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InfektionskrankheitenDiagnose der Leptospirose beim Hund

Der klinische Verlauf der Leptospirose ist variabel. Eine schnelle Diagnose ist aufgrund des Zoonosepotenzials und für die Therapiewahl essenziell. Aber worauf ist bei der Diagnostik zu achten?

Laboklin

Bedeutung der Leptospirose

Die Leptospirose ist die weltweit am weitesten verbreitete zoonotische Infektionskrankheit. Leptospiren sind spiralförmig gewundene Bakterien aus der Gruppe der Spirochäten. Es sind > 260 pathogene Serovare bekannt, welche aufgrund ihrer antigenetischen Verwandtschaft 25 Serogruppen zugeordnet werden können. Unterschiedliche Serovare sind an verschiedene Wirtstiere adaptiert und stehen mit unterschiedlichen Krankheitsbildern in Verbindung.

Serogruppe                               

Serovare                                                       

Australis

Australis, Bratislava, München

Autumnalis

Autumnalis, Bim

Canicola

Canicola

Grippotyphosa

Grippotyphosa, Vanderhoedoni

Icterohaemorrhagiae

Copenhageni, Icterohaemorrhagiae

Pomona

Pomona

Sejroe

Sejroe, Saxkoebing

 

Die canine Leptospirose hat viele Gesichter

Auch wenn klinisch apparente Infektionen beim Hund meist mit akutem Nierenschaden und/oder Beteiligung der Leber im Zusammenhang stehen, kann eine Leptospirose sehr variabel verlaufen. In Abhängigkeit von der Pathogenität des infizierenden Serovars, der Infektionsdosis sowie der individuellen Immunantwort des betroffenen Tieres sind subklinische bis schwere, teilweise perakute Verläufe möglich. Die Inkubationszeit beträgt etwa 7 Tage. Zu den häufigsten Symptomen der Leptospirose zählen:

  • Lethargie
  • Fieber
  • Anorexie
  • Erbrechen
  • Dehydratation
  • Ikterus
  • Oligurie bis hin zu Anurie
Symptome der Leptospirose nach Organsystem

Je nachdem, welches Organsystem von der Leptospirose betroffen ist, können Leber- und/oder Nierenwerte erhöht sein. Hämatologisch liegen meist eine Leukozytose mit Linksverschiebung, eine Thrombozytopenie sowie eine milde bis moderate Anämie vor. In der Harnuntersuchung können eine Proteinurie, ggf. auch eine Bilirubinurie und Hämaturie/Hämoglobinurie auffällig sein.

Zudem kann es zu einer Lungenmanifestation der Leptospirose kommen. Bei dem sog. „leptospiral pulmonary haemorrhage syndrome“, welches schon länger in der Humanmedizin bekannt ist, kommt es beim Hund aufgrund einer massiven multifokalen, intraalveolären Hämorrhagie zu Dyspnoe und Hämoptysis. Da in der Lunge selbst nur geringe Mengen Leptospiren nachweisbar sind, wird eine immunmediierte Pathogenese diskutiert.

Diagnostische Tests zum Nachweis einer Leptospirose

Leptospiren können mittels Dunkelfeldmikroskopie sichtbar gemacht oder in Kultur angezüchtet werden. Ersteres weist nur eine geringe Sensitivität und Spezifität auf, letzteres ist aufgrund der langsamen Wachstumsrate und der langen Untersuchungsdauer von bis zu 6 Monaten nicht für die Routinediagnostik geeignet. Beide Untersuchungen können nur aus frisch abgesetztem Urin vorgenommen werden.

PCR und MAT als Methoden der Wahl in der Leptospirose-Diagnostik

Für einen direkten Erregernachweis ist angesichts ihrer hohen Sensitivität und Spezifität die Polymerase-Kettenreaktion (PCR) Methode der Wahl. Für den Antikörpernachweis stellt der Mikroagglutinationstest (MAT) den Goldstandard dar. Gelegentlich werden zum Nachweis von Antikörpern gegen Leptospiren auch Immunfluoreszenzantikörpertests (IFAT) und „enzyme-linked immunosorbent assays“ (ELISA) verwendet.

Schnelltests zum Nachweis von Leptospirose-Antikörpern

Zudem sind inzwischen Schnelltests zum Nachweis von Antikörpern verfügbar. Sensitivität und Spezifität dieser Tests variieren je nach Studie. Ihre Aussagekraft wird weiterhin Gegenstand von Untersuchungen sein. Als „Point-of-care“-Test können sie aber wertvolle Hinweise liefern, während man auf die Ergebnisse von PCR oder Mikroagglutinationstest wartet.

Direktnachweis von Leptospiren mittels PCR

Die Probenentnahme für den Direktnachweis sollte vor Beginn einer antibiotischen Behandlung erfolgen. Wann Leptospiren in welchem Probenmaterial nachweisbar sind, kann von verschiedenen Faktoren wie dem vorliegenden Serovar oder der Immunantwort des Hundes abhängen. In der Phase der Leptospirämie (bis zu 10 Tage p. i.), die häufig mit Fieber einhergeht, sind Leptospiren im Blut mittels PCR nachweisbar. Die Leptospirämie setzt sich fort, bis sich eine wirksame Immunantwort entwickelt hat, die den Erreger aus Blut und den meisten Geweben eliminiert. Nur Nieren und Augen stellen als immunprivilegierte Organe eine Ausnahme dar: Hier kann es zu einer Persistenz der Leptospiren kommen. Mit dem Harn werden die Leptospiren lange intermittierend ausgeschieden und können darin mittels PCR nachgewiesen werden.

Empfehlungen für die Beprobung in der Praxis

Bei einem akut erkrankten Patienten sollte sowohl Blut als auch Harn untersucht werden, da der genaue Zeitpunkt der Infektion in der Regel nicht bekannt ist. Der Nachweis im Harn kann daneben zur Identifizierung asymptomatischer Ausscheider dienen. Post-mortem ist die Untersuchung von Gewebeproben (v. a. Niere) möglich, um eine Verdachtsdiagnose abzusichern.

Aussagekraft der Ergebnisse der Leptospirose -PCR

Ein positives PCR-Ergebnis bestätigt eine Infektion, ein negatives PCR-Ergebnis schließt sie niemals mit vollständiger Sicherheit aus: Falsch negative Ergebnisse sind z. B. aufgrund von Vorbehandlungen oder der intermittierenden Ausscheidung möglich. Eine Antibiose kann zu negativen PCR-Ergebnissen führen.

Antikörpernachweis bei Leptospirose

Eine Infektion oder Impfung ruft eine Serogruppen-spezifische Immunantwort hervor. Daher weist ein positives Ergebnis auf einen Kontakt mit einem Serovar aus der entsprechenden Serogruppe hin. Fehlt im Testaufbau eine für die jeweilige Wirtsspezies relevante Serogruppe, kann es zu falsch negativen Ergebnissen kommen.

So funktioniert der Mikroagglutinationstest

Im Mikroagglutinationstest werden Verdünnungsreihen des Patientenserums mit verschiedenen lebenden Leptospirenstämmen inkubiert. Falls im Serum Antikörper gegen eines der getesteten Leptospiren-Serovare vorliegen, agglutinieren die Leptospiren. Diese eventuell auftretende Agglutination wird mikroskopisch beurteilt.

Befund eines Mikroagglutinationstests bei Leptospirose

Angegeben wird die Verdünnungsstufe, bis zu der eine Agglutination für das entsprechende Serovar optisch ablesbar ist. Je höher der angegebene Titer ist, desto größer ist die Menge an Antikörpern im Patientenserum.

Serovar             Ergebnis          
L. australis   1 : 400
L. autumnalis< 1 : 100
L. bratislava     1 : 1600
L. canicola< 1 : 100
L. grippotyphosa< 1 : 100
L. icterohaemorrhagiae   1 : 200
L. pomona< 1 : 100

 

Interpretation des Mikroagglutinationstests

Die Untersuchung einer einzelnen Serumprobe ist meist wenig aussagekräftig: Ein positiver Titer kann aufgrund von Impfung oder vorhergehender Infektion vorhanden sein. Ein falsch negatives Ergebnis ist in der akuten Phase der Infektion möglich, da erst etwa 1 Woche nach Krankheitsbeginn mit dem Auftreten von Antikörpern zu rechnen ist. Die Untersuchung eines Serumpaars, welches im Abstand von 1 – 3 Wochen genommen wurde, steigert die Sensitivität des Mikroagglutinationstests deutlich und vereinfacht die Interpretation der Ergebnisse.

Vierfacher Titeranstieg beweist die Leptospirose-Infektion

Beweisend für eine Leptospirose ist ein mindestens 4-facher Titeranstieg (also z. B. von 1 : 200 auf 1 : 800) innerhalb von 1 – 3 Wochen (Ausnahme: kürzlich stattgefundene Leptospirose-Impfung, s. u.). Der zu erwartende Titeranstieg kann entfallen, wenn Hunde schon in einer sehr frühen Phase der Infektion antibiotisch behandelt werden.

Serumpaarproben sollten immer im gleichen Labor untersucht werden, da die Werte verschiedener Labore aufgrund von Unterschieden in der Testdurchführung in der Regel nicht miteinander vergleichbar sind.

Impfung gegen Leptospirose

Eine Impfung gegen Leptospirose induziert eine Serogruppen-spezifische Immunität. Um den Impfschutz zu maximieren, sollten daher Impfstoffe zum Einsatz kommen, die 3 oder 4 Serogruppen abdecken. Beim Wechsel auf einen tri- oder tetravalenten Impfstoff ist eine erneute Grundimmunisierung notwendig.

Impfungen wirken sich auf die Diagnostik aus

Auch bei geimpften Tieren muss, bei entsprechender klinischer Symptomatik, eine Leptospirose als Differenzialdiagnose in Betracht gezogen werden. Geimpfte Tiere können im Mikroagglutinationstest Antikörper gegen Impfserovare und gegen Nicht-Impfserovare aufweisen, die bis zu 12 Monate persistieren können, da Titer des Mikroagglutinationstests nicht Serovar-spezifisch sind. Besonders neuere, adjuvantierte Impfstoffe können hohe Titer induzieren, was die Interpretation von den Ergebnissen des Mikroagglutinationstests erschweren kann. Innerhalb von etwa 4 Wochen nach Impfung kommt es zu einem Titeranstieg. Auch bei Untersuchung eines Serumpaars mittels Mikroagglutinationstest ist in diesem Zeitraum keine Differenzierung zwischen Impfung und Infektion möglich. Liegt die letzte Impfung länger als 4 Wochen zurück, ist ein Titeranstieg in der Regel auf eine akute Infektion zurückzuführen.

Take Home

Da es sich bei der Leptospirose um eine Zoonose handelt, ist eine frühzeitige, aussagekräftige Diagnostik entscheidend. Dabei ergänzen sich PCR und Mikroagglutinationstest gegenseitig. Der bevorzugte Bestätigungstest für eine Leptospirose ist der Mikroagglutinationstest. Allerdings ist dafür ein Serumpaar im Abstand von 1 – 3 Wochen notwendig. Eine frühe Diagnosestellung, noch vor dem Auftreten von Antikörpern, ist mittels PCR möglich, wobei nur ein positives Ergebnis beweisend ist. Des Weiteren dient die PCR als Bestätigungstest bei geimpften Hunden mit hohen Titern im Mikroagglutinationstest, da eine Impfung nicht mit der PCR interferiert. Daneben ist sie Mittel zur Identifizierung klinisch inapparenter Ausscheider.

Hinweise für die Praxis:

  • Im Verdachtsfall EDTA-Blut und Harn mittels PCR, Serumprobe mittels Mikroagglutinationstest testen.
  • Probenentnahme für PCR vor Antibiotikagabe durchführen
  • Nachweis einer Leptospirose: positives PCR-Ergebnis oder mindestens 4-facher Titeranstieg im Mikroagglutinationstest innerhalb von 1 – 3 Wochen bei einem nicht kürzlich geimpften Hund.
  • Asymptomatische Ausscheider können durch eine PCR aus Harn ermittelt werden.

 

Der (hier aktualisierte) Originalartikel ist erschienen in:

Leptospirose beim Hund – Diagnostik, zoonotische Aspekte und Prophylaxe. Veterinärspiegel 2019; 29(04): 131 - 138. DOI: 10.1055/a-1000-0410.

Dr. med. vet. Michaela Gentil arbeitet seit 2010 bei Laboklin GmbH & Co. KG, Bad Kissingen, in der Abteilung Molekularbiologie. Besondere Interessengebiete: PCR-Diagnostik, Infektionskrankheiten, Vector-borne diseases und Zoonosen.

Ihr Originalartikel "Leptospirose beim Hund – Diagnostik, zoonotische Aspekte und Prophylaxe" erschien im Veterinärspiegel.