanlage im Auto oder bei der Fahrt geöffnete Fenster im Auto erfolgen. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Überlebenschancen größer sind, je schneller mit der Abkühlung begonnen wird.

Lebensrettende Maßnahmen: Je nachdem, in welchem Zustand sich der Patient präsentiert, werden zuerst lebensrettende Maßnahmen entsprechend des ABC-Systems (Airway, Breathing, Circulation) eingeleitet. Der Patient wird intubiert und es muss sichergestellt werden, dass die Luftwege frei sind, ggf. sollten obstruierende Sekrete abgesaugt werden. Die Zufuhr von Sauerstoff per Sonde oder Maske verbessert die Sauerstoffversorgung der Gewebe. Eine mechanische Beatmung wird initiiert, sofern keine Spontanatmung vorhanden ist. Das Platzieren eines venösen Zugangs ist essenziell.

Weitere aktive Kühlung: Wenn die rektal gemessene Körpertemperatur bei Vorstellung weiterhin deutlich erhöht ist, werden die Maßnahmen zur aktiven Kühlung fortgeführt. Bei Patienten mit dichtem Fell ist darauf zu achten, dass dieses gut mit Wasser durchtränkt wird. Gegebenenfalls kann es nötig sein, den Patienten großflächig zu scheren. Von der Verwendung von Eiswasser zum Kühlen, kalten Infusionslösungen und rektalen Einläufen oder Magenspülungen mit kaltem Wasser ist abzusehen, da diese zu einer peripheren Vasokonstriktion führen, was eine Wärmeabgabe über die Blutbahn verhindert. Die Anwendung von Eis auf der Körperoberfläche führt zum Zittern, was dann wiederum in einer vermehrten Wärmeproduktion resultiert. In der Humanmedizin werden Patienten intensiv massiert, um die periphere Durchblutung und damit die Wärmeabgabe zu verbessern. Es wird empfohlen, die aktive Kühlung ab einer Körpertemperatur von < 39,5 °C zu beenden, da es auch ohne aktive Nachhilfe zu einer weiteren Abkühlung kommen wird und man vermeiden sollte, dass der Patient hypotherm wird.

Infusionstherapie: Die Wärmeabgabe wird ebenfalls durch eine Verbesserung des Kreislaufzustands unterstützt, indem eine intensive Infusionstherapie durchgeführt wird. Hierzu kommen vor allem kristalloide Infusionslösungen, wie beispielsweise Ringer-Laktat zum Einsatz. Die zu applizierende Menge ist abhängig vom Dehydratationsstatus.

Weitere Maßnahmen: Diese werden individuell angepasst und sind abhängig von den Befunden der eingeleiteten Diagnostik. Zudem ist ein Tier, das mit Symptomen eines Hitzschlags in der Tierarztpraxis vorgestellt wird, ist in jedem Fall ein Intensivpatient. Es wird empfohlen, diesen Patienten auf jeden Fall für mindestens 48 Stunden stationär zu überwachen, da stets mit Komplikationen (Sepsis, DIC, Magen-Darm-Ulzeration, Pneumothorax, Multiorganversagen) gerechnet werden muss. Ein Intensivprotokoll dient der Überwachung sämtlicher Herz-Kreislauf-Parameter, der Harnproduktion, des Blutdrucks, EKG und der Messung der peripheren Sauerstoffsättigung mittels Pulsoxymetrie. Eine Kontrolle des Blutbilds, der Blutchemie und der Gerinnungsparameter, sowie eine Reevaluierung des neurologischen Status sind unerlässlich. Die erhobenen Parameter erlauben teilweise bedeutende Aussagen bezüglich der Prognose des Patienten.

 

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Auch die Kleinen sind davon betroffen!

Der Käfig steht in der prallen Sonne, die Transportbox auf dem Weg zum Tierarzt im Auto, die Wohnung ist aufgeheizt, der Schatten im Auslauf fehlt und der Trinknapf ist leer – all das sind Ursachen eines Hitzschlags bei Kleintieren, wie Kaninchen und Meerschweinchen. Auch hier ist schnelles Handeln erforderlich und der Gang zum Tierarzt unabdingbar!

Patienteninformationsbogen - Hitzschlag Kaninchen

Zum Download: PI123_Hitzschlag_Kaninchen.pdf (thieme.de)


Prognose

Leider sind nach dem Abkühlen manche schädlichen Auswirkungen des Hitzschlags schon irreversibel. Deswegen ist es notwendig, dass Patienten für mindestens 24–48 h nach Vorstellung überwacht werden. Laut verschiedener Studien liegt die Mortalität bei Hunden, die aufgrund eines Hitzschlags vorgestellt wurden, bei über 50 %. Trotzdem können viele Patienten mit einer schnellen und effektiven Therapie mit gutem Erfolg behandelt werden.

Risikofaktoren, die eine erhöhte Sterblichkeit bedingen:

  • verzögerter Beginn der aktiven Kühlung bzw. verzögerte Vorstellung beim Tierarzt (> 90 min)
  • Adipositas
  • Hypothermie bei Vorstellung
  • verzögerte PT und aPPT bei Vorstellung sowie Entwicklung einer DIC
  • akutes Nierenversagen und erhöhtes Serum-Kreatinin nach 24 Stunden
  • hochgradige Hypoglykämie (< 47mg/dl)
  • das Auftreten von epileptischen Anfällen
  • komatöser Zustand bei Vorstellung


    Aufklärung zur Prophylaxe

    Patienten mit Symptomen eines Hitzschlags werden weiterhin regelmäßig in der Tierarztpraxis vorgestellt werden, auch wenn die Medien ausreichend vor extremen Witterungsbedingungen warnen. Die Grundlage zur Vermeidung solcher Notfälle stellt vor allem die Aufklärung der Hundebesitzer dar. So sollten diese unbedingt über die Risiken, die zum Hitzschlag führen, aufgeklärt werden. Da der in unseren Breiten häufigste Vorstellungsgrund der im heißen Auto eingesperrte Hund ist, sollten bewusste gemacht werden, dass ein bei 24 °C in der Sonne geparktes Auto innerhalb von 20 Minuten eine Innentemperatur von 48 °C erreichen kann, was wiederum innerhalb von 1 Stunde zum Tod des darin befindlichen Tieres führen kann. Insbesondere an den ersten heißen Tagen des Jahres sollten die Tiere nicht schutzlos der Hitze ausgesetzt werden und übermäßige Belastung sollte vermieden werden. Auch Hundetrainer und Führer von Schutzhunden sollten beachten, dass selbst gut durchtrainierte Tiere bei extremen Witterungsbedingungen eine gewisse Zeit der Akklimatisation benötigen, denn diese unterliegen einem erhöhten Risiko, einen Anstrengungs-induzierten Hitzschlag zu erleiden. Hohe Außentemperaturen und eine hohe relative Luftfeuchte führen dazu, dass die Thermoregulation der Tiere eingeschränkt ist. Daher sollte die Exposition vermieden, genügend Wasser bereitgestellt und die Tiere nicht übermäßig angestrengt werden. Spaziergänge sollten zu kühleren Tageszeiten erfolgen.

    Besitzer brachyzephaler Hunde sollten über die besonderen anatomisch bedingten Einschränkungen bei ihren Tieren aufgeklärt werden, die zu einer noch stärker reduzierten Wärmeabgabefähigkeit führen (stenotische Nares, obstruierende Conchen, Kehlkopfkollaps, Entwicklung eines laryngealen Ödems, Hypotrachea). Demnach sollten diese Hundehalter ihre Tiere in den Sommermonaten besonders schonen.

     

    Quellen (nach Angaben von):

    Notfallmedizin für Hund und Katze - Hitzschlag.  Sigrist N, Hrsg. 1. Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2017. doi:10.1055/b-004-129977.

    Hitzschlag – eine saisonale Herausforderung. kleintier konkret 2017; 20(02): 23 - 31. DOI: 10.1055/s-0043-104108.