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FachartikelErkrankungen der tragenden Hündin

Während der Trächtigkeit kann es sowohl zu Allgemeinerkrankungen, als auch zu speziellen gynäkologischen Erkrankungen kommen, die sowohl die Welpen als auch das Muttertier gefährden können. Diese sind von physiologischen Veränderungen während der Gravidität abzugrenzen.

zwiebackesser/stock.adobe.com

Erkrankungen der Hündin

Diabetes mellitus ist eine häufige Erkrankung gravider Hündinnen. Fruchtverlust oder übergroße Früchte können die Folge sein. Die Symptome und Behandlung entsprechen denen nicht gravider Hündinnen.

Bei graviden Hündinnen kommen gelegentlich Inguinalhernien vor. Hier prolabieren Teile des Uterus durch die Bruchpforte unter die Haut. Der Bruchsack kann dabei bis zu 3 Feten enthalten. Mit zunehmender Dauer der Gravidität erhöht sich das Risiko des Absterbens der Früchte und der Entstehung einer Inkarzeration. Daher ist in den meisten Fällen ein operativer Eingriff notwendig.

Befinden sich in den vorgefallenen Uterusabschnitten mazerierte oder mumifizierte Früchte, so ist es i. d. R. empfehlenswert, eine Ovariohysterektomie durchzuführen.
 

Physiologische Veränderungen während der Gravidität

Gegen Ende der Trächtigkeit machen sich bei der Hündin verschiedene Veränderungen bemerkbar, die auf die nahende Geburt hinweisen. Hierzu zählen:

  • auffälliges Wachstum des Gesäuges
  • beginnende Milchsekretion
  • geringgradige Ödematisierung der Vulva
  • leichtgradiger Vaginalausfluss (bedingt durch die Verflüssigung des Vaginalpfropfs)
  • Erschlaffung der Beckenbänder

Etwa 1 Woche vor der Geburt pendelt sich die Temperatur vorerst auf rund 38 °C ein. Die Auflösung der Gelbkörper führt zu einem abrupten Progesteronabfall und in der Folge sinkt die Körpertemperatur 12–24 h ante partum um etwa 1 °C oder mehr ab. Mit dem Einsetzen der Öffnungsphase steigt auch die Temperatur wieder an und kann gegen Ende der Austreibung im subfebrilen Bereich liegen.
 

Pathologische Veränderungen während der Gravidität

Die Trächtigkeitsketose kann infolge des erhöhten Energiebedarfs in der Endphase der Trächtigkeit entstehen. Betroffene Tiere zeigen Anorexie, Apathie, Ketonurie ohne Glukosurie und erhöhte Leberenzyme. Die Behandlung in Form von kohlenhydratreicher Ernährung oder Glukoseinfusionen oder unter Umständen sogar ein Beenden der Trächtigkeit mittels Chirurgie richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung. Falls eine chirurgische Behandlung erforderlich ist, sollte bei der Wahl der Anästhetika die gestörte Leberfunktion berücksichtigt werden. Antigestagene sollten nur zur Anwendung kommen, wenn keine Hepatopathie vorliegt.

Kurz vor der Geburt kann eine Hypokalzämie auftreten.

Bei einer übermäßigen Anzahl von Welpen (Hyperfetation) kann es, bedingt durch die Einengung des Abdominal- und Brustraumes sowie durch die übermäßige Belastung des Muttertieres, zu Atemnot, Inappetenz, Erbrechen und Erschöpfung kommen.

Spontanaborte sind bei der Hündin sehr selten. Ausgelöst werden diese durch Viruserkrankungen (CHV-1, Staupe, canines Adenoivrus, CPV-1), bakterielle Erreger (Enterobacteriaceae, Streptokokken, Staphylokokken, Salmonellen, Mycoplasma canis und Brucella canis) Das Protozoon Toxoplasma gondii kann ebenfalls zu Aborten führen. Auch systemische Erkrankungen, die mit hohem Fieber und gestörtem Allgemeinbefinden einhergehen, können zu einem Abort führen. Unter den nichtinfektiösen Noxen spielen v. a. Vergiftungen sowie Unfälle und möglicherweise eine Lutealinsuffizienz eine gewisse Rolle. Faktoren, die sich auf einzelne Früchte auswirken, bleiben meist ohne klinische Folgen, da die übrigen fetoplazentären Einheiten das Fortbestehen der Gravidität sichern.

Gelegentlich werden bei tragenden Hündinnen sekundäre Bauchhöhlengraviditäten festgestellt. Ursachen für das Austreten von Früchten mitsamt den Eihäuten sind spontane Uterusrupturen, Gewalteinwirkung, unsachgemäße Anwendung oder Oxytocinüberdosierung. Die austretenden Eihäute verkleben rasch mit den Abdominalorganen, wodurch es zum Absterben der Feten kommt. Klinisch treten jedoch meist keine Störungen in Erscheinung. Uterusrupturen in der ersten Hälfte sind klinisch nicht relevant. Bei Rupturen unmittelbar vor der Geburt oder intra partum ist der Geburtsablauf jedoch gestört.

Uterustorsionen sind selten und nur möglich, wenn einzelne Uterusabschnitte deutlich vergrößert sind (Trächtigkeit, Pyometra, Neubildungen). Sie betreffen i. d. R. nur einen Teil der Gebärmutter. Infolge der rasch einsetzenden Stauungserscheinungen kommt es schnell zur Ausbildung akuter klinischer Symptome, wie einem schmerzhaften Abdomen, einer gespannten Bauchdecke, einem aufgekrümmten Rücken, ein frequenter schwacher Puls, sowie einer Inappetenz. Bei intra partum auftretenden Torsionen ist es möglich, dass zunächst Feten aus dem nicht verdrehten Uterushorn geboren werden. In seltenen Fällen äußert sich die Torsio uteri nur als Dystokie.

Kommt es bei Abwesenheit von Bakterien zum Fruchttod, so trocknen Frucht und Eihäute ein. Oft sind nur einzelne Feten betroffen, sodass die Gravidität ohne irgendwelche klinischen Störungen weiterläuft. Bei der Geburt werden die Mumien mit den normal entwickelten Welpen ausgestoßen. In seltenen Fällen (möglicherweise nach Einwirken teratogener Noxen) kann ein ganzer Wurf betroffen sein. In diesem Fall wäre der Geburtsmechanismus erheblich gestört.

Übertragene Geburt

Vor dem 69. Tag der Trächtigkeit besteht bei Tieren mit ungestörtem Allgemeinbefinden keine Notwendigkeit zum Eingreifen, falls ultrasonografisch folgendes nachgewiesen werden kann.

  • vitale Welpen
  • normale Herzfrequenz (> 200/min)
  • Schädeldurchmesser (Welpe) kleiner als Abstand Beckensymphyse/Iliosakralgelenk

Pathologisches Übertragen wird fast ausschließlich bei Ein- oder Zweifrüchtigkeit beobachtet. Häufig ist in diesem Fall die Frucht zu groß (Röntgen in 2 Ebenen) und muss mittels Kaiserschnitt entwickelt werden.
 

 

Quellen:

Praktikum der Hundeklinik. Kohn BSchwarz G, Hrsg. 12., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2017. doi:10.1055/b-004-140269