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SchlittenhunderennenWelche Hunde sich für diese Sportart eignen und warum

Nicht alle Rassen eignen sich für den Schlittenhundesport. Wir erklären Ihnen im Artikel, welche körperlichen und sozialen Besonderheiten Schlittenhunde ausmachen und was es mit den Schlittenhunderennen auf sich hat!

Mabelle Photography/stock.adobe.com

Inhalt

Geschichte und Herkunft der Schlittenhunde
Die Sportart: Schlittenhunderennen
Für den Schlittenhundesport bevorzugte Rassen
Klassische Schlittenhunderassen: groß mit dichter Unterwolle
Gangart von Schlittenhunden ist anders
Effiziente Energiegewinnung bei modernen Schlittenhunderassen
Atmung für Sauerstoffzufuhr und Wärme
Schlittenhunde müssen im Team funktionieren - körperlich und sozial

Geschichte und Herkunft der Schlittenhunde

Schlittenhunde gehören neben den Windhunden zu den ältesten Hundetypen überhaupt und haben sich wie diese in Anpassung an ihre spezielle Arbeitsaufgabe entwickelt. Die Vorfahren der heutigen Schlittenhunde wurden in nördlichen Regionen, in denen über weite Teile des Jahres Schnee liegt, von indigenen Völkern domestiziert. Nordische Hunderassen wie Huskies oder Malamutes stellen den ursprünglichen Schlittenhundtyp dar.

Außer für das Ziehen von Lasten wurden sie vielfach auch als Jagdbegleiter eingesetzt und waren somit für die Menschen, die in diesen unwirtlichen Regionen lebten, überlebenswichtig. Schlittenhunde werden daher zum Teil auch als Nordische Hunde, Hunde vom Urtyp oder Nordische Spitze bezeichnet.

In neuerer Zeit leisteten Schlittenhunde außerdem einen wichtigen Beitrag zur Erkundung der Polarregionen und wurden auf Expeditionen zum Nord- und Südpol eingesetzt, wo sie Pferden als Zugtiere weit überlegen waren. Auch während des Goldrausches am Klondyke in Alaska wurden sie zur Erschließung schwer zugänglicher Regionen eingesetzt.

1925 gingen Schlittenhundgespanne in die Geschichte ein, als der Bevölkerung von Nome (Alaska) eine Diphterie-Epidemie drohte: Das lebensnotwendige Serum wurde von Anchorage zunächst über 680 km mit der einzigen Bahnlinie nach Nenana transportiert und dort einer Staffel von 20 Mushern mit ihren Hunden übergeben, die es innerhalb von fünf Tagen über 1090 km weit nach Nome transportierten und so einen Großteil der Bevölkerung vor dem Tod retten konnten.

Seit 1973 wird nun im Gedenken an diese Leistung das Iditarod-Rennen von Anchorage nach Nome abgehalten, bei dem jedes Jahr etwa 50 Gespanne an den Start über die gesamte Strecke gehen. Der bisherige Rekord über die insgesamt 1850 km lange Strecke liegt bei 8 Tagen und 13 h.


Die Sportart: Schlittenhunderennen

Schlittenhunderennen werden über kurze Distanzen als sog. Sprintrennen und über lange Strecken als Distanzrennen veranstaltet. Kurzstreckenrennen werden meist durch die jeweiligen nationalen Verbände organisiert, während Langstreckenrennen in der Regel als internationale Wettbewerbe ausgetragen werden.

In Europa werden vor allem Sprintrennen ausgetragen, die als Wagenrennen über Distanzen von 5–7 km oder als Schlittenrennen bei Schnee über Distanzen von 10–20 km gehen. Da Distanzrennen nur als Schnee- bzw. Schlittenrennen ausgerichtet werden, finden diese vor allem in Alaska und Nordeuropa statt. Hier gibt es Ein- und Mehrtagesrennen, bei denen in der Regel Strecken von mindestens 40–50 km pro Tag zurückgelegt werden.
 

Da in Europa die Witterung für Schneerennen häufig zu warm ist, werden hier vor allem Sprintrennen als Wagenrennen über kurze Distanzen ausgetragen. In unseren Breitengraden stellen vor allem in den wärmeren Monaten daher eher Dehydration und Überhitzung ernst zu nehmende Gesundheitsrisiken für die Hunde dar.



Für den Schlittenhundesport bevorzugte Rassen

Zu den klassischen Schlittenhunderassen gehören der Alaskan Malamut, der sich auf dem nordamerikanischen Kontinent entwickelte, der Grönlandhund sowie der Samojede und der Siberian Husky, welche im Norden des eurasischen Kontinents entstanden sind. Alle diese Rassen sind von der FCI anerkannt.

Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden dann auf der Basis von importierten Siberian Huskys die modernen Schlittenhundtypen, die vor allem im Hinblick auf den Schlittenhundrennsport gezüchtet wurden: In den USA entwickelte sich durch Einkreuzungen von Jagd- und Windhunden der Alaskan Husky; in Europa entstanden durch Einkreuzungen von Pointer und Deutsch Kurzhaar der Norwegian Hound und der Europäische Schlittenhund.

Alle diese neueren Typen wurden ausschließlich für die Arbeitsleistung als Schlittenhunde gezüchtet, dabei spielte das äußere Erscheinungsbild keine Rolle. Daher existiert für diese Hunde kein Rassestandard und sie sind bisher auch nicht durch die FCI anerkannt.

Für den Schlittenhundesport eignen sich neben den klassischen und modernen Schlittenhunderassen natürlich vor allem Laufhundtypen. Klein- und Zwerghunde sowie chondrodystrophische und brachyzephale Hunde eignen sich nicht. Auf Wettkämpfen darf mit Hunden aller Rassen sowie mit Mischlingen gestartet werden. Die Wertung erfolgt bei Sprintrennen in unterschiedlichen Klassen für FCI-anerkannte Schlittenhunde einerseits und Hunde sonstiger Rassen und Mischlinge andererseits.


Klassische Schlittenhunderassen: groß mit dichter Unterwolle

Die klassischen Schlittenhunderassen haben sich in Anpassung an das arktische Klima entwickelt. Dies spiegelt sich einerseits im Hinblick auf die Felltextur mit dichter Unterwolle und festem Deckhaar wider, zeigt sich aber auch in ihrer Größe bzw. in ihrem Verhältnis von Größe zu Körpergewicht: Größere und schwerere Hunde können die Körpertemperatur bei kalten Außentemperaturen besser halten, da sie eine relativ kleinere Körperoberfläche besitzen, über die sie Wärme abgeben.

Diese Faktoren spielen vor allem bei den Langstreckenrennen auf Schnee auch heute noch eine Rolle, während sie bei Sprintrennen nur von untergeordneter Bedeutung sind und man hier vielfach auch leichtere Hundetypen mit kurzem Fell antrifft.


Gangart von Schlittenhunden ist anders

Schlitten- und Zughunde zeigen außerdem Besonderheiten im Hinblick auf ihre Gangarten, die sich in Anpassung an die Zugarbeit entwickelt haben:

Während der Schritt bei allen Hunden dadurch gekennzeichnet ist, dass immer ein oder mehrere Beine am Boden sind, ist dies bei Schlittenhunden auch im Trab und im Galopp der Fall. Im Trab fehlen hier die Schwebephasen zwischen dem Auffußen der diagonalen Beinpaare und auch im Galopp fehlen die Schwebephasen, die zwischen dem Auffußen der Vorder- und Hinterbeine beispielsweise im Renngalopp des Windhundes vorkommen, sodass sich für den (Links-)Galopp der Schlittenhunde folgende Schrittfolge ergibt: hinten rechts – hinten links – vorne rechts – vorne links (vgl. Windhund im Renngalopp: hinten rechts – hinten links – pfeilförmige Schwebephase – vorne rechts – vorne links – kugelförmige Schwebephase).

Dieser spezielle Galopp der Schlittenhunde wird im englischen Sprachgebrauch als „lope“ bezeichnet. Alle Gangarten ohne Schwebephasen zeichnen sich durch eine größere Stabilität und bei Zughundsportarten auch durch eine höhere Effizienz aus: Bei der Arbeit im Geschirr vor allem bei seitlicher Anspannung würde der Hund bei jeder Schwebephase durch die Zugleine zurück- bzw. zur Seite gezogen und die Zugarbeit wäre wesentlich weniger effektiv.


Effiziente Energiegewinnung bei modernen Schlittenhunderassen

Darüber hinaus zeichnen sich die klassischen, vor allem aber auch die modernen Schlittenhunderassen durch Anpassungserscheinungen an extreme Ausdauerleistungen aus: Sie sind in der Lage, auch bei hohem Energiebedarf diese hauptsächlich über aerobe Stoffwechselvorgänge zu gewinnen, sodass es nur zu einer relativ geringen Laktatbildung und Ansäuerung im Muskel kommt.

Dabei spielt vor allem die Energiegewinnung über die Verbrennung von Fettsäuren eine wichtige Rolle; dies muss bei der Fütterung unbedingt berücksichtigt werden. Schlittenhunde laufen bei Distanzen von bis zu 50 km mit durchschnittlich 30–35 km/h und bei Distanzen von 100 km und mehr immerhin noch mit bis zu 25 km/h. Bei mehrtägigen Rennen mit einer Gesamtlänge von mehr als 1000 km können sie immer noch bis zu 240 km/d an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen zurücklegen.
 

Nach solchen langen Rennen sinken jedoch vor allem die roten Blutwerte wie Hämoglobin, Hämatokrit und die Anzahl der Erythrozyten signifikant ab und es müssen ausreichend lange Regenerationszeiten vor der nächsten Ausdauerbelastung eingehalten werden.



Atmung für Sauerstoffzufuhr und Wärme

Im Hinblick auf die Ausdauerleistung kommt auch der Atmung auf zweierlei Weise eine besondere Bedeutung zu: So ist sie einerseits Voraussetzung für die Versorgung der Muskulatur mit Sauerstoff, und der Transport der Atemluft durch die oberen und unteren Luftwege, der Gasaustausch in der Lunge selber, die Pumpleistung des Herzens und die Durchblutung der Muskulatur müssen optimal funktionieren und aufeinander abgestimmt sein.

Andererseits entsteht durch die fortgesetzte Muskelarbeit bei Ausdauerleistung Wärme und die gezielte Wärmeabgabe beim Hund erfolgt fast ausschließlich als sog. Totraumventilation beim Hecheln. Dieser Effekt ist abhängig von der Feuchtigkeit der Schleimhäute, sodass Dehydration die Wärmeabgabe erschwert.


Schlittenhunde müssen im Team funktionieren - körperlich und sozial

Innerhalb einzelner Teams spielt außerdem die Anpassung an die Zugarbeit im Gespann eine entscheidende Rolle: Schlittenhunde, die im Team arbeiten, müssen nicht nur über gute soziale Eigenschaften verfügen, sondern sollten sich im Hinblick auf ihren Körperbau, ihre Körpergröße und ihr Gewicht möglichst ähnlich sein, um im Team möglichst effektiv Zugarbeit leisten zu können.

Dies gilt insbesondere immer für die zwei Hunde, die paarweise nebeneinander angespannt werden. Optimalerweise sollte dabei auch noch der Hund, der links der Zugleine angespannt ist, bevorzugt im Linksgalopp laufen („Linksfüßler“) und der Hund rechts der Zugleine im Rechtsgalopp („Rechtsfüßler“).

Als Leader oder Leithund(e) bezeichnet man den oder die vordersten Hunde im Gespann, sie zeichnen sich durch ihre mentale Stärke und die Kooperationsbereitschaft mit dem Musher aus, da sie das Gespann über die Strecke führen und die Kommandos des Mushers umsetzen müssen.

Der Begriff Wheeler meint demgegenüber die Hunde, die direkt vor dem Schlitten oder Wagen (englisch „wheel“: Rad) laufen. Hier eignen sich vor allem körperlich starke Hunde, die das Gefährt in Bewegung setzen. Alle übrigen Hunde des Gespanns werden als Swinger bezeichnet.

 

Dr. Silke Meermann ist Tierärztin mit der Zusatzbezeichnung Physiotherapie und Rehabilitation bei Kleintieren, Autorin und Dozentin. Sie ist Inhaberin der Tierarztpraxis am Schlagbaum in Bergkamen.

Christiane Gräff ist Human- und Tierphysiotherapeutin, Osteopathin sowie Heilpraktikerin. Sie leitet seit 2007 das Fortbildungszentrum für Tierphysiotherapie (FBZ-vet) und bietet mit Fit for Vet's Physiotherapie und Osteopathie für Kleintiere an. 

Ihr Originalkapitel „Schlittenhunderennen“ stammt aus ihrem Titel "Sportphysiotherapie für Hunde".