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Der Weg zum IdealgewichtAdipositas beim Hund: Tipps zur Rationsgestaltung

Prävention ist die wichtigste Maßnahme, um Adipositas und deren gesundheitliche Folgen zu vermeiden. Besonders wichtig ist es daher, die Besitzer frühzeitig für das Thema Übergewicht zu sensibilisieren. Lesen Sie im Artikel, wie Sie mit Aufklärung und einer optimalen Rationsgestaltung die Compliance erhöhen.

Quelle: Medizinische Kleintierklinik der LMU

Inhalt

Was sind die Ursachen für Übergewicht?
Klären Sie den Besitzer über die gesundheitlichen Folgen auf
Empfehlenswerte Diätrichtlinien
Welche flankierenden Maßnahmen sind empfehlenswert?
Überprüfen Sie regelmäßig den Erfolg
Fazit

Übergewicht ist ein Problem, das inzwischen einen großen Anteil der bei uns gehaltenen Hunde betrifft. Wenn das Körpergewicht das Idealgewicht um 5 – 20% übersteigt, spricht man von Übergewicht. Adipositas (Fettleibigkeit) ist definiert als ein Körpergewicht, das 20% und mehr über dem Idealgewicht liegt. Je nach Literaturstelle sind bis zu 60% der in Deutschland gehaltenen Hunde von Übergewicht und Adipositas betroffen.

Die Folgen für die Tiere sind vielfältig. Sie sind nicht nur durch die erhöhte Körpermasse selbst, sondern auch dem Fakt geschuldet, dass weißes Fett nicht – wie früher angenommen – ein weitgehend inaktives Gewebe zur Energiespeicherung ist. Vielmehr ist es endokrinologisch ein sehr aktives Gewebe, das zahlreiche für den Körper nachteilige Substanzen produziert, z. B. Akute-Phase-Proteine und den Tumornekrosefaktor-α.


Die Folgen sind oft ähnlich wie beim Menschen:

  • Osteoarthrosen
  • Diabetes mellitus
  • Harnsteine
  • Herz-Kreislauf-Probleme
  • vermutlich auch bestimmte Arten von Tumoren
     

Auch das Narkose- und Operationsrisiko ist bei adipösen Hunden erhöht. Die Lebensqualität betroffener Tiere ist vermindert und die Lebenserwartung signifikant kürzer. In einer Studie wurde sogar eine um bis zu 2,5 (!) Jahre verkürzte Lebenserwartung, insbesondere bei kleineren Hunden im Vergleich zu idealgewichtigen Artgenossen der gleichen Rassezugehörigkeit festgestellt.
Insofern wird Hunden, die lebenslang bei ihrem Idealgewicht gehalten werden und solchen, die wieder ihr Idealgewicht erreichen, Lebensqualität und Lebenszeit geschenkt.
 

Was sind die Ursachen für Übergewicht?

Generell führt eine Energieaufnahme, die höher liegt als der Energieverbrauch des jeweiligen Tieres, zu einer Zunahme des Körpergewichts durch Speicherung in Form von weißem Fettgewebe. Bei Hunden zeigen bestimmte Rassen, z. B. Golden Retriever und Labrador Retriever, genetisch bedingt eine übermäßige Futteraufnahme, jedoch sind auch Rassen wie Beagle, Mops, Dackel u. a. überdurchschnittlich häufig betroffen.

Kastration und zunehmendes Alter sind auch Faktoren, die Übergewicht begünstigen. In manchen Fällen ist Übergewicht auch durch zugrunde liegende Gesundheitsprobleme bedingt, z. B. endokrine Erkrankungen (z. B. Hyperadrenokortizismus oder Hypothyreose) sowie Krankheiten, die mit einer Einschränkung und Reduktion der körperlichen Aktivität einhergehen wie Osteoarthrose, Atemwegserkrankungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Durch Verabreichung bestimmter Medikamente wie Kortikosteroide und Antiepileptika kann es iatrogen bedingt zu einem signifikant reduzierten Energieverbrauch mit Adipositas als Folge kommen.
 

Besitzer schätzen den BCS oft zu niedrig ein

Ein etabliertes System stellt der sogenannte Body Condition Score (BCS) dar. Es kann das System von 1 (hochgradig kachektisch) bis 5 (hochgradig adipös) verwendet werden, jedoch ist bei Hunden und Katzen das System von 1 – 9 gebräuchlicher, da es genauer ist.
 

Ein BSC von …

  • 5/9 (bei vielen Windhund- und Jagdhundrassen auch 4/9) bedeutet Idealgewicht: Eine Taille ist hinter den Rippen von oben erkennbar, von der Seite ist eine eingezogene Bauchlinie sichtbar, und die Rippen sind unter einer geringgradigen Fettschicht gut zu ertasten.
     
  • ≥ 6 bedeutet Übergewicht und ab 7 Adipositas: Dabei entspricht jeder Level > 5 etwa 10% Übergewicht, d. h. ein Hund mit einem Body Condition Score von 8 weist 30% Übergewicht auf. Das bedeutet bei einem Hund mit BSC8 mit einem Körpergewicht von 42 kg, dass er ca. 12,6 kg abnehmen muss, um wieder Idealgewicht (29 – 30 kg) zu erreichen.

 

Einige Futtermittelfirmen haben Poster mit dem Body Condition Score verfügbar, die man im Sprechzimmer aufhängen kann. Anhand eines solchen Posters lässt sich sehr anschaulich und objektiv im Besitzergespräch das Übergewicht des Tieres erklären.

Bei langhaarigen Hunden kann die rein optische Beurteilung oft schwierig bis unmöglich sein, sodass man auf jeden Fall den Körper des Hundes abtasten sollte. Sehr anschaulich ist ein haptisches Modell, das von einer Futtermittelfirma auf den Markt gebracht wurde, um Besitzer die Fettschicht auf den Rippen ihres Hundes ertasten zu lassen.
Alternativ bietet sich ein braver idealgewichtiger Hund eines Praxismitarbeiters an, um Hundebesitzer die ideale Figur zu zeigen und ertasten zu lassen. Die meisten Besitzer schätzen nach eigenen Erfahrungen und laut wissenschaftlicher Studien den Body Condition Score ihres Hundes in der Regel 1 – 2 Stufen zu niedrig ein. Daher ist es entscheidend, Hundebesitzer für dieses Thema zu sensibilisieren.

Die University of Tennessee hat den sog. Körperfettindex (KFI) erstellt, um Übergewicht zu klassifizieren und anhand von Tabellen das Idealgewicht festzulegen.
 

Klären Sie den Besitzer über die gesundheitlichen Folgen auf

Wird bei einem Hund in der Praxis oder Klinik Übergewicht diagnostiziert, sollte dieses auf jeden Fall thematisiert werden. Vielen Besitzern ist bekannt, dass Übergewicht einen negativen Einfluss auf die Gesundheit hat. Dennoch kann es sich für Tierärzte schwierig gestalten, die Tierhalter auf das Übergewicht ihrer Hunde anzusprechen und sie von einer Reduktionsdiät zu überzeugen. In den seltensten Fällen suchen Hundebesitzer eine Praxis wegen der Therapie von Adipositas auf, vielmehr sind es Routinemaßnahmen wie Impfungen oder akute/chronische Erkrankungen, die sie in die Praxis führen. Zudem wird Adipositas von der Mehrzahl der Besitzer nicht als ernstzunehmendes Gesundheitsproblem aufgefasst.

Tierärzte sprechen das Thema nicht gerne an. Sie befürchten oftmals, dass ihre Kunden die Diagnose „Übergewicht“ bei ihren Tieren negativ auffassen könnten und das Vertrauensverhältnis zwischen ihnen dadurch beschädigt wird. Im Gegensatz dazu erwarten die meisten Besitzer jedoch von ihrem Tierarzt eine Aufklärung über den gesundheitlichen Zustand ihres Haustiers.
 

MERKE

Eine gute und sachliche Kommunikation ist essenziell, um eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Tierarzt und Besitzer zu wahren.

 

Die Gesprächsführung muss einfühlsam gestaltet und dem Besitzer dürfen keinesfalls Vorwürfe gemacht werden. Oftmals ist auch die Überweisung an einen auf Tierernährung spezialisierten Kollegen eine gute Lösung.

Bevor es ans Abnehmen geht …

Extrem wichtig ist die Compliance des Besitzers und evtl. weiterer Personen, die den Hund füttern. Erst wenn die Einsicht und der Wille da sind, eine Reduktionsdiät durchzuführen, wird es zum Abnehmerfolg kommen. Eine ausführliche Fütterungsanamnese hilft, die Kalorienfallen zu identifizieren. Hundebesitzer sehen meist nur das Futter, das im Napf landet, als Futter im engeren Sinne an.
Bei einem großen Teil der Hunde wird in etwa die Menge an Futter, die den Tagesbedarf an Energie deckt, in den Napf gegeben. Es wird aber nicht berücksichtigt, was der Hund zusätzlich an Energie in Form von Leckerlies, Resten vom Tisch, Kauartikeln, Hilfsmitteln zur Medikamenteneingabe wie Leberwurst oder Öl für ein glänzendes Fell erhält. Insofern muss alles erfragt werden, „was durchs Maul geht“.

Ideal ist eine computergestützte Rationsüberprüfung, mithilfe derer der Besitzer die täglich aufgenommene Energie anhand der errechneten Kalorienanzahl erkennen kann. Gerade bei kleinen Hunden decken allein die als Leckerlies und Snacks verabreichten Futtermittel bereits oft einen Großteil des täglichen Energiebedarfs.
 

Empfehlenswerte Diätrichtlinien

Der Hauptfaktor für ein gesundes Abnehmen besteht in einer bedarfsgerechten Reduktionsdiät. Dafür sollen dem Tier 60% der Energie, die es bei Idealgewicht benötigen würde, zugeführt werden. Damit soll dann optimalerweise eine Gewichtsreduktion von 1% des Körpergewichts pro Woche erfolgen. In praxi werden damit Gewichtsabnahmen von 0,5 – 2% pro Woche gesehen.

Es gibt Futtermittelrechner im Internet, mit denen man kostenlos die Energiezufuhr mit einem bestimmten Futter anhand der Deklaration auf der Verpackung mit der Angabe von Feuchte, Rohprotein, Rohasche, Rohfett, Rohfaser und NfE (N-freie Extraktstoffe) selber berechnen kann.
 

MERKE

Im Idealfall sollte die Reduktionsdiät mindestens das Volumen der bisherigen Ration aufweisen.

 

Die meisten Hunde reagieren auf signifikant verminderte Futtermengen mit …

  • vermehrtem Bettelverhalten
  • permanenter Suche nach zusätzlichem Futter
  • vermehrter Aufnahme von fressbarem Material, inklusive Kot bei der Gassirunde

Durch solche negativen Verhaltensweisen sinkt die Bereitschaft des Tierbesitzers, sich strikt an die angeordnete Reduktionsdiät zu halten. Dies ist die Hauptursache des Scheiterns von Gewichtsreduktionsprogrammen.

Zudem kann es, wenn das bisherige Futter oder ein anderes Alleinfutter für erwachsene Hunde nur in einer Menge von ca. 50% der üblichen Ration verfüttert wird, zu einer Unterversorgung mit Nährstoffen, insbesondere von Protein und Kalzium kommen, da der Hund dann ja auch nur 50% der Nährstoffe erhält.

 

MERKE

Eine Reduktionsdiät sollte viel Protein und Rohfaser und nur mäßige Gehalte an Fett und Kohlenhydraten aufweisen.

 

Ein hoher Proteinanteil dient dem Erhalt der Muskulatur und der guten Akzeptanz. Rohfaser kann in Form von Gemüse und/oder Zellulosepulver verabreicht werden. Es erhöht das Volumen und senkt die Verdaulichkeit der Ration. Eine geringe Fettzufuhr ist wegen des Bedarfs an essenziellen ungesättigten Fettsäuren erforderlich, vorzugsweise in Form von Fischöl, das einen hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren aufweist.

Leckerlies werden gerade von Hundebesitzern mit übergewichtigen Hunden meist als essenziell angesehen, daher sollten kalorienarme Leckerlies auf jeden Fall in die Ration miteinbezogen werden. Viele Hunde, z. B. fast alle Labrador Retriever, akzeptieren durchaus auch ein Stück Möhre als Belohnung. Falls Gemüse nicht akzeptiert wird, sind spezielle kalorienarme Leckerlies auch im Handel erhältlich.

 

Prüfen Sie kommerzielle Reduktionsdiäten mittels computergestützter Rationsberechnung

Unserer Erfahrung nach bevorzugen die meisten Besitzer übergewichtiger Hunde kommerzielle Reduktionsdiäten, da sie in der Handhabung einfach sind. Die benötigte Menge kann meist der Deklaration entnommen werden. Sicherer ist es jedoch, eine Rationsberechnung durchzuführen, da die Besitzer auch gerne Leckerlies und Snacks verfüttern wollen und die Menge des „Hauptfutters“ dann reduziert werden muss. Das Futter sollte exakt abgewogen werden – die üblichen Messbecher sind dazu viel zu ungenau.

Aufgrund des größeren Volumens ist Nassfutter meistens besser für eine Reduktionsdiät geeignet als Trockenfutter. Außerdem lässt sich Feuchtfutter leichter Zellulosepulver beimischen. Wenn Trockenfutter gegeben werden soll, kann dieses als Leckerli aus der Hand gegeben werden oder der Hund muss sich mittels Futterball das Futter erarbeiten.

Kommerzielle Reduktionsdiäten, oftmals mit dem Zusatz „light“, sind jeweils die energieärmste Sorte innerhalb einer Marke. Es lohnt sich, die verschiedenen Sorten auch per computergestützter Rationsberechnung zu vergleichen, da manche kommerzielle Lightfutter kalorienreicher sind als das „normale“ Futter einer anderen Marke.

 

Energiezufuhr pro Tag bei übergewichtigen Hunden bezogen auf das Idealgewicht, das erreicht werden soll.

Idealgewicht

MJ ME

kcal

5

0,8

191

10

1,3

321

15

1,8

434

20

2,3

539

25

2,7

637

30

3,1

731

35

3,5

820

40

3,8

907

45

4,2

990

50

4,5

1072


Selberkochen ist ideal

Die Ration selber zu kochen, ist gerade für Hunde, die zusätzlich an einer anderen Krankheit leiden, ideal und beinhaltet kein Infektionsrisiko. Die Ration kann so individuell exakt auf den Patienten zugeschnitten werden. Diese Methode ist leider aufwändig, aber ideal für Personen mit ausreichend Zeit und zeigt gute Erfolge. Ideale Fleischsorten sind Huhn oder Pute und fettarmer Fisch, da sie eiweißreich und kalorienarm sind. Zudem bieten sich größere Anteile an Gemüse an, sofern der Hund dies akzeptiert. Daneben werden eine kleine Menge an kohlenhydrathaltigen Futtermitteln wie Reis, Nudeln oder Kartoffeln sowie kleine Mengen eines an ungesättigten Fettsäuren reichen Öls, insbesondere Fisch- oder Leinöl gegeben. Die Zugabe eines Vitamin-Mineralstoff-Gemischs ist auf jeden Fall erforderlich, damit die Ration bedarfsdeckend bezüglich aller Nährstoffe ist.
 

Klären Sie Besitzer über das Pro & Kontra des Barfens auf

Gebarfte Hunde sind nach eigenen Beobachtungen relativ selten übergewichtig. Prinzipiell kann eine BARF-Ration auch als Reduktionsdiät eingesetzt werden, da der Kohlenhydratgehalt in BARF-Rationen üblicherweise gering ist und im Falle einer Reduktionsdiät auch der Fettgehalt gering gehalten werden sollte, was bei der Auswahl des Fleisches zu beachten ist. Auch hier eignet sich Huhn und Pute sowie mageres Rindfleisch gut. Fisch sollte vermieden werden, da roher Fisch Thiaminase enthält und zu einem Thiaminmangel führen kann. Kalzium und Phosphor können über die Fütterung von Knochen oder – falls Knochen nicht verfüttert werden sollen – über eine Vitamin-Mineralstoff-Mischung gegeben werden.

Die Tierbesitzer sind über das Infektionsrisiko für Hund und Mensch aufzuklären. In Deutschland häufig nachzuweisen sind in BARF-Paketen Listeria monocytogenes und Salmonellen, die vom Hund auch über den Kot ausgeschieden werden. Auch bei BARF-Rationen sollte stets eine Rationsberechnung durchgeführt werden, um Nährstoffimbalancen zu vermeiden.
 

Die Kombination verschiedener Futtermittel überprüfen

Sobald kommerzielles Alleinfutter zu mehr als ca. 10% mit anderen Futtermitteln verschnitten wird, sollte ebenfalls eine Rationsberechnung erfolgen. Zahlreiche Besitzer wünschen eine Mahlzeit in Form von kommerziellem Nass- oder Trockenfutter und eine selbst zusammengestellte Mahlzeit am Tag, die dann roh oder gekocht verabreicht wird.
 

Welche flankierenden Maßnahmen sind empfehlenswert?

Zur Ergänzung der Reduktionsdiät können noch flankierende Maßnahmen empfohlen werden, um den Erfolg der Diät zu sichern und das Abnehmen zu unterstützen.
 

Anteil an Rohfaser erhöhen

Futterzellulose ist ein weißes geschmackloses Pulver, das Wasser bis zum 20-Fachen seines Gewichts binden kann. Zellulose ist der Hauptbestandteil pflanzlicher Zellwände und wird aus Pflanzenfasern gewonnen. Man beginnt mit einer kleinen Menge (Messerspitze) pro Tag und steigert die Menge über 2 – 3 Wochen auf die Zielmenge (maximal 1 g/kg Körpergewicht), damit die Darmflora sich an den erhöhten Rohfasergehalt gewöhnen kann. So kann das Volumen der Ration deutlich gesteigert werden, und gleichzeitig wird die Verdaulichkeit der Ration herabgesetzt. Der Besitzer ist darüber zu informieren, dass das Kotvolumen deutlich größer wird, da Zellulose für einen Hund praktisch unverdaulich ist.
 

Bewegung

Der Energieverbrauch durch Bewegung wird oft überschätzt. Ein gewisser Muskelaufbau ist trotzdem sinnvoll, da Muskulatur im Gegensatz zu Fettgewebe deutlich mehr Energie verbraucht. Zudem wird der Hund durch mehr Beschäftigung von Bettelverhalten und anderen unerwünschten Verhaltensweisen abgelenkt. Je nach Alter, Typ und Charakter des Hundes bieten sich z. B. häufigere und längere Spaziergänge, Animation zum Spielen sowie Schwimmen lassen an, um den Energieverbrauch zu steigern.
 

Futterbälle

Wenn Trockenfutter gegeben werden soll, kann es sinnvoll sein, die Kibbles in einem passenden Futterball zu verabreichen. Die Hunde sind dann längere Zeit beschäftigt, den Ball durch die Gegend zu rollen und sammeln die Trockenfutterteile einzeln ein, statt sie in kürzester Zeit aus dem Napf aufzunehmen.
 

Anti-Schling-Napf

Auch ein sogenannter Anti-Schling-Napf verlängert die Futteraufnahmezeit, kann aber bei manchen Hunden zu Frustration und Futterverweigerung führen.
 

Trockenfutteranteil als Leckerli verwenden

Die tägliche Menge an Trockenfutter (vorzugsweise kalorienreduziert) kann auch als Belohnung eingesetzt werden und aus der Hand gegeben werden, sodass nicht auf kalorienreiche Leckerlis zurückgegriffen werden muss.
 

Kaustäbe

Statt energiereicher Kaustreifen aus Rinderhaut oder getrockneten Innereien können sog. Kaustäbe aus Kaffeeholz gegeben werden, die im Gegensatz zu Kauwurzeln nicht splittern sollen. Um die Stäbe attraktiver zu machen, können sie einen Tag zusammen mit Schinkenspeck in einen Plastikbeutel gelegt werden, damit die Kaustäbe den Geruch annehmen.
 

Vermeiden zusätzlicher Futteraufnahme

Für den Hund leicht zugängliche potenzielle Futterquellen wie Mülltonnen und Komposthaufen sollten entsprechend gesichert sein. Tischreste sollten auf keinen Fall gegeben werden. Falls der Hund regelmäßig beim Gassigehen Futter aufnimmt, sollte die Verwendung eines sog. Giftköderschutzes in Betracht gezogen werden.
 

Überprüfen Sie regelmäßig den Erfolg

Follow-ups, bei denen das Tier gewogen und der Abnehmerfolg überprüft wird, sind regelmäßig alle 4 – 6 Wochen empfehlenswert. Mithilfe regelmäßiger Gewichtskontrollen kann ein Gewichtsverlauf auch grafisch dargestellt werden. Auch mittels Fotos kann man die Veränderungen gut dokumentieren. Wenn der Hund erfolgreich Gewicht reduziert hat, sollte dies auch entsprechend gewürdigt werden, um den Besitzer weiter zu motivieren, die Reduktionsdiät durchzuhalten.
 

Sobald das Idealgewicht erreicht wird, was bei ausgeprägter Adipositas durchaus 7 – 8 Monate in Anspruch nehmen kann, sollte eine Ration zur Gewichtskonstanz errechnet werden. Wichtig ist auch, dass die Besitzer nicht wieder in alte Gewohnheiten verfallen, sodass der Hund dann schnell wieder zunimmt.
 

TAKE HOME

Eine bedarfsgerechte Reduktionsdiät sollte …

  • 60% der Energie enthalten, die bei Idealgewicht benötigt wird (Gewichtsreduktion von 1% des Körpergewichts pro Woche),
  • mindestens das Volumen der bisherigen Ration aufweisen und
  • viel Protein und Rohfaser, aber nur mäßige Fett- und Kohlenhydratgehalte aufweisen.
     

Hauptursache des Scheiterns einer Reduktionsdiät:

  • signifikant verminderte Futtermengen
  • vermehrtes Bettelverhalten
  • permanente Suche nach zusätzlichem Futter
  • vermehrte Aufnahme von fressbarem Material und Kot
     

Empfehlen Sie:

  • kalorienarme Leckerlies oder Gemüse als Snack
  • flankierende Maßnahmen:
    • erhöhter Rohfaseranteil
    • Bewegung
    • Futterbälle
    • Anti-Schling-Napf
    • Trockenfutteranteil als Leckerli
    • Kaustäbe
    • vermeiden zusätzlicher Futteraufnahme
  • alle 4 – 6 Wochen Gewichtskontrollen in der Praxis

 

Sensibilisieren Sie den Besitzer frühzeitig

Die wichtigste Maßnahme im Kampf gegen das Übergewicht ist die Prävention. Bereits die Gewichtsentwicklung junger Hunde im 1. Lebensjahr sollte anhand einer Wachstumskurve überprüft werden. Bei jedem Tierarztbesuch muss das Tier gewogen und der Ernährungszustand mithilfe des Body-Condition-Score-Systems beurteilt und vermerkt werden. Bei einer Gewichtszunahme sollte der Besitzer darauf hingewiesen werden. Diese Maßnahmen können helfen, den Tierbesitzer schon frühzeitig für das Thema Übergewicht zu sensibilisieren.

Nach einer Kastration sinkt der Energiebedarf signifikant ab. Wird ein Hund hormonell oder chirurgisch kastriert, sollten die Besitzer daher unbedingt darauf hingewiesen werden, dass die Futterration ab sofort um ca. 20% abgesenkt werden muss oder auf ein Futter für kastrierte Hunde umgestiegen werden sollte, um eine Gewichtszunahme zu vermeiden. Füttern die Besitzer wie bisher, nimmt der Hund unweigerlich zu.

 

Fazit

Eine Bestimmung des Body Condition Scores gehört bei jedem Patienten zur Allgemeinuntersuchung. Wird dabei Übergewicht festgestellt, liegt es in der Verantwortung des Tierarztes, diesen Befund auch gegenüber dem Tierbesitzer zu thematisieren und eine Reduktionsdiät in eigener Praxis zu veranlassen oder den Patienten an einen entsprechend spezialisierten Kollegen zu überweisen. Durch Erreichen des Idealgewichts erfolgt eine Verbesserung der Lebensqualität und der Lebensdauer des Tieres.

 

Literatur bei den Autoren.

Priv.-Doz. Dr. med. vet. Petra Kölle ist Fachtierärztin mit der Zusatzbezeichnung Ernährungsberatung (Kleintiere) und arbeitet in der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München.

Der OriginalartikelDer Weg zum Idealgewicht – Tipps zur Rationsgestaltung übergewichtiger Hundeerschien in der Kleintier konkret 4/2021.

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